notifications
Luzern

Malters: Die Ära Buob und Wyss ist zu Ende

Christine Buob und Hans Wyss verlassen den Gemeinderat: Sie nach 16 und er nach 8 Jahren. Die CVP-Politikerin und der Parteiunabhängige sind sich einig: «Es war eine gute Zeit!»
Christine Buob und Hans Wyss verlassen den Gemeinderat und gönnen sich ein Fussbad im Brunnen auf dem Dorfplatz in Malters. (Bild: Pius Amrein (Malters, 28. August 2020))
Christine Buob (Bild: Pius Amrein )
Hans Wyss  (Bild: Pius Amrein)

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

Sandra Monika Ziegler

Vor 16 Jahren wurde Christine Buob (63) für die CVP in den Gemeinderat von Malters gewählt. Seither amtete sie als Sozialvorsteherin. Mit wie vielen Dossiers sie dazumal gestartet ist, weiss sie heute nicht mehr. Digitalisiert wurden diese Daten nicht. Heute sind es an die 60 Dossiers mit 40 Mitunterstützten, die sie an ihren Parteikollegen und Nachfolger Claudio Spescha weitergibt.

Die Malterser Bevölkerung – die laut Website heute 7354 Personen umfasst – hat seit ihrem Start um fast 1000 Personen zugenommen. Trotzdem sei der Zusammenhalt nach wie vor beeindruckend gross im Dorf. «Das ist nicht nur am aktiven Vereinsleben, sondern auch bei der Freiwilligenarbeit auszumachen», sagt Christine Buob. «Wenn plötzlich 25 Asylsuchende dastehen und betreut werden wollen, konnte ich auf Freiwillige zählen – ohne sie hätten wir das nie bewältigt.» Das sei nicht selbstverständlich und habe ihre Arbeit bereichert und geprägt, genauso wie der Kontakt zu den Menschen.

Sie hatte «grosse Kisten» zu stemmen

Die Erarbeitung eines Planungsberichtes für die Zukunft der Altersbetreuung, die Betreuung der Asylsuchenden, die Auslagerung des Alterswohnheimes in eine Aktiengesellschaft, oder auch die Umwandlung der Spitex waren «grosse Kisten», die sie zu stemmen hatte. «War es zu meiner Startzeit noch gang und gäbe, sich vor der Pensionierung in einem Altersheim anzumelden, ist das heute nicht mehr der Fall. Der Fokus liegt darauf, möglichst lange zu Hause zu bleiben.» Die Spitex, die früher ein Verein war, ist heute ein Gemeindebetrieb; hier sei das Ziel, sie in die Betreuung und Pflege Malters AG zu integrieren.

Und sie selber, geht sie dereinst ins Altersheim? «Wenn ich pflegebedürftig bin, gehe ich ins Pflegeheim.» Doch es sei immer ein Müssen. Ein Wollen gilt eventuell nur noch für das betreute Wohnen, so die abtretende Sozialvorsteherin Buob.

Grösser würde auch der administrative Aufwand. Das sei aber gut so, denn heute würden sich viele übers Internet informieren und hätten ihre genauen Vorstellungen über die Höhe der Sozialleistung. Eine detaillierte Abklärung beuge einer juristischen Auseinandersetzung vor. «In den 16 Jahren hatte ich sehr wenige Einsprachen und alle konnten gütlich geregelt werden.» Die aktuell angespannte Finanzsituation mit weniger Steuereinnahmen, mehr Arbeitslosen und damit mehr Anträge für Sozialhilfe werde dafür sorgen, dass die wirtschaftliche Sozialhilfe eine Herausforderung bleibe.

Es gab etliche Mehrstunden

Für all die Aufgaben der Sozialvorsteherin wird ein Pensum von 67 Prozent gerechnet. Geht das auf? «Natürlich nicht», so Buob. «Doch wer sich im Gemeinderat verpflichtet, weiss, dass es mehr Zeit braucht und es etliche Mehrstunden gibt.» Das Interview mit unserer Zeitung ist Christine Buobs letzter Termin im Gemeindehaus. Der Politik bleibt sie zumindest als CVP-Parteimitglied treu und behält die diversen politischen Entwicklungen im Auge.

