notifications
Kraftwerk

Meienreuss soll nun der Wasserkraft dienen

Das Wasser des Meientals könnte Strom für knapp 7000 Haushaltungen liefern. Die Umweltverbände schlagen jedoch eine andere Einnahmequelle vor.

Im Kanton Uri gibt es noch Potenzial an ungenutzter Wasserkraft. Ein Gewässer, das bisher nicht der Stromproduktion dient, ist die Meienreuss. Das soll sich ändern. Die Urner Regierung beantragt dem Landrat, die Konzession für das Projekt «Kraftwerk Meiental» zu erteilen. «Das ist für uns ein sehr wichtiges Projekt, weil es sich um das letzte Puzzleteil handelt, um die angestrebte Produktionssteigerung an bisher ungenutzten Gewässern zu erreichen», sagt Baudirektor Roger Nager auf Anfrage. Er spricht dabei die Gesamtenergiestrategie an, welche 100 Millionen Kilowattstunden mehr anstrebt. Die Wasserkraftnutzung soll um 10 Prozent zunehmen. Das grösste noch verbleibende Potenzial im Kanton Uri liegt beim Ausbau der Reusskaskade. Im Antrag der Regierung heisst es: «Aktuell zeigt sich gerade, dass es sinnvoll ist, die einheimische Wasserkraft gezielt zu nutzen und umweltverträglich auszubauen.»

Die Meienreuss soll der Wasserkraft dienen.
Bild: Bild: Archiv UZ

Das neue Kraftwerk soll Strom für rund 6900 Haushaltungen liefern, im Jahresdurchschnitt 31,1 Mio. Kilowattstunden. Das Wasser wird im Bereich Stockmatten (1317 Meter über Meer) gefasst und über Druckleitungen zur Zentrale geführt, die im Bereich oberhalb der bestehenden SBB-Fassung Fedenbrügg zu stehen kommt (1100 Meter über Meer). Der Strom soll über neue Erdleitungen zum Gebiet Hirmi geführt und von dort ins Stromnetz eingespeist werden. «Man muss sich bewusst sein, dass es sich um ein Laufwasserkraftwerk handelt, mit dem man nicht Energie speichern kann oder das speziell für die Versorgung im Winter geschaffen wird», unterstreicht Roger Nager. «Trotzdem ist es einheimische erneuerbare Energie, die hier entsteht.»

Schutz und Nutzung definiert

Zur Vorgeschichte: Die CKW reichten bereits 2008 ein Konzessionsgesuch für die Nutzung der Meienreuss ein. Zur gleichen Zeit befasste sich der Kanton Uri mit dem Ausbau der Wasserkraft. Grund dafür war unter anderem die sogenannte «Kostendeckende Einspeisevergütung» (KEV), mit welcher der Bund den Ausbau von erneuerbaren Energien stark fördert. Daraus entstand das viel diskutierte «Schutz- und Nutzungskonzept Erneuerbare Energien», kurz Snee. In diesem Konzept wurde festgelegt, dass auch im Meiental eine Wasserkraftnutzung möglich ist – allerdings nur eine reduzierte, während die restlichen Bäche im Tal dauerhaft unter Schutz gestellt wurden. Entsprechend passten die CKW ihr Projekt an. 2018 lag schliesslich ein neues Konzessionsgesuch vor, das gegenüber jenem von 2008 deutlich reduziert ist.

Das Snee zeigt somit Wirkung auch als Schutzkonzept. Doch dieses ging den Umweltverbänden zu wenig weit. Deshalb reichte der WWF Uri 2018 ein «Konkurrenzprojekt» ein, wie er es nannte. Der Umweltverband schlug vor, auf jegliche Wasserkraftnutzung im Meiental zu verzichten und das Tal gesamthaft unter Schutz zu stellen. Bemerkenswert an der Idee: Auch dies würde dem Kanton Uri Geld in die Kasse spülen. Denn der Bund entschädigt Gebiete, die wegen eines Schutzes ihr Wasserkraftpotenzial nicht ausschöpfen können – Grundlage bietet dabei die «Verordnung über die Abgeltung von Einbussen bei der Wasserkraftnutzung» (VAEW). «Die Einnahmen sind aber niemals in der Höhe, die man mit Wasserkraft erzielen kann», ordnet Roger Nager ein.

Energie Uri könnte Mehrheit übernehmen

Für die Regierung ist der Vorschlag des WWF deshalb keine Option. Sie möchte ihre Energiestrategie vorwärtstreiben. Und so sollen sich die Anteile am neuen Meien-Kraftwerk verteilen: Die CKW werden 45 Prozent der Anteile übernehme, EWA-Energie Uri 25, der Kanton Uri 23 Prozent und die Korporation 7 Prozent. Wenn dies die Gemeinde Wassen wünscht, würden die CKW 3 Prozent und EWA-Energie Uri 2 Prozent abgeben. Längerfristig könnte sich die Regierung vorstellen, die Aktienmehrheit EWA-Energie Uri zu übertragen, da ja seit neustem die Mehrheit an der AG bei der öffentlichen Hand liegt. Dies unter dem Vorbehalt, dass die Korporation ihre Beteiligung auch an EWA-Energie Uri abtritt und somit eine Mehrheitsbeteiligung am KW Meiental hält. Die Regierung will zudem die Konzession an die Bedingung knüpfen, dass EWA-Energie Uri die Geschäfts- und Betriebsführung sowie das Verwaltungsratspräsidium stellt. Auch soll das Urner Unternehmen die Projektrealisierung und die Energieverwertung zu Marktbedingungen übernehmen.

Doch wird sich das neue Kraftwerk auch bezahlt machen? «Die Wirtschaftlichkeit eines Werks hängt im Wesentlichen davon ab, auf welcher Höhe sich die Preise am Strommarkt mittel- und langfristig bewegen», hält die Regierung fest. Sie betont aber auch: «Sinken die Preise über einen längeren Zeitraum unter die Gestehungskosten, ist die Wirtschaftlichkeit nicht mehr gegeben.» Läuft alles gut, wird mit folgenden Zahlen gerechnet: Kanton und Korporation erhalten pro Jahr rund 510’000 Franken Wasserzinsen. Die einmalige Konzessionsgebühr beträgt 780’000 Franken. Der Kanton rechnet mit einer jährlichen Dividende von rund 127’000 Franken.

Bis 2029 muss Turbine laufen

Der Landrat befasst sich mit der Konzession in seiner Sitzung vom 6. September. Wegen der Fördergelder (KEV) muss eine Baubewilligung bis Februar 2027 vorliegen, bis Februar 2029 muss das Kraftwerk in Betrieb sein. Die Bauzeit dürfte drei Jahre betragen. Ein Ja zum Kraftwerksprojekt wäre auch ein Nein zur Idee der Umweltverbände. Gegen einen Konzessionsentscheid könnte das Referendum ergriffen werden.

Kommentare (0)