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Luzern

Mehr «Safer Sex» bitte! Ein Plädoyer für das gute alte Kondom

Sexuell übertragbare Krankheiten verbreiten sich wieder stärker. Dabei gäbe es probate Mittel dagegen – und dank Corona verstehen wir auch das Prinzip der Ansteckung.
Plakat der «Love Live»-Kampagne des Bundesamts für Gesundheit von 2016.  (PD/BAG)

Beatrice Vogel

Bei der Lektüre von manchen Zeitungsartikeln läuft es mir kalt über den Rücken. So etwa vor einiger Zeit, als ich in der «Schweiz am Wochenende» darüber las, dass immer mehr Frauen auf hormonelle Mittel zur Empfängnisverhütung verzichten. Nicht das war der Grund für den kalten Schauer, sondern der folgende Satz: «Nur noch jeder zweite Mann verhütet mit einem Kondom.» Ich war geschockt. Und hoffte – da ich in dem Text keine weiteren Informationen dazu fand – dass es sich bei den Erwähnten um Männer handelt, die in einer sexuell exklusiven Beziehung leben (und sich konsequent an die Exklusivität halten).

Trotzdem zweifelte ich daran. Zumal ich den Eindruck habe, dass man heutzutage unter «Safer Sex» etwas anderes versteht, als noch vor 20 Jahren. Mir scheint, die Angst vor ungewollten Schwangerschaften ist bei vielen grösser als jene vor sexuell übertragbaren Krankheiten. Dies ist sicher unter anderem der guten Therapierbarkeit von Aids geschuldet. Doch es gibt noch viele andere, nicht minder üble Krankheiten. Und eigentlich sollten schon Teenies wissen, dass vor einer Übertragung ein Kondom am besten schützt. Aber der Gummi hat an Ansehen eingebüsst. Für viele ist er ein lästiger Liebestöter, der in der Hitze des Gefechts gern mal «vergessen» geht.

Mein Eindruck täuscht nicht. Mehren sich doch jüngst die Berichte, dass die Verbreitung von sexuell übertragbaren Krankheiten seit einigen Jahren wieder zunimmt – auch in der Schweiz. Das erinnert mich an eine andere Krankheit, die unser Leben derzeit massgeblich mitbestimmt. Vielleicht war es sogar die Pandemieerfahrung, welche die Stadt Zürich dazu bewogen hat, die Tests für sexuell übertragbare Krankheiten neu gratis anzubieten. Zumal wir heute wissen, dass Testen ein wirksames Mittel ist, um die Verbreitung von Krankheiten zu verringern – sofern man bei einem positiven Resultat die richtigen Konsequenzen zieht (Isolation im einen, medikamentöse Behandlung im anderen Fall). Ich möchte deshalb anregen, dass Luzern – ja, die ganze Schweiz – bei den Gratistests nachzieht.

Allerdings schützt man mit Tests nur die anderen vor einer Ansteckung und mindert somit eine Verbreitung der Krankheit. Mir reicht das nicht. Weder eine Ansteckung mit Corona noch mit Syphilis erscheint mir erstrebenswert, auch wenn es Behandlungsmöglichkeiten gibt. Deshalb lasse ich mich gegen das eine impfen. Und weil es gegen das andere, wie gegen die meisten sexuell übertragbaren Krankheiten, keine Impfung gibt, verwende ich zum Schutz das gute alte Kondom. Nur so als Hinweis: Das funktioniert so ziemlich gleich wie die gute alte Schutzmaske.

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