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Luzern

10 Minuten pro Tag für 4500 Angestellte: Luzerner Kantonsspital zählt Umkleidezeit ab Herbst als Arbeitszeit

Im Luzerner Kantonsspital erhalten Angestellte, die aus betrieblichen Gründen Berufskleidung tragen müssen, künftig eine Zeitgutschrift von 10 Minuten pro Tag. Die Personalverbände sind vorsichtig optimistisch.
Das Luzerner Kantonsspital in Luzern. (Patrick Hürlimann (18. November 2019))

Alexander von Däniken

Oberteil, Hose, Schuhe: Wer im Luzerner Kantonsspital (LUKS) arbeitet und mindestens drei Kleidungsstücke vor Ort in der Garderobe wechseln muss, kann das ab 1. Oktober während der Arbeitszeit tun. Die betreffenden Angestellten erhalten konkret pro Tag zehn Minuten Zeit, wie das LUKS am Donnerstag mitteilte. Damit erfüllt das grösste Zentralschweizer Spital eine zentrale Forderung des Gesundheitspersonals – und letztlich auch eine Vorgabe des Staatssekretariats für Wirtschaft. Dieses stellte nämlich fest, das im Zusammenhang mit dem Umkleiden alles als Arbeitszeit gilt, was obligatorisch zur Arbeit gehört; wie das Anziehen von steriler Arbeitskleidung.

Betroffen sind im LUKS rund 4500 der 7400 Angestellten, wie HR-Leiterin Barbara Flubacher auf Anfrage erklärt. Alle Angestellten erhalten ausserdem einen zusätzlichen Ferientag pro Jahr. Die Umsetzung soll gemäss Mitteilung kostenneutral erfolgen. Heisst laut Flubacher: Für die betroffenen Berufsgruppen wird die effektive tägliche Arbeitszeit von 8,24 auf 8,14 Stunden reduziert und gleichzeitig eine Zeitgutschrift von 10 Minuten für die Umkleidezeit gewährt.

«Somit bleibt die tägliche Gesamtarbeitszeit gleich lang.»

Die Personalkommission habe lange auf den zusätzlichen Ferientag gepocht und sei «bereits zu Beginn des Prozesses» involviert gewesen, so die HR-Leiterin.

«Gutes Zeichen der Wertschätzung»

Die verschiedenen Personalverbände sind erleichtert. «Das ist ein gutes Zeichen der Wertschätzung – gerade nach der strengen Coronazeit», sagt zum Beispiel Inge Lichtsteiner, Geschäftsführerin des Luzerner Staatspersonalverbands, auf Anfrage. In den Gesprächen mit den Sozialpartnern sei der Wille zu spüren gewesen, die Situation für das Spitalpersonal zu verbessern.

Auch die Zentralschweizer Sektion des Verbands des Personals der öffentlichen Dienste begrüsst die Regelung. «Wir sind mit der vorliegenden Lösung zufrieden und erfreut, dass endlich etwas geht», sagt Amanda Probst. Offene Fragen zur Umsetzung würden aber bleiben:

«Es ist von einer kostenneutralen Umsetzung die Rede. Hier befürchten wir, dass das Personal die Arbeit in kürzerer Zeit erledigen muss, was den Druck erhöht.»

Entsprechend werde der Verband die weiteren Schritte genau beobachten.

Der Kampf um eine entschädige Umkleidezeit sei in anderen Zentralschweizer Kantonen noch nicht fertig, so Probst. Tatsächlich kennt neben Luzern erst das Kantonsspital Zug eine entsprechende Regelung. Dort ist seit anfangs dieses Jahres ein neuer Gesamtarbeitsvertrag (GAV) in Kraft.

Umstrittener Einfluss der GAV-Verhandlungen

In Luzern ist die Regelung der Umkleidezeit ebenfalls ein wichtiges Puzzleteil des neuen GAV. Dieser liegt im Entwurf bereits vor und ist von den Sozialpartnern abgesegnet worden. Am 15. Oktober wird der GAV den Angestellten von LUKS und Luzerner Psychiatrie zur Urabstimmung unterbreitet. Barbara Flubacher vom LUKS betont: «Die Regelung kam unabhängig von den GAV-Verhandlungen zustande.» Schon seit Anfang letztes Jahr kümmere sich eine interne Arbeitsgruppe um eine Lösung bei der Umkleidezeit.

Claudia Husmann, Geschäftsleiterin des Berufsverbands der Pflegefachpersonen SBK Zentralschweiz, sagt hingegen: «Dass die Umkleidezeit im Nachgang zu den Verhandlungen über den GAV angepasst wird, hat natürlich einen Zusammenhang. Auf jeden Fall freuen wir uns, dass den Mitarbeitenden nun zeitnah der arbeitsrechtlich verbindliche Anspruch gewährt wird.» Damit gewinne das LUKS an Arbeitgeberattraktivität.

Dass der SBK nicht in die Erarbeitung der Lösung miteinbezogen worden sei, «lässt uns die Umsetzung natürlich mit kritischem Blick beobachten», So Husmann. Schliesslich kenne sich der Verband mit den Vor- und Nachteilen der bestehenden Lösungen in anderen Spitälern am besten aus. «Umso wichtiger ist es, dass künftig kritische Fragen gemeinsam diskutiert werden.»

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