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Obwalden

Neue Stromleitung soll unter dem Glaubenberg-Moor hindurchführen

Die Hochspannungsleitung vom Berner Oberland in den Kanton Luzern soll ersetzt werden. Davon ist auch Obwalden betroffen.
Strom ist in unserem Alltag allgegenwärtig und selbstverständlich. Wie wirkt sich eine Strommangellage aus?  (Symbolbild: Pius Amrein (Malters, 22. November 2021))

Matthias Piazza

Die Hochspannungsleitung von Innertkirchen im Haslital im Berner Oberland zum Unterwerk Mettlen bei Inwil ist in die Jahre gekommen. Die Leitung wurde grösstenteils in den 1950er-Jahren gebaut und ist damit fast am Ende ihrer Lebensdauer angekommen. Deshalb will die Schweizer Übertragungsnetzbetreiberin Swissgrid die Leitung ersetzen – und gleichzeitig die Kapazität erhöhen.

Statt wie aktuell eine Spannung von 220 Kilovolt soll die Strecke durchgehend für eine Spannung von 380 Kilovolt ausgebaut werden. Kürzlich stellte Swissgrid die Pläne der Öffentlichkeit in Malters und Giswil vor. Ziel ist es, neue Nord-Süd-Verbindungen mit der höheren Spannungsleistung zu schaffen. Während im Mittelland der Ausbau schon weit fortgeschritten ist, fehlen zurzeit solche Hochleistungsverbindungen von den grossen Wasserkraftwerken in den Walliser, Berner und Tessiner Alpen in die grossen Stromverbrauchszentren im Mittelland.

2030 soll mit dem Bau der neuen Leitung begonnen werden. Die bestehende Leitung soll dann 2035 zurückgebaut werden.

Swissgrid hat in einem ersten Schritt drei Planungsgebiete definiert. Eines führt über Giswil, wo ein Unterwerk steht, nach Sörenberg und dann durchs Entlebuch in Richtung Malters und Hellbühl. Ein weiteres Planungsgebiet führt über Giswil nach Sarnen und von dort über Alpnach und das Pilatusgebiet nach Kriens. Das dritte Planungsgebiet orientiert sich am bisherigen Verlauf der Hochspannungsleitung und führt von Giswil über den Glaubenberg nach Schwarzenberg und von dort nach Malters und Hellbühl.

Kürzeste Verbindung führt über den Glaubenberg

Swissgrid favorisiert aktuell letztere Variante, wie Projektleiter Robert Benz, Leiter Netzwerkprojekte bei Swissgrid, an den öffentlichen Informationsveranstaltungen sagte. Doch: «Bei allen drei Varianten sind wir mit grossen Hindernissen konfrontiert.» So seien bei der Variante Pilatus viele Siedlungen betroffen und man müsse den Flugplatz Alpnach berücksichtigen. Bei der Variante Entlebuch würde wiederum die Unesco Biosphäre tangiert, so Benz. «Darum wäre der Planungskorridor dort sehr schmal.» Zudem wäre bei dieser Variante die Strecke sehr lang. Aber auch die favorisierte Option Glaubenberg hat Tücken. Denn dort befindet sich eine geschützte Moorlandschaft. Bereits jetzt scheint klar: Wird die neue Leitung wiederum über den Glaubenberg führen, werden die geschützten Moore untertunnelt. Dieser Tunnel wäre maximal zehn Kilometer lang, so Benz. Für die Variante Glaubenberg spreche weiter die «direkte Linienführung».

In einem nächsten Schritt wird entschieden, welches der drei Planungsgebiete weiterverfolgt wird. Dies passiert in einer Begleitgruppe, die unter der Leitung des Bundesamts für Energie die Planungsgebiete bezüglich ihrer Auswirkungen auf Raum, Umwelt, Technik und Kosten bewertet. In der Begleitgruppe sitzen Vertreter anderer Bundesämter, der betroffenen Kantone sowie Umweltverbände. Die Begleitgruppe empfiehlt dann ein Planungsgebiet und die öffentliche Mitwirkung startet. Das Planungsgebiet wird voraussichtlich Ende 2023 vom Bundesrat festgelegt. Erst anschliessend wird der genauere Planungskorridor ausgearbeitet. Das Bauprojekt soll Ende 2025 vorliegen.

«Die Swissgrid hat uns die Vor- und Nachteile der drei Varianten aufgezeigt und uns plausibel die Wahl der favorisierten Variante begründet», sagt auf Anfrage der Obwaldner Baudirektor Josef Hess. «Mit der Untertunnelung des Glaubenberg-Moors können wir gut leben. Eine Erdverlegung sollte aber auch in anderen Abschnitten, etwa in der landschaftlich wertvollen Grossteiler-Ebene geprüft werden.»

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