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Nidwalden

Bei der Logopädie fehlen in Nidwalden die Fachpersonen

Landrätin Erika Liem Gander (Grüne, Beckenried) ist mit der Beantwortung ihrer Interpellation nicht zufrieden. Sie sieht die Leistungsverpflichtung des Kantons nicht erfüllt.
Im Kanton Nidwalden fehlt es momentan an Fachkräften im Bereich Logopädie. (Symbolbild: Keystone)
Landrätin Erika Liem Gander (Grüne, Beckenried)  (Bild: PD)

Martin Uebelhart

Martin Uebelhart

Der Fachpersonenmangel in der Logopädie habe ein besorgniserregendes Ausmass angenommen, schreibt Landrätin Erika Liem Gander (Grüne, Beckenried). Von den durch die Gemeinden bestellten 630 Stellenprozenten könne der Kanton mit Stand Mitte Juni lediglich 290 Stellenprozente abdecken. Das sei nicht einmal die Hälfte. In einem äusserst schnellen Verfahren sei ein Kurs «Assistenz Sprache» geschaffen worden, der seit dem Sommer 2021 zum ersten Mal durchgeführt werde. Die Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik als durchführende Institution äussere sich dahin gehend, dass logopädische Therapie ausschliesslich von Logopädinnen mit Bachelorausbildung durchgeführt werden könne und lege hierbei grossen Wert auf die Qualität in der Ausbildung. Sie betone denn auch, dass die geplante Weiterbildung zur Sprachförderung in der Verantwortung des Kantons liege. Fachpersonen der Logopädie, Lehrpersonen von betroffenen Kindern, Schulleitungen sowie Schulpräsidien seien sehr besorgt über diese Entwicklung.

Die Bemühungen des Kantons zu Gunsten einer kurzfristigen Lösung mit der Schaffung des erwähnten Kurses würden wahrgenommen. Es entstünden damit jedoch neue Herausforderungen, für deren Lösungen noch viel Klärungsbedarf bestehe. Die bereits stark unterdotierten Fachpersonen würden nicht noch zusätzliche Aufgaben in der Koordination übernehmen können. Der wichtigste zu beachtende Umstand sei dabei, dass Sprachförderung keine Sprachtherapie ersetze. lm schulischen Umfeld sei seit längerem erkannt worden, dass Sprache der Schlüssel zu schulischem Erfolg bedeute. Wissenschaftlich erwiesen sei, dass Sprachstörungen, welche sich manifestiert haben, sehr viel aufwendiger zu therapieren sind und hier die entwicklungspsychologischen Zeitfenster unbedingt genutzt werden müssen.

Laut Regierung gibt es in allen Gemeinden eine Lösung

Erika Liem wollte von der Regierung unter anderem wissen, wie der Kanton seiner Leistungsverpflichtung im Bereich Logopädie nachkomme. Durch die Führung des erwähnten Lehrgangs und mit den bisherigen Logopädinnen und Logopäden könne die Leistungsverpflichtung hinreichend abgedeckt werden, antwortet die Regierung. In allen Gemeinden könne eine Lösung angeboten werden.

Weiter wollte die Landrätin wissen, wer die Triage zwischen sprachlichen Auffälligkeiten und komplexen Sprachbehinderungen übernehme. Das Team der Logopädie, bestehend aus Logopädinnen und Assistenzen, werde zusammen mit den Lehrpersonen die Triage übernehmen, so der Regierungsrat. Bei Bedarf könnten die Führungspersonen im Amt oder im Zentrum für Sonderpädagogik hinzugezogen werden.

Lehrgang führt zu Entschärfung des Problems

Der Kanton Nidwalden habe bereits früh und als erster Kanton die Thematik in den eidgenössischen und regionalen Gremien eingebracht, hält die Regierung in ihrer Antwort weiter fest. Der Kanton ist nach wie vor bereit, Aktivitäten zu einer Logopädieausbildung in der Region formal und finanziell zu unterstützen. Die Hochschule für Heilpädagogik habe beschlossen, einen dezentralen Ausbildungsgang an der PH Luzern anzubieten. Erste nach diesem Modell ausgebildete Logopädinnen und Logopäden würden frühestens in fünf bis sechs Jahren zur Verfügung stehen. Da dies einer mittelfristigen Lösung entspreche, rechtfertige sich der kurzfristig aufgegleiste Weiterbildungsgang «Sprachförderung», welcher unmittelbar zu einer Entschärfung des Problems führe, so der Regierungsrat.

Für gewisse Aufgaben braucht es Fachpersonen

Erika Liem ist nicht zufrieden mit der Beantwortung. Lobenswert sei, dass die Interpellation so kurzfristig beantwortet wurde, sagt sie auf Anfrage. Der Bildungsdirektion scheine ein gewisser Handlungsbedarf ebenfalls gegeben. Der Kanton sehe seine Leistungsverpflichtung mit den Kursteilnehmenden «Assistenz Sprache» als erfüllt. Sie habe andere Signale aus Gemeinden: «Wenn aktuell Kinder nicht abgeklärt werden können, weil die Fachpersonen fehlen, ist diese Leistungsverpflichtung nicht erfüllt.» In der Antwort stehe, dass in allen Gemeinden eine Lösung angeboten werden kann. Diese sei jedoch nicht ausreichend, da die Kursteilnehmerinnen keine Therapie anbieten könnten. Ursprünglich habe die Bildungsdirektion von einem CAS «Assistenz Sprache» gesprochen. Nun werde lediglich ein Kurs «Assistenz Sprache» durchgeführt. Die Triage solle nach Meinung der Regierung zusammen mit Lehrpersonen vorgenommen werden. «Diese Aufgabe können jedoch nur ausgebildete Fachpersonen abdecken», betont Erika Liem. Auf ihre Frage nach Langzeitauswirkungen durch fehlende logopädische Unterstützung gehe der Regierungsrat überhaupt nicht ein.

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