Zwei Arbeitstage länger bleibt ihr ebenfalls abtretender Amtskollege Hans Wyss (62). Der Parteiunabhängige bleibt noch bis am 31. August im Gemeindehaus. Der Biobauer ist, wie er selbst sagt, als Quereinsteiger gewählt worden. Er halte es wie die amerikanischen Präsidenten und gehe nach acht Jahren. Seine Ressorts waren Umwelt, Energie, Landwirtschaft, Jagd und Entsorgung.

Gute Zeiteinteilung – auch dank Frau

Das durfte er in einem 22 Prozent-Pensum absolvieren. «Dass das Pensum nicht reicht, war von Beginn an klar. Doch als Gemeinderat hat man eine Verpflichtung gegenüber den Bürgerinnen und Bürger – man macht die Arbeit. Und als selbständiger Bauer war das für mich auch gut möglich, ich konnte meine Zeit frei einteilen – auch dank meiner Frau.»

Kaum gesagt, kommt eine Meldung auf sein Mobiltelefon, eine Kuh habe jetzt doch noch gekalbert. Wyss lacht: «Sehen Sie, der Hof läuft auch, wenn der Bauer nicht dort ist.» Unterstützt wurde Wyss von der Interessengemeinschaft Malters (IGM). Er habe mit der IGM eine Art «wilde Ehe» geführt. Im Rat sei es immer um Sachgeschäfte gegangen. Wenn eine Partei eine Idee vertrat, der er zustimmen konnte, hatte er als Parteiunabhängiger die freie Wahl, sich dort anzuhängen.

Wyss wohnt mit seiner Frau auf einem Bauernhof und hat eine tolle Sicht auf Malters: «Ich habe die Dorfplanung immer vor Augen.» Er schätze es, dass das Dorf ein klares Zentrum habe und nicht verzettelt auf alle Hügel verstreut sei: «Malters ist über all die Jahre ein schönes Dorf geblieben.» Auch habe die Gemeinde noch etwa 100 Bauern, wenn auch nicht alle vollamtlich tätig seien.

Der Konsens als Balanceakt

Als Bauer sei es manchmal schwierig gewesen, landwirtschaftliche Interessen und Gemeindeinteressen unter einen Hut zu bringen. Einen wirklichen Konflikt habe er jedoch nicht erleben müssen. «Ich war nicht umsonst zwei Jahre Friedensrichter und konnte dank dieser Erfahrung eher einen Konsens in den Gemeinderat einbringen.» Er habe nie einen Entscheid mittragen müssen, hinter dem er nicht auch gestanden sei.

Er sei aber auch schon auf der Verliererseite gestanden. «Doch es war der Entscheid eines demokratischen Gremiums und kein persönlicher.» So hätte ihm eine Erweiterung des alten Gemeindehauses gepasst. Vereinzelt musste er sich sagen lassen: «Ihr zieht weg und wisst nicht einmal, was ihr mit dem alten Gemeindehaus macht.» Auch deshalb hofft Wyss, dass das alte Gemeindehaus zum Studentenheim wird: «Ich würde es den Initianten gönnen.» Der neue Standort der Verwaltung sei aber eine gute Lösung, es sei sehr angenehm, im Haus zu arbeiten – und einfacher, den Kontakt untereinander zu pflegen.

Den Klimawandel erlebt Wyss tagtäglich. Seit 25 Jahren ist er Biobauer und er bereue keinen Tag, dass er umgestellt habe. «Wir kommen an Grenzen, können nicht einfach umkrempeln. Ich kann als Milchbauer nicht plötzlich Weinbauer werden.» Missionieren wolle er nicht; aber er wolle zeigen, dass es funktioniere als Biobauer.

Auch wenn das Altersheim in eine AG umgewandelt wurde, das Standortproblem löse dies nicht. Doch, so Wyss: «Ich bin optimistisch, vielleicht gelingt es ja noch.» Als Bauer könne man nicht so einfach die Flinte ins Korn werfen und schon gar nicht so lange diskutieren:

«Da wird am Morgen entschieden, ob geheut wird, nicht erst am Abend. Und das ist auch gut so.»

Und was bringt die Zukunft? «Ab nächsten Dienstag habe ich das Privileg, auf dem Hof im normalen Rahmen zu arbeiten. Ich hatte Freude an den 8 Jahren der Mitgestaltung. Ich war zwar nicht der grosse Politiker, hatte aber die Chance mitzuhelfen. Das tat ich gerne und gebe jetzt auch gerne ab an meinen Nachfolger Martin Wicki.»

Kommentare (0)