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Klimawandel

Neuer Verein verkauft CO 2 -Zertifikate für Pflege an Luzerner Wäldern – «das ist kein Greenwashing»

18 Organisationen haben sich zum Verein Wald Klimaschutz Luzern zusammengetan. Weil es sich nicht lohnt, den Wald zu bewirtschaften und klimafit zu machen, gehen sie nun einen neuen Weg.

Der Druck auf Luzerner Waldeigentümer ist gross. Mit ihrem Holz haben sie lange Zeit kaum noch etwas verdient. Zu tief waren die Preise, zu hoch ihre Aufwände, um die Wälder für die Allgemeinheit gebührend zu pflegen, zu verjüngen und so klimafit zu machen.

Ein Waldstück in Willisau, das nach dem Sturm Burglind 2018 aufgeforstet werden musste.
Bild: Bilder: Patrick Hürlimann (16. November 2022)

Zwar hat sich die Situation mittlerweile etwas verbessert. Doch damit die Waldeigentümer ihre Arbeit auch in Zukunft finanzieren können, wollen sie eine neue Einnahmequelle erschliessen: CO 2 -Zertifikate. «Es ist dringend nötig, auch eine Nichtholz-Waldleistung wie den Klimaschutz in Wert setzen zu können», sagt Ruedi Gerber, Präsident von Wald Luzern, dem Verband der Waldeigentümer.

Dafür haben sich nun 18 Korporationen und regionale Organisationen der Waldeigentümer zum Verein Wald Klimaschutz Luzern zusammengeschlossen. Gemeinsam haben sie die Obhut über 26'800 Hektar Wald – das entspricht rund 70 Prozent der Waldfläche im Kanton.

CO 2 -Speicher: Nicht Maximum an Bäumen fällen

Am Mittwoch haben die Verantwortlichen ihre Pläne vorgestellt. Mit der Beteiligung am Projekt gehen die Vereinsmitglieder zwei Verpflichtungen ein. Erstens: Eine «optimierte Waldpflege», welche die Klimaschutzfunktion der Wälder stärkt und langfristig sichert.

Das sei aufwendig, wie Vereinspräsident und Förster Martin Hafner exemplarisch am Willbrigwald in Willisau aufzeigte. So müssen etwa Bäume, die von Borkenkäfern befallen sind, gefällt, entrindet und abtransportiert werden. Oder nach Stürmen gilt es, gezielt neue Bäume zu pflanzen. Hafner:

«Unser Ziel ist es, eine möglichst grosse Baumvielfalt zu erreichen. So wird der Wald klimaresistenter.»

Wollen den Wald klimafit machen (von links): Bruno Röösli, Leiter Abteilung Wald, Hubertus Schmidtke von Wald Klimaschutz Schweiz, Martin Hafner, Präsident Wald Klimaschutz Luzern und Ruedi Gerber, Präsident Wald Luzern.

Zweitens verpflichten sich die Organisationen dazu, den Wald nicht so stark abzuholzen, dass er seine grundlegenden Funktionen noch gerade so erfüllen kann. Im Fachjargon spricht man hierbei vom sogenannten Modellvorrat, der bei 295 Kubikmetern Holz pro Hektar liegt. Der Verein verspricht nun, durchschnittlich 340 Kubikmeter Holz pro Hektar im Wald zu belassen. Mit anderen Worten: Es wird nicht so viel Holz geschlagen, wie theoretisch möglich wäre. Dennoch soll die Holznutzung im bisherigen Rahmen gewährleistet bleiben und so die aktuell hohe Nachfrage nach Holz gestillt werden können.

Insbesondere diese zweite Verpflichtung sei ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Denn je mehr Bäume im Wald stehen gelassen würden, desto mehr CO 2 werde gespeichert. «Vitale und gesunde Wälder sind ein riesiger Kohlenstoffspeicher. Sie sind ein bedeutender Faktor im Klimaschutz», sagte Werner Hüsler, Geschäftsführer von Wald Luzern.

Geld soll in Wald zurückfliessen

Die Zertifikate des Vereins sind ab zirka 35 Franken pro Tonne CO 2 zu kaufen. Die Preise würden je nach Angebot und Nachfrage variieren. Als Käufer kommen Firmen, Organisationen oder auch Private in Frage, die freiwillig ihre Emissionen ausgleichen wollen. Dazu Martin Hafner: «Wir hoffen, dass unter den Abnehmern viele Firmen aus der Region sind und sie so ihre CO 2 -Emissionen gleich direkt vor Ort kompensieren.»

Förster Martin Hafner im Willbrigwald in Willisau.

Es stellt sich allerdings die Frage, wie viel solche Zertifikate tatsächlich zum Klimaschutz beitragen. Schliesslich besteht für die Firmen damit kein Anreiz, ihren CO 2 -Ausstoss selber zu reduzieren. «Die Zertifikate sind sicher kein Greenwashing», sagte Projektleiter Hubertus Schmidtke. Man sei sich der Gefahr zwar bewusst, handle aber nach der Maxime «Emissionen reduzieren und kompensieren». Zudem achte man auf die Abnehmer und die Verwendung der Einnahmen. Stand jetzt rechne man mit einem Erlös von 30 Franken pro Hektar und Jahr. Ruedi Gerber von Wald Luzern beteuerte:

«Die Einnahmen aus den Zertifikaten fliessen vollumfänglich in den Wald zurück.»

Etwa um klimaresistente Waldbestände zu schaffen, Schutzmassnahmen gegen Borkenkäfer umzusetzen oder Aus- und Weiterbildungen zu finanzieren. «Massnahmen, die wir alleine kaum stemmen könnten.»

Der Kanton begrüsst das Engagement der Branche, wie Bruno Röösli sagte. Der Leiter der kantonalen Abteilung Wald sprach von einem «Meilenstein». «Die Waldwirtschaft, insbesondere die Nutzung des nachwachsenden Rohstoffes und Energieträgers Holz, gilt es zu fördern und erhalten.»

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