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Luzern

Wegen Corona: Luzerner Hausärzten geht die Arbeit aus

Viele Patienten meiden aus Angst vor dem Coronavirus Praxen. Einige Ärzte haben bereits Kurzarbeit angemeldet.
Angst vor Corona: Viele Patienten sagen Besuche beim Hausarzt ab. (Symbolbild: Gaetan Bally/Keystone)

Dominik Weingartner

Es klingt paradox: In der wohl grössten Gesundheitskrise der jüngeren Geschichte geht manchen Ärzten die Arbeit aus. Die Rede ist von den Haus- und Fachärzten. Viele von ihnen haben bereits Kurzarbeit angemeldet. Auch im Kanton Luzern? Zahlen dazu sind nicht erhältlich. Die für die Kurzarbeit zuständige kantonale Behörde WAS wira Luzern gibt wegen des administrativen Aufwands «zu einzelnen Berufsgattungen keine Zahlen» bekannt, wie es auf Anfrage heisst.

Auch die Ärztegesellschaft des Kantons Luzern kennt keine konkreten Zahlen, wie deren Co-Präsident Aldo Kramis mitteilt. «Einige Hausärzte haben Kurzarbeit angemeldet, das wissen wir.» Ärzte seien in der Regel Selbstständigerwerbende und könnten darum für sich gar keine Kurzarbeit beantragen. Sie können das aber für ihre Angestellten tun. Kramis schätzt, dass bei den Hausarztpraxen ein Patientenrückgang von «mindestens 50 Prozent» festzustellen sei. Und «Ärzte verdienen nur Geld, wenn sie Patienten haben». Das sei wie im Gastgewerbe, sagt Kramis.

Mehr Beratung per Telefon

Die Gründe für den Rückgang der Konsultationen sind in der Coronakrise zu finden. Viele Patienten sagen nicht unbedingt nötige Arztbesuche ab, um sich nicht in der Praxis mit dem Virus anzustecken. Kramis: «Kontrollen fallen öfter aus und viele ältere Leute gehen kaum mehr aus dem Haus und lassen die Medikamente von Angehörigen abholen.»

Was hingegen zugenommen hat, sind telefonische Konsultationen bei den Arztpraxen. Die Leute seien unsicher im Umgang mit Corona, sagt Kramis: «Sie haben eine leichte Erkältung und fragen sich, ob sie schon infiziert sind. Oder sie wollen sofort getestet werden, erfüllen aber die Kriterien für die Zulassung zum Test nicht.» Das sorgt für Mehraufwand: «In unserer Praxis sind zwei bis drei medizinische Praxisassistenten nur noch am Telefon und beantworten Fragen und beruhigen die Leute», so Kramis. Doch: «Das sind alles nicht abrechnungsfähige Leistungen.»

Dennoch sei es wichtig, dass die Hausarztpraxen offenbleiben, ist der Co-Präsident der Ärztegesellschaft überzeugt. «Viele jüngere Patienten mit Atemwegsymptomen und leichtem Fieber sind unsicher und brauchen eine Beurteilung», sagt er. Die Konsequenz in solchen Fällen sei immer die gleiche: Zehn Tage Selbstisolation, bei Verschlechterung melden, dann erfolgt eine neue Untersuchung durch den Hausarzt. «Diese Triage ist zentral und muss bei den Hausärzten erfolgen und ja nicht im Spital», betont Kramis. Das Spital kümmere sich um die schweren Fälle.

Fachärzte besonders stark betroffen

Weitaus betroffener vom Patientenmangel seien die Fach- und Spezialärzte, sagt Aldo Kramis. «Sie erhalten keine Zuweisungen mehr und viele Patienten sagen Kontrollen aus Angst vor dem Virus ab.» Auch die Spitäler hätten die Spezialsprechstunden auf das Nötigste reduziert, was «eine Auslastung von 20 bis 30 Prozent», zur Folge habe, so Kramis. «Das löst bei den betroffenen Ärzten natürlich existenzielle Ängste aus.»

Bei den Hausärzten sei die Situation bezüglich Unterbeschäftigung noch nicht so dramatisch, sagt Kramis. Dies liege auch daran, dass schon «einige Praxen wegen Corona oder weil der Arzt Risikopatient ist, schliessen mussten». In diesem Fall würden die umliegenden Hausärzte die Stellvertretung übernehmen. Denn auch in Zeiten von Corona gibt es andere medizinische Probleme, die gelöst werden müssen. «Viele Schmerzpatienten, Zuckerkranke oder Bluthochdruckpatienten sind nicht immer gut eingestellt und brauchen Kontrollen», so Kramis. Man könne einige