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Synthetische Cannabinoide

«Total unberechenbar»: Luzerner Drogenexpertin warnt Kiffer vor potenziell tödlichem Fake-Gras

In Luzern und auch schweizweit ist Gras im Umlauf, das zwar natürlich aussieht, aber mit synthetischen Cannabinoiden besprayt ist. Wer es raucht, muss mit Ohnmacht, Herzrasen, Krampfanfällen, Übelkeit und sogar Herzinfarkt rechnen.
Von blossem Auge nicht zu erkennen. Sieht aus wie natürliches Gras, kann jedoch mit synthetischem Cannabinoid besprayt sein – und so zum Tod führen.
Bild: Bild: DILU

«!!WARNUNG‼️ Wir raten vom Konsum ab!»: Die Drogeninformation Luzern DILU findet deutliche Worte, um vor CBD-Gras zu warnen, das mit synthetischem Cannabinoid besprüht wurde. Proben, die ins DILU gebracht wurden, hätten ADB-Butinaca enthalten – «ein hochpotentes, synthetisches Cannabinoid, welches weltweit im Zusammenhang mit mehreren Todesfällen steht». Die entsprechende Warnung des DILU datiert vom 7. November, wie bereits «Zentralplus» berichtete.

Wer solches Gras unwissentlich kauft und raucht, der muss schlimmste Folgen befürchten, warnt die Fachstelle: «Der Konsum synthetischer Cannabinoide kann unter anderem zu rascher Ohnmacht, Herzrasen, Bluthochdruck, Krampfanfällen, Übelkeit mit Erbrechen, Abnahme der geistigen Leistungsfähigkeit, Verwirrtheit, Wahnvorstellungen, akuten Psychosen, starkem Verlangen, nachzulegen (Craving), aggressivem und gewaltsamen Verhalten bis hin zu einem Herzinfarkt führen.»

Behandeltes Gras kann von blossem Auge nicht erkannt werden

DILU-Betriebsleiterin Olivia Allemann warnt denn auch alle Kiffer. «Wir raten dringend vom Konsum ab. Synthetische Cannabinoide entstehen im Labor und imitieren die Wirkung von THC, sind aber hochpotent. Deswegen besteht das Risiko für Überdosierungen und starke Nebenwirkungen», erklärt sie gegenüber der «Luzerner Zeitung». Ohne das Gras testen zu lassen, haben Kiffer keine Chance, zu erkennen, ob sie natürliches oder synthetisch behandeltes Gras vor sich haben. Weder vom Aussehen noch vom Geruch her gibt es einen Unterschied. «Das ist das Perfide daran. Es braucht wirklich eine Laboranalyse», so Allemann.

Ums Testen führt also kein Weg herum – dennoch gibt Allemann im Umgang mit synthetischen Cannabinoiden einige Safer-Use-Tipps, die auch auf der Homepage der DILU zu finden sind . So empfiehlt sie, neu gekauftes, unbekanntes Cannabis beim ersten Konsum in kleinen Mengen anzutesten und danach 15 Minuten zu warten. Stelle sich eine ungewöhnliche Wirkung ein, wird einem etwa schlecht oder treten Halluzinationen auf, solle man unbedingt auf den weiteren Konsum verzichten.

Weiter wird von Mischkonsum mit anderen Substanzen – dazu zählen auch Alkohol oder Medikamente – abgeraten. Ausserdem sollen Cannabisprodukte vor dem Konsum gut gemischt werden. «Es kann sein, dass beim Aufsprühen der synthetischen Cannabinoide manche Blütenteile eine grosse Menge Wirkstoff abkriegen, andere eine kleine Menge. Der Konsum ist daher total unberechenbar.»

Legaler Hanf minimiert Risiken

Immer wieder sieht sich die Fachstelle DILU genötigt, vor potenziell tödlichem Gras zu warnen, wie ein Blick auf ihr Instagram-Profil zeigt. 2021 waren es 71 Warnungen, die wegen Fake-Gras in Luzern publiziert werden mussten, 2022 wurden bei acht Proben synthetische Cannabinoide festgestellt. «Tatsächlich waren synthetische Cannabinoide über längere Zeit kaum ein Thema mehr. In den letzten Monaten hat es allerdings wieder zugenommen», sagt Allemann. Über die Gründe kann sie nur mutmassen. Eine mögliche Erklärung sieht sie darin, dass sich das viele CBD auf dem Markt nicht wie erhofft absetzen lässt. «Der Markt ist regelrecht mit CBD-Gras überschwemmt worden. Es mit synthetischen Cannabinoiden zu besprühen und als THC-Gras zu verkaufen, ist eine Möglichkeit, es loszuwerden.»

Hoffnung macht Allemann die Cannabis-Studie, in deren Rahmen Apotheken legal Hanf verkaufen dürfen . Auch Luzern nimmt daran teil. Projektstart ist voraussichtlich im Januar 2024. Für Allemann ein Schritt in die richtige Richtung: «Mit dem legalen, regulierten Verkauf von Gras hätte eine breite Bevölkerung Zugang zu sicherem, unbehandelten Gras. So lassen sich die Gesundheitsrisiken minimeren. Denn der Konsum von Gras ist nun mal sehr verbreitet.»

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