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Luzern

«30 Franken für einen Parkplatz ist Abzocke!»

Dass nur ein kleiner Teil der «Hosen»-Besucher im Auto ans Openair anreiste, könnte auch am Preis liegen. Die Stadt Luzern verneint, will aber die Vorgaben bezüglich Anzahl Parkplätze für einen solchen Grossevent anpassen.
Über 49'000 Besucher haben das Konzert der Toten Hosen auf der Luzerner Allmend besucht. (Bild: Philipp Schmidli (25. August 2018))

Roman Hodel

Vorbildlich ist ein Grossteil der über 49'000 Besucher des Toten-Hosen-Konzerts am Samstag auf der Allmend mit dem ÖV angereist. Das wundert manche nicht. «30 Franken für einen Parkplatz, das ist Abzocke!», sagt eine Besucherin, die notabene ohne Auto unterwegs war, jedoch das Schild beim Parkplatz Schlund gesehen hat. Und sie ist nicht die Einzige, die sich darüber ärgert, wie unsere Zeitung weiss. Beim Rammstein-Konzert 2016 kostete das Parkieren dort noch 20 Franken.

«Wir haben den Preis angehoben, um kostendeckend zu arbeiten», sagt Marcel Hodel. Er ist Mitinhaber der Integral Safety & Security und hat auch diesmal das Sicherheits- und Verkehrskonzept erstellt. Wobei er gleich relativiert: «Auf dem Hauptparkplatz auf dem Flugfeld Emmen betrug der Tarif erneut 20 Franken – zuzüglich fünf Franken für den Shuttlebus.» Mit den Einnahmen würden die Kosten für Verkehrsdienst, Signalisation und Platzmiete nicht einmal gedeckt. All dies müsse bezahlt werden, egal ob der Parkplatz voll oder leer sei. Und er betont: In Luzern koste eine Tagespauschale in einem Parkhaus auch 22 Franken 50.

Berechnungen beruhen auf vorsichtiger Einschätzung

Insgesamt wurden für das «Hosen»-Open-Air 7379 Parkplätze bereitgestellt. Das waren zwar 5500 weniger als 2016 bei Iron Maiden und Rammstein, aber immer noch deutlich zu viel. Gemäss Hodel zählte man auf dem Flugfeld Emmen am vergangenen Samstag 989 Autos, im Schlund etwa 500. «Gerne würden wir die Anzahl Parkplätze bei einer allfälligen Neuauflage des Open-Airs weiter reduzieren, doch wir müssen uns an die Vorgaben der Stadt Luzern halten.»

Dies bestätigt Mario Lütolf, Leiter Stadtraum und Veranstaltungen: «Die Berechnung beruht auf einer vorsichtigen Einschätzung und den Erfahrungswerten von Good News.» Er gibt zu bedenken, dass die Stadt mit solchen Grossanlässen auf der Allmend immer noch am Erfahrungen sammeln sei. «Wir lassen uns gern eines Besseren belehren und passen die Anzahl Parkplätze bei einem künftigen Konzert je nach Zielgruppe nach unten an», so Lütolf. «Aber mit Vorsicht, denn wenn wir plötzlich zu wenig Parkplätze anbieten, ist es dann auch wieder nicht recht.»

«Wir haben den Preis angehoben, um kostendeckend zu arbeiten.»

Basis der Berechnung ist das Nutzungskonzept Allmend. Demnach dürfen bei Grossanlässen mit mehr als 15'000 Besuchern höchstens zehn Prozent mit dem eigenen Auto anreisen – bei 50'000 erwarteten Besuchern wie dem «Hosen»-Konzert also maximal 5000. So gesehen waren die nun bereitgestellten 7379 Parkplätze mehr als grosszügig berechnet, zumal in den wenigsten Autos nur eine Person gesessen haben dürfte.

Lütolf glaubt auch nicht, dass die Leute wegen der hohen Parktarife auf die Anreise mit dem Auto verzichtet haben: «Eher wegen der überzeugenden ÖV-Verbindungen.» Auch seien die Tarife gerechtfertigt, da der Betrieb eines Parkplatzes nicht gratis sei. Abgesehen davon habe das Parkieren in Emmen gleich viel gekostet wie 2016 – jener Parkplatz, der auch empfohlen worden sei. Lütolf sagt: «Auf das Angebot und die Kommunikation von Allmend-nahen Parkplätzen und die damit verbundenen Belastungen der Quartiere will die Stadt verzichten.» Auch das gehört zum Nutzungskonzept: Der motorisierte Individualverkehr soll bei Grossanlässen möglichst von der Allmend ferngehalten werden.

Dank Nachtschicht ist das Areal praktisch geräumt

Auf der Allmend selber war vom Grossereignis am Montag nur noch wenig zu sehen. Die Bühne ist bereits abtransportiert. Kein Wunder: Laut Good-News-CEO Stefan Matthey muss diese am Freitag wieder einsatzbereit sein – für das nächste «Hosen»-Konzert in der Nähe von Leipzig. Am Dienstagnachmittag wird das Areal an die Stadt zurückgegeben. Dass der Abbau halb so viel Zeit benötigt wie der Aufbau, erklärt Matthey so: «Beim Aufbau muss man viel Material instand stellen und wir legten keine Nachtschicht ein, wie beim Abbau in der Nacht auf Sonntag – natürlich bewilligt.»

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