Franz Odermatt
Franz Odermatt
Franz Odermatt
Franz Odermatt
Wer Werner Liem gegenübersitzt, dem fällt schnell auf, welch Ruhe der 70-jährige Ennetmooser ausstrahlt. Genau diese Eigenschaft zeichnete den Meisterschützen über Jahrzehnte bei etlichen Wettkämpfen aus. «Ob beim Schiessen, im Beruf oder in der Politik, überall habe ich mich immer ernsthaft und mit dem notwendigen Zeitaufwand vorbereitet. Halbbatziges liegt mir nicht. Dank den seriösen Vorkehrungen, gepaart mit ‹Ruhigblut›, stellten sich die Erfolge ein», erzählt Werner Liem. Und seine Ergebnisse, vor allem beim Rütlischiessen, sind einmalig für Nidwalden. Laut Statistik feierte er gestern das Jubiläum «50 Jahre Rütlischütze». Doch gemäss der gleichen Statistik hat er bereits 51-mal am Schiessanlass an historischer Stätte teilgenommen. Wie ist das möglich? Liem schmunzelt: «Weil ich 1967 noch nicht 20-jährig war, durfte ich nicht aktiv teilnehmen. Trotzdem begleitete ich die Ennetmooser als Schlachtenbummler aufs Rütli. Plötzlich fehlte in der Feuerlinie ein Schütze.» Da habe ihm die Schiessleitung zugerufen: «Werni, du kannst schiessen, aber musst auf einen allfälligen Becher verzichten, du bist ja noch nicht Rütli-Mitglied.» Er erhielt von einem Kameraden ein fremdes Gewehr, erzielte immerhin 73 Punkte und verblüffte damit seine Kameraden.
Neben dem Sektionsbecher 1968 und Meisterbecher 1977 schaffte «Mister Rütli» bis heute fast unglaubliche 33 Verzichtscheine (Becherresultate). Für Nidwalden bestimmt ein Rekord. Dass er dabei zehn Mal 84 und mehr Punkte erzielte, verdient ebenfalls Erwähnung. Es spricht für seine seriöse Wettkampf-Einstellung, dass er gestern nur passiv am Rütlischiessen war, da er aus diversen Gründen nicht genügend Zeit zur Vorbereitung hatte. «Ich will nicht nur mitschiessen, ich will auch ein hohes Resultat erzielen.» Wenn er gesund bleibt, will er 2019 wieder die Scheibe ins Visier nehmen.
Rütligeist begleitet ihn seit der Schulzeit
Schon auf der Schulreise war der jugendliche Werner vom Rütli, dem Gründungsort der Eidgenossenschaft, tief beeindruckt. «Das Rütlischiessen hat für mich nach wie vor einen sehr hohen Stellenwert. Es bedeutet für mich immer ein spezieller Saisonhöhepunkt.» Als erfolgreicher Matchschütze (7-mal Nidwaldner Meister) liegt ihm das Kniendschiessen besonders. Dass er mehrmals knapp an der höchsten Auszeichnung, der Bundesgabe, scheiterte, wurmt den vierfachen Vater und mehrfachen Grossvater bis heute. Er hat übrigens über fast all seine Rütli-Einsätze Buch geführt und alle Details wie Trefferlage, Wetterbedingungen und eigene Fehler niedergeschrieben, um beim nächsten Mal noch besser zu sein. «Typisch Werni», würden seine Kameraden sagen.
Der Ennetmooser bedauert ein wenig, dass der frühere Respekt vor dem Rütlischiessen verloren gegangen ist. Der Anlass sei über die Jahre immer mehr zum Festbetrieb geworden. Als Beweis führt er an: «Die Schützen und Schlachtenbummler verlassen die Rütliwiese schon vor dem offiziellen Akt. Über all die 51 Jahre habe ich nie an der Rangverkündigung und an der Rütli-Schützengemeinde gefehlt, das gehört einfach dazu.»
Nicht nur als aktiver Schütze hat sich Werner Liem verdienstvoll gemacht. Seine Tätigkeiten als junger Gemeinderat von 1984 bis 1992, als Feuerwehrmann während 30 Jahren, als langjähriger Schiessfunktionär und als ebenfalls langjähriges Mitglied der Nidwaldner Matchschützen-Gruppe möchte er nicht missen. «Ich konnte immer auf meine verständnisvolle Frau zählen, die mir den Rücken frei hielt.» Obwohl er immer noch Spass daran habe, scheint das Sportschiessen langsam in den Hintergrund zu rücken, wenn er von seinen weiteren «Aufgaben» als Pensionär erzählt: «Grosskinder hüten, wandern, reisen und ein grosser Gemüse- und Blumengarten erfüllen mich mit grosser Freude.»
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