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Menzingen: Bald können die Schüler kommen

Nach dreijähriger Bauzeit konnte die Öffentlichkeit die renovierte und erweiterte Kantonsschule besichtigen. Architekt Samuel Bünzli und Projektleiter Jonas Grab führten durch das Areal.
Alles ist bereit für den Einzug. Im Bild die neue Bibliothek der Kantonsschule. (Bild: Stefan Kaiser (Menzingen, 14. Juni 2018))

Fast schon bescheiden ragt der neu gebaute Schultrakt der Kantonsschule Menzingen hinter der Kapelle hervor. An der Einfahrt haben sich am Donnerstagabend auf Einladung des Bauforums Zug rund fünfzig Interessierte und Fachleute versammelt. Am Wegrand steht ein einsamer Bagger, seine Arbeit ist getan. Ein paar Bauarbeiter räumen ihre Werkzeuge weg. Das Projekt befindet sich in der Schlussphase.

Man sei im Zeitplan und das 111-Millionen-Franken Budget konnte eingehalten werden, wie Kantonsbaumeister Urs Kamber sagt. Es gehe jetzt nur noch ums Aufräumen und Putzen. Im August übergibt die Baudirektion die Schlüssel ans kantonale Bildungsdepartement und am 22. September folgt der Tag der offenen Tür.

Architekt Samuel Bünzli spricht über die Erscheinungsform des Schulareals. «Wir haben Eternit-Dächer gelegt, Abbrüche und Reparaturen vorgenommen. Die denkmalgeschützte Anlage befand sich ein wenig im Dornröschenschlaf.» Die Intention der ursprünglichen Architekten habe er fast weniger vor Ort als vielmehr in den historischen Bildern erkannt. Diese reicht er als Erklärung herum.

Prägend für den minimalistischen Baustil der Nachkriegsmoderne sei der Betonrahmen, der um Fenster und Gebäude herumlaufe. Am renovierten Schulgebäude 1 ist dieser noch gut erkennbar. Das Thema hat Bünzli in einer Neuinterpretation auf den siebengeschossigen Anbau übertragen. Wer im Uhrzeigersinn um den Innenhof herumläuft, stellt zudem eine Farbverschiebung von Grün nach Blau fest. Diese Verspieltheit sei typisch für Bauten der 1950er Jahre und konnte bewahrt werden.

Eingang, Mensa, Kapelle und Trakt 1 des ehemaligen Lehrerinnenseminars der Schwestern vom Heiligen Kreuz wurden renoviert, erdbebensicher und rollstuhlgängig gemacht. Bünzli führt die Besucher als Erstes in die Kapelle, während Projektleiter Jonas Grab den Rundgang mit der anderen Hälfte des Publikums in umgekehrter Richtung beschreitet.

Der Wandel vom Heiligtum zum Paradies

Die Kapelle war das Heiligtum der Schwestern und wird nun zur Mediothek, dem Paradies für Lerntüchtige. Die Regale sind weiterhin aus Ulmenholz wie damals die Kirchenbänke. Am Grundstein vorbeigehend gelangt man in den Theatersaal, der sich unter der Mediothek befindet. Die Bestuhlung über dem Orchestergraben bietet rund 300 Sitzplätze. Das Kunstleder der Stühle wurde aus Feuerschutzgründen durch einen erlesenen Wiener Stoff ersetzt. Eine Besucherin zeigt sich ab der Rekonstruktion erfreut: «Früher musste ich immer eine alte Jacke auf den Sitzen platzieren, weil sie so unbequem waren.»

Bünzli führt durch die leeren Schulhausflure von Trakt 1, wo künftig die musischen Fächer untergebracht sein werden. Natürliches Licht von den Oberlichtern der Schulzimmer an den Seiten des Korridors flutet den Gang.

Die sensible Projektumsetzung kommt gut an. Beim anschliessenden Apéro befindet eine Besucherin: «Aussen ist es dasselbe und innen ist es grosszügiger geworden.» Und ein Einheimischer verrät, er gehe oft auf dem Gubel spazieren. Dabei stelle er mit Blick auf das Areal fest: «Die Aussicht ist dieselbe, wie sie immer war.»

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