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Luzern

«Wie soll einer das alles allein machen?» – Toni Röösli hat nach jahrelanger Suche einen Partner für seinen Zoo gefunden

Er ist CEO, Verwaltungsrats- und Stiftungspräsident in einem. Doch jetzt will der umtriebige Rothenburger Zoo-Besitzer Toni Röösli (70) seine Nachfolge regeln. Als erstes hat er einen neuen Kurator beim Zoo Budapest abgeworben.
Das goldköpfige Löwenäffchen und der Springtamarin haben keine Berührungsängste mit Toni Röösli. (Bilder: Boris Bürgisser, Rothenburg, 23. Januar 2020)
Toni Röösli mit zwei Berberaffen. 
Exotische Vögel: Toni Röösli mit einem Tukan. 

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Wenn Toni Röösli bei den Tieren ist, ist er in seinem Element. Liebevoll spricht er mit ihnen, weist sie zurecht, wenn sie frech sind, füttert sie von Hand. Dann schaut er nicht einmal aufs Telefon, das fast ohne Unterbruch klingelt. Man merkt: In Toni's Zoo steckt Rööslis Herzblut. Der 2001 in Rothenburg eröffnete Zoo ist sein Lebenswerk.

Doch die Zeit steht nicht still. Mittlerweile ist Toni Röösli 70 Jahre alt, er muss an die Zukunft des Zoos denken – und an seine Nachfolge. Schon seit über drei Jahren sucht er einen neuen Geschäftsführer, mehrere Male hätte es fast geklappt. Doch aus verschiedenen Gründen sprangen die Bewerber wieder ab. Meistens, weil es ihnen zu viel war. «Wie soll einer das alles allein machen?», sagt sogar Röösli selbst. Obwohl er es ja macht. Er ist Geschäftsführer, Verwaltungsratspräsident und Stiftungsratspräsident in Personalunion, und redet auch bei Detailfragen nach wie vor mit. Das ist möglich, weil er jeden Winkel des Zoos kennt, er ihn von Grund auf aufgebaut hat. Der Job ist sein Leben. Aber das kann man nicht von jedem erwarten. Deswegen ist für Röösli mittlerweile klar:

«Man muss die Arbeit auf mehrere Leute verteilen.»

In dieser Hinsicht ist schon einiges geschehen. So wurde der Zoo in Reviere aufgeteilt. Vier Tierpfleger sind zuständig für Tiere und Mitarbeiter. Ab Februar wird ihnen ein neuer Kurator vorstehen: Der 36-jährige Ungar Christian Svabik. «Er war bisher Kurator in Budapest – dem Zoo mit den meisten Tierarten europaweit – und hat sehr viel Erfahrung.» Svabik habe viele Ideen, wie man Toni's Zoo neu strukturieren könne, sagt Röösli. «Wir müssen den Menschen deutlicher aufzeigen, warum wir Zoos brauchen, nämlich um die bedrohten Tierarten zu schützen und dies den Besuchern näher zu bringen. Dafür braucht es Innovationen.» Langfristig sei das Ziel, dass Christian Svabik die operative Geschäftsleitung zur Hälfte übernimmt, als Zuständiger für Tiere, Personal und Infrastruktur. «Daneben suche ich noch eine weitere Person, die das Büro leitet, also alle administrativen Aufgaben übernimmt, wie Buchhaltung, Einsatzpläne und dergleichen.»

2019 brachte erneut einen Besucherrekord

Geschäftlich laufe es übrigens im Moment sehr gut, plaudert Toni Röösli weiter. «Letztes Jahr hatten wir einen neuen Rekord: Sechs Prozent mehr Besucher als 2017, dem bisherigen Rekordjahr.» Bei den Jahreskarten habe der Zoo gar um 15 Prozent zugelegt, mittlerweile sind es 1400. Und auch in diesem Jahr laufe es schon ausgezeichnet: Es sei der warme Januaranfang gewesen, meint Röösli, «an einem dieser Sonntage hatten wir über 1000 Besucher».

Als weitere Massnahme, die das Bestehen des Zoos langfristig sichern soll, hat Röösli bereits vor drei Jahren eine Stiftung gegründet. Nun wurde der Stiftungsrat von drei auf fünf Personen erweitert und klarer strukturiert, auch hier um die Verantwortung auf mehr Schultern zu verteilen. «Es sind alles Personen, die eine Affinität für Tiere haben.» Bereits seit Gründung der Stiftung ist Béatrice Hunkeler ein Mitglied des Stiftungsrats. Die Rothenburgerin ist Steuerexpertin und Naturheilpraktikerin und kontrolliert die Buchhaltung des Zoos. Stiftungsratsmitglied ist auch Jürg Hadorn, Vizedirektor und Projektleiter sowohl des Tierparks Dählhölzli in Bern als auch von Toni's Zoo. Gemeinsam mit Stiftungspräsident Toni Röösli kümmert er sich um Finanzen und Bauprojekte.

Neuer Vizepräsident der Stiftung ist der Rechtsanwalt Thomas Räber aus Hochdorf, der auch als Tierschutzanwalt tätig ist. Er kümmert sich um die rechtlichen Angelegenheiten des Zoos. Neu dabei ist ausserdem Thomas Willi, Anwalt und ehemaliger Gemeindepräsident von Emmen. Seine Zuständigkeit im Stiftungsrat betrifft das Zoo-Personal. «Durch die neue Struktur des Stiftungsrats hat jeder ein klares Pflichtenheft», erklärt Röösli. «So ist der Zoo breit abgestützt, auch wenn ich nicht mehr in der Lage sein sollte, mich um alles zu kümmern.»

Sein nächstes Projekt: Tierschutz in Afrika

Durch die personellen Veränderungen, so hofft Toni Röösli, kann er sich mehr und mehr aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Denn er hat wieder etwas Neues, dem er sich widmen möchte: Er engagiert sich beim Projekt «Mara Siana» des WWF und der Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe, das zum Ziel hat, am Rand des Masai-Mara-Reservats in Kenia Schutzgebiete für die Wildtiere einzurichten. Dadurch sollen die grossen Tierwanderungen in der Serengeti langfristig möglich bleiben. «Dazu werden beispielsweise einheimische Ranger ausgebildet und Unterkünfte für Touristen gebaut», erzählt Röösli, der Feuer und Flamme ist für das Projekt. Er plant, in Rothenburg Vorträge darüber zu organisieren. Langweilig wird dem umtriebigen Rothenburger also sicher nicht.

Website von Tonis Zoo

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