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Kanton Luzern

Müssen Fussballfans im Stadion bald den Ausweis zeigen? Mitte reicht Initiative gegen Fangewalt ein

Eine Zukunft mit Fussballspielen ohne Gewalt, das fordert die Mitte Kanton Luzern. Insgesamt 4529 Unterschriften hat die Partei für ihre Volksinitiative gesammelt.
Die Mitte Kanton Luzern reicht ihre Initiative zum Thema Fangewalt ein.
Bild: Bild: Urs Flüeler / Keystone (Luzern, 19. 4. 2024)

St.Gallen, Ostermontag, einige Minuten nach Spielstart: FCL-Fans zünden Böller im Gästesektor, obwohl dieser explizit für dieses Auswärtsspiel gesperrt worden ist. Das ist nur ein Beispiel, das zeigt: Chaoten haben rund um Fussballspiele kaum Konsequenzen zu fürchten.

Dass das Problem der Fangewalt noch lange nicht gelöst ist, sieht auch die Mitte Kanton Luzern so. Die Partei hat am Freitagmorgen ihre Initiative gegen Fangewalt beim Kanton eingereicht – mit insgesamt 4529 beglaubigten Unterschriften.

Kantonalpräsidentin Karin Stadelmann sagte bei der Einreichung vor dem Regierungsgebäude: «Unsere Initiative richtet sich nicht gegen den Fussball oder den FC Luzern.» Man wolle griffigere Massnahmen, sodass Ausschreitungen besser bekämpft werden können.

Verschiedene Eskalationsstufen

Seit der Lancierung der Initiative im Juni 2023 hat sich auf nationaler Ebene einiges getan. Die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden der Konferenz der kantonalen Justiz- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD) hat – gegen den Willen der Fussballklubs und der Liga – einen neuen Massnahmenkatalog mit verschiedenen Eskalationsstufen für die neue Saison beschlossen. Das sogenannte Kaskadenmodell reicht von verstärkter Kontrolle beim Einlass bis zu Geisterspielen (siehe Box). Einzelne Sektorsperrungen, wie in St. Gallen, wurden vorzeitig eingeführt – wie beschrieben, mit mässigem Erfolg.

Das braucht es, damit es zu einem Geisterspiel kommt

Das nationale Kaskadenmodell sieht vier Stufen vor. Stufe 1 wird etwa ausgelöst bei einer Gefährdung von Personen durch Zünden von einem Böller. Dann sind die Klubs verpflichtet zum Dialog mit den Behörden. Bei Stufe 2, ausgelöst unter anderem durch Werfen von Pyrotechnik, muss der Einlass «strenger» geregelt und die Videoüberwachung verstärkt werden.
Erst danach kommt es zu Sektorsperrungen (Stufe 3). Damit Fansektoren geschlossen werden, muss es zu «Gewalt gegen Personen mit Verletzungsfolge» oder dem «Einsatz von Waffen, Pyrotechnik und Gegenständen gegen Personen» kommen. Bei einem Vorfall sind die Klubs auf Bewährung. Gibt es in dieser Bewährungsphase einen erneuten Vorfall, dann drohen Geisterspiele (Stufe 4).
Entscheiden wird in jedem Einzelfall die zuständige Bewilligungsbehörde. (mg)

Braucht es mit der Einführung des Kaskadenmodells die kantonale Initiative noch? «Ja», findet die Mitte-Präsidentin. «Der Kanton Luzern muss den Durchsetzungsspielraum besser ausnützen. Der Regierungsrat soll seiner Pflicht zu handeln nachkommen und sollte nicht auf die nationalen Lösungen warten.» Die Initiative fordert eine Anpassung des Polizeigesetzes. Konkret sollen mit einer ID-Pflicht die Fussball-Chaoten aus der Anonymität geholt werden. Zudem sollen die Klubs bei der An- und Rückreise der Gästefans stärker in die Verantwortung genommen und ein Kaskadenmodell im Gesetz verankert werden.

«Hätte mir schnellere Lösungen gewünscht»

«Wir fordern von der Regierung, dass sie den Dialog vorantreibt mit allen Beteiligten und zeigen dafür Lösungsvorschläge auf», so Stadelmann. Die Regierung hat unter der Leitung von Justiz- und Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj (SP) seit Juli 2023 schon drei sogenannte Runde Tische organisiert mit Vertretern des Kantons, der Stadt, der Polizei, der VBL, der Transsicura, des FCL, der Fanarbeit und Fanorganisationen.

Stadelmann sagt dazu: «Den Runden Tisch finde ich persönlich eine gute Idee, um eine Auslegeordnung zu machen. Aber ich hätte mir gewünscht, dass schneller Lösungen gefunden und Massnahmen definiert werden. Jetzt ist eine Fangruppierung sogar ausgestiegen.» Der Dialog müsse wieder aufgenommen werden, da könne die Initiative helfen, den Druck auf die Regierung aufrecht zu erhalten. Stadelmann könnte sich zudem vorstellen, dass auch die Mitte beim Runden Tisch mitmacht.

«Das ‹Luzerner Modell› könnte als Vorbild für andere Kantone dienen», führt Stadelmann aus. Sie erwarte von der Regierung, dass sie die Massnahmen prüfe und falls ihr die Initiative zu weit gehe, einen guten Gegenvorschlag präsentiert.

Der Parteisekretär der Mitte Partei Luzern, Luca Boog (Mitte) mit einem Plakat.
Bild: Bild: Urs Flüeler / Keystone (Luzern, 19. 4. 2024)
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