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Luzern

Neuer Vorschlag für das Eichwäldli: Genossenschaft soll Gebäude im Baurecht übernehmen

Die Wohnbaugenossenschaft GWI macht einen neuen Vorschlag. Sie ist überzeugt, dass ein spannendes Projekt entstehen könnte.
Die alte Soldatenstube am Murmattweg 2.
(Bild: Pius Amrein (Luzern , 24. November 2020))

Pirmin Bossart

«Wir stellen fest, dass sich im Diskurs um den Erhalt der Liegenschaft verhärtete Fronten gebildet haben», schreibt die Wohnbaugenossenschaft GWI in einem Brief, der gestern dem Stadtrat übergeben wurde. Die Verhärtung verunmögliche eine zielführende Lösungssuche.

Die Genossenschaft, die an der Industriestrasse in ein grösseres Bauvorhaben involviert ist, bietet deshalb ihre Hilfe an, «um zusammen eine Alternative zum geplanten Abriss auszuarbeiten». Sie zeigt sich überzeugt, dass «mit Engagement und guten Ideen ein spannendes Projekt realisierbar ist».

Vorhaben sei juristisch machbar

Konkret schlägt die GWI vor, dass die Bauten und der Umschwung Eichwäldli im Baurecht oder in einer anderen geeigneten Weise an einen genossenschaftlichen Träger abgegeben werden, wie Jonas Krummenacher, Vorstandsmitglied GWI, auf Anfrage bestätigt. «Der Baurechtsvertrag könnte so ausgestaltet werden, dass die Stadt das Bodenrecht innert nützlicher Frist vollständig zurückerhält. Die juristische Machbarkeit dafür ist gegeben.» Auf diese Weise könne dem Anliegen des Stadtrats nach Vielfalt verschiedener Wohn- und Lebensformen nachgekommen werden.

Die Familie Eichwäldli muss nach den Entwicklungen der letzten Monate die ehemalige Soldatenstube am Murmattweg bis am 31. Januar 2021 verlassen. Die Stadt erachtet das Gebäude aufgrund von bautechnischen und statischen Gutachten als ein Sicherheitsrisiko und bezeichnete eine Gesamtsanierung als wirtschaftlich nicht verhältnismässig. Andererseits hat sie bis jetzt nie ein konkretes Projekt vorlegen können, wie das rückgebaute Grundstück danach genutzt werden sollte.

Dieses Beharren auf einen Rückbau ohne Plan, was danach mit dem Areal real geschieht, hat zu Kritik geführt. Der Quartierverein Obergrund oder der Verein Kultur Brache Eichwäldli sprachen vom «Abriss auf Vorrat». Vor ein paar Tagen haben auch 200 Kulturschaffende in einem offenen Brief den Stadtrat gebeten, vom Abriss abzusehen, um nicht vorschnell günstigen Wohnraum und Freiraum zu zerstören. Für das gleiche Anliegen wurde Anfang Januar auch im Grossen Stadtrat von SP und Grüne mit einem Postulat nachgedoppelt.

Die Stadt entlasten

Eine Kernfrage im Eichwäldli-Hickhack ist die Frage der Haftung. Wie sieht das die GWI? Die Bedenken des Stadtrates wegen der Sicherheit und der Verantwortung seien nachvollziehbar, sagt Krummenacher. «Aber wir gehen davon aus, dass das bautechnisch lösbar ist und die Stadt vollständig von der Verantwortung entlastet werden kann.» Bei der Abgabe der alten Bauten an der Industriestrasse habe der Stadtrat auch keine Bedenken bezüglich Verantwortung geäussert. Und im Bericht und Antrag Entwicklungsareal obere Bernstrasse (2015) habe der Stadtrat klar festgehalten, dass mit dem Baurecht die Risiken und die Werkeigentümerhaftung von der Stadt an die Baurechtsnehmerin übergingen. «Warum kann das nicht auch beim Eichwäldli der Fall sein?», fragt Krummenacher.

Krummenacher schätzt, dass die Liegenschaft mit Eigenleistung und einer Investition in der Höhe von 40'000 bis 50'000 Franken für eine Dauer von bis zu zehn Jahren bewohnbar gemacht werden könnte. Würde denn die GWI selber die Liegenschaft im Baurecht übernehmen wollen? Ein genossenschaftlicher Bauträger müsste zusammen mit der Bewohnerschaft selber und ihrer Basis realisiert werden, sagt Krummenacher. «Uns geht es darum, in einen Dialog mit dem Stadtrat und der Familie Eichwäldli einzutreten, um zusammen mit weiteren Kräften ein realisierbares Projekt auszuarbeiten. Dafür bieten wir gerne Hand und setzen uns ein.»

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