notifications
Zug

Nach 41 Jahren kommt das Aus für die Paar- und Einzelberatung in Zug

Die alteingesessene Paar- und Einzelberatung LEB muss ihre Tätigkeit per Ende 2018 einstellen, weil der Kanton spart. Die Frauenzentrale wird somit zur einzigen Anlaufstelle für die Klienten.
Auch die Sexualität ist Teil der LEB-Beratung. (Symbolbild: Pius Amrein)

Andreas Faessler

Für Fragen zu Familienplanung, Schwangerschaft, Sexualität und Partnerschaft stehen den Zugerinnen und Zugern zwei kompetente Anlaufstellen offen: zum einen die Frauenzentrale Zug, zum andern die Paar- und Einzelberatung LEB des Zuger Kantonalen Frauenbundes. Letztere ist die ältere Einrichtung dieser Art im Kanton Zug.

Beide Beratungsstellen erhalten jährlich vom Kanton einen Beitrag gesprochen, um ihre Aufgaben wahrnehmen zu können. Nun aber ändert sich das, denn für die LEB hat bald die letzte Stunde geschlagen: Per Ende 2018 wird sie ihre Dienste einstellen – dies nach 41 Jahren.

Kanton will 240 000 Franken einsparen

Wie kam es dazu? Im Juli 2017 hat das Sozialamt des Kantons Zug einen Auftrag ausgeschrieben. Demnach wurde ein Anbieter gesucht, der in der Paar-, Familien- und Schwangerschaftsberatung sowie in der Beratung für pränatale Untersuchungen die Leitung im Kanton Zug übernimmt. Kurz gesagt: Die Direktion des Inneren will damit einen entsprechenden Leistungsauftrag an eine einzige Stelle vergeben, wonach nur noch ein finanzieller Beitrag jährlich geleistet wird anstatt deren zwei. «Dass ein solches Beratungsangebot für die Zuger Bevölkerung weiter bestehen soll, war für die Regierung immer klar», betont Jris Bischof, die Leiterin des Kantonalen Sozialamtes. «Nur fand man es nicht sinnvoll, in diesem Bereich zwei Leistungsvereinbarungen zu unterhalten.» Deshalb habe sich der Regierungsrat im Zuge des Sparpakets Finanzen 19 und im Sinne eines haushälterischen Umgangs mit Steuergeldern für diese Submission entschieden. So will der Kanton jährlich 240 000 Franken einsparen.

Die LEB und die Frauenzentrale mussten sich folglich beide um den Auftrag bewerben. Mit Beschluss vom Oktober 2017 hat schliesslich die Frauenzentrale den Zuschlag erhalten. «Diese hatte gemäss Auswertung der Zuschlagskriterien das bessere Angebot», begründet Jris Bischof den Entscheid. Die LEB wird somit aufgelöst. Der Kantonale Frauenbund verliert seinen letzten bezahlten Auftrag.

Es genügt eine zentrale Beratungsstelle

Der Entscheid des Regierungsrats stösst bei Cornelia Mayinger, die Leiterin der LEB, auf Unverständnis. «Man muss sich schon fragen, mit welchen Motiven ein Kanton etablierte Strukturen, die über Jahrzehnte gewachsen sind und einen entsprechenden Ruf geniessen, von heute auf morgen zerstört.». Das starke Beratungsangebot der beiden Anbieter sei ein Aushängeschild für den Kanton gewesen. «Während man anderswo Ewigkeiten warten muss, einen Termin zu erhalten, so war das bei uns in Zug innert Kürze möglich. Weil wir so gut aufgestellt sind.»

Der Regierungsrat ist jedoch der Ansicht, dass eine alleinige zentrale Beratungsstelle ausreicht, die Bedürfnisse der ratsuchenden Zuger abzudecken, denn «die Frauenzentrale ist ein ausgewiesenes Fachzentrum mit langjähriger Erfahrung und einer professionell geführten Beratungsabteilung», argumentiert Jris Bischof. Dass diese Änderung nicht nur für die Ratsuchenden, sondern insbesondere für das Personal des Frauenbundes einschneidend ist, liegt auf der Hand: Insgesamt 200 Stellenprozente gehen verloren. Betroffen sind unter anderem zwei über 50-Jährige, eine davon ist Cornelia Mayinger selbst.

Seitens Regierung bedauert man diesen Stellenverlust, doch habe man da keinen Einfluss auf die Personalpolitik des Frauenbundes. Jris Bischof sagt: «Der Kanton hat den Frauenbund bereits im Sommer 2015 darüber informiert, dass man künftig nur noch einen Anbieter haben möchte.» Somit sei genügend Zeit gewesen, dass sich der Frauenbund mit einem für ihn allenfalls nachteiligen Szenario auseinandersetzen könne.

Dennoch bleibt für die LEB-Leiterin ein grosser Widerspruch bestehen: «Das Volk hat mit der Ablehnung des Entlastungspakets im Jahre 2016 der blinden Sparwut des Kantons eine deutliche Abfuhr erteilt», sagt sie. «Und jetzt macht man es halt einfach so, dass man die Einsparungen nach und nach in Form von Regierungsratsbeschlüssen durchdrückt. An dieser Stelle hört mein Verständnis für Demokratie auf», so Mayinger. Damit sei für sie ganz klar «eine rote Linie» überschritten.

Nach vorne schauen

Vier Jahrzehnte lang sei das Leistungsangebot der LEB kein einziges Mal in Frage gestellt worden. Und jetzt werde man «exemplarisch weggespart». «Es betrübt mich zu sehen, wie die persönliche, eingehende Beratung von Klienten wie auch ein breites Angebot an Workshops und Gruppen einfach aufgegeben werden muss.» Cornelia Mayinger und ihre Leute von der Beratungsstelle haben sich mittlerweile ihrem Schicksal gefügt und sind auf Stellensuche. Man müsse nun einfach nach vorne schauen.

Bis die LEB ihre Türen Ende Dezember für immer schliesst, nimmt die Beratungsstelle aber noch uneingeschränkt Anfragen entgegen und führt Beratungen durch – sofern sie sich nicht als längerfristig abzeichnen.

Kommentare (0)