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Luzern

Mariä Himmelfahrt? Das müssen Sie über den Feiertag wissen

Am 15. August feiern die Katholiken die Aufnahme Marias in den Himmel. Die 10 wichtigsten Fragen und Antworten zum Feiertag und zu den Marienkirchen der Zentralschweiz.
Die Aufnahme Marias in den Himmel: diese Szene zeigt das Hauptbild an der Decke der Wallfahrtskirche Hergiswald. (Bild: Nadia Schärli, Obernau, 9. August 2019)
Ein Marienheiligtum der Zentralschweiz: die Wallfahrtskirche «Unserer Lieben Frau» in Hergiswald bei Luzern. (Bild: Nadia Schärli, Obernau, 9. August 2019)
Insgesamt 324 Bildtafeln zieren den Bilderhimmel in Hergiswald. (Bild: Nadia Schärli, Obernau, 9. August 2019)
Das grosse Mittelbild zeigt die Aufnahme Marias in den Himmel. (Bild: Nadia Schärli, Obernau, 9. August 2019)
Die schwarze Madonna in der Klosterkirche Einsiedeln ist Anziehungspunkt für viele Pilger. (Bild: Werner Schelbert, 23.August 2007)

Julian Spörri

Julian Spörri

Julian Spörri

Julian Spörri

Julian Spörri

Was feiert die Katholische Kirche an Mariä Himmelfahrt?

Am 15. August gedenken die Katholiken der Aufnahme Marias, der heiligen Mutter Jesu, in den Himmel. Über dieses Vorkommnis wird nicht in der Bibel berichtet, sondern in den apokryphen Schriften, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden. Der Legende nach sind die Apostel von ihren Missionsorten durch die Luft an Marias Sterbebett gebracht worden. Sie hätten Maria bestattet und ihr Grab mit einem grossen Stein geschlossen. Christus sei mit Engeln aufgetaucht und habe den Stein weggewälzt. Er habe Maria herausgerufen und mit in den Himmel genommen.

Wie lange feiern Katholiken bereits diesen Tag?

Das Fest «Mariä Aufnahme in den Himmel» wurde im 5. Jahrhundert von Bischof Kyrill von Alexandrien eingeführt. Er legte das Datum im Zuge der Christianisierung auf den 15. August – dieser Tag war im Römischen Reich ein wichtiger staatlicher Feiertag. Der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel wurde 1950 durch Papst Pius XII. für die Römisch-katholische Kirche zum Dogma erhoben. Heute ist der 15. August in allen sechs Zentralschweizer Kantonen ein gesetzlicher Feiertag.

Welches Brauchtum ist mit dem Feiertag verbunden?

Mariä Himmelfahrt wird von der Katholischen Kirche mit Kräutersegnungen gefeiert. Dieser Brauch geht auf die Legende zurück, gemäss der in Marias Grab nach deren Himmelfahrt nichts zurückblieb ausser duftenden Blumen und Kräutern. Bereits seit dem 9. Jahrhundert nehmen Gottesdienstbesucher am 15. August Kräuter wie Wermut, Thymian, Kamille, Baldrian und Minze zu Sträussen gebunden in die Kirche mit. Dort werden sie vom Priester gesegnet. «Vor 1000 Jahren gab es vor allem Kräuter, um Kranke zu heilen», sagt Markus Müller, Vizepräsident des Synodalrates der Landeskirche Luzern. «In der Not wurde zudem die Muttergottes um Hilfe angebetet. Diese Verbindung wird an Maria Himmelfahrt mit den Kräutersegnungen betont.» Gerade in den letzten Jahren sei das Brauchtum in den Pfarreien der Region wieder mehr aufgelebt.

Wie viele Marienkirchen hat die Zentralschweiz?

Maria gewidmete Kirchen und Kapellen finden sich in allen sechs Zentralschweizer Kantonen: Von der Wallfahrtskirche Maria Heilbronn im luzernischen Luthern Bad, über die Kapelle Maria-Sonnenberg auf dem Seelisberg im Kanton Uri, bis zum Kloster Maria-Rickenbach bei Niederrickenbach in Nidwalden. Eine Bestandesaufnahme aus dem Jahr 1979 führt in der Region 65 Marienheiligtümer auf. Dies geht aus dem Buch «Helvetia Mariana» hervor, in dem Ida Lüthold-Minder die marianische Präsenz in der Schweiz dokumentiert. Urs-Beat Frei, Spezialist für christliche Sakralkultur und Vorstandsmitglied des Vereins Sakrallandschaft Innerschweiz, bestätigt, dass es heute sicher nicht weniger Marienheiligtümer seien. Alle aufgelisteten Orte gebe es noch immer.

Wieso sind so viele Marienwallfahrtsorte entstanden?

Die Marienverehrung hat in der Katholischen Kirche eine lange Tradition – erstmals bezeugt ist sie im zweiten Jahrhundert nach Christus. Ziel von Wallfahrten waren seit jeher die Orte, an denen Jesus und Maria gemäss der Überlieferung gewirkt haben. Jedoch blieb es immer nur einem kleinen Kreis von Gläubigen vorbehalten, eine weite Pilgerfahrt zu machen. «Die Menschen wollten Maria trotzdem nahe sein und haben darum Kopien der originalen Stätten angefertigt», sagt Urs-Beat Frei. Als Beispiel dafür nennt er die Loreto-Kapellen, wie man sie in der Zentralschweiz etwa in Hergiswald, Bürglen oder Zug findet. Dabei handelt es sich um Nachbildungen des Hauses der Maria in Nazareth. Der Legende nach wurde es Ende des 13. Jahrhundert von Engeln nach Loreto bei Ancona in Italien getragen.

Was macht die Marienkirche in Hergiswald bei Luzern weltweit einzigartig?

Die Holzdecke der Wallfahrtskirche «Unserer Lieben Frau» in Hergiswald ist mit 324 farbigen Mariensymbolen versehen – der weltweit grösste Zyklus gemalter Sinnbilder. Die Bilder des Luzerner Malers Kaspar Meglinger zeigen alle einen symbolischen Gegenstand auf weissem Untergrund, wie etwa eine Pflanze, ein Tier, ein Gebäude oder ein Fernrohr. Mit dem dazugehörigen lateinischen Schriftzug stellen die Motive eine Eigenschaft der Maria dar, der Patronin des Gotteshauses. Simon Vogel, Kaplan der Wallfahrtskirche Hergiswald, nennt zwei Beispiele: «Der Apfelbaum steht für die Fruchtbarkeit der Mutter Gottes. Das Segelboot zeigt, dass Maria in Not geratenen Menschen durch die Stürme hilft.»

Welches ist das zentrale Bild im Bilderhimmel von Hergiswald?

Die Bildtafeln an der Decke der Wallfahrtskirche haben ein rechteckiges Format von eineinhalb auf einen Meter – mit einer Ausnahme: dem rund fünfmal grösseren Mittelbild. Darauf ist die Himmelfahrt Marias abgebildet. Das sei kein Zufall, erklärt Simon Vogel: «Maria verkörpert alle durch die Deckenbilder dargestellten Eigenschaften. Sie wird von Jesus in den Himmel aufgenommen, weil sie ihm als Mutter ihre vollkommene Liebe geschenkt hat.» Laut Vogel richte der Bilderhimmel damit eine klare Aussage an die Gläubigen: «Wer die Tugenden einhält, der kommt in den Himmel.»

Wie wurde Hergiswald zu einem Marienwallfahrtsort?

Ursprünglich kamen die Menschen nicht wegen Maria nach Hergiswald, sondern wegen Johannes Wagner, der dort als Einsiedler lebte. Die Menschen holten sich bei ihm Rat und haben für ihn im Jahr 1504 eine Kapelle geweiht. Nach dem Tod von Wagner wollte der Kapuziner Ludwig von Wyl Hergiswald zu einer grossen Pilgerstätte machen – als Konkurrenz zu Einsiedeln. Auch wenn die Verwirklichung dieser Pläne misslang, konnte von Wyl die Kapelle mit Hilfe von Spenden schrittweise zur heutigen Kirche vergrössern. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde Hergiswald dann zu einem Ort der Marienverehrung. «Die Katholiken stellten sich nach der Reformation neu auf und rückten Maria ins Zentrum», sagt Simon Vogel.

Welches ist die bedeutendste und grösste Marienkirche der Zentralschweiz?

Das auf dem Jakobsweg gelegene Einsiedeln wird seit Jahrhunderten von tausenden Pilgern aus aller Welt besucht. «Einsiedeln mit seinem Gnadenbild der Schwarzen Madonna ist sicher der bedeutendste Marienwallfahrtsort der Zentralschweiz, ja der ganzen Schweiz», sagt Urs-Beat Frei. Zudem habe die Klosteranlage imposante Ausmasse – und die Abtei- und Wallfahrtskirche sei überdies das grösste Gotteshaus der Zentralschweiz.

Wo steht die älteste Marienkirche der Region?

Auch dieser Rekord geht wohl nach Einsiedeln. Um das Jahr 835 errichtete der heilige Meinrad im «Finstern Wald» seine Einsiedelei. Rund hundert Jahre später entstand dort eine benediktinische Mönchsgemeinschaft. Die erste Klosterkirche wurde 948 zu Ehren der heiligen Gottesmutter Maria und des heiligen Mauritius geweiht, womit die Gründung des Marienklosters Einsiedeln vollendet war. Gemäss Urs-Beat Frei besitzt Einsiedeln den wohl ältesten Mariengnadenort der Zentralschweiz.
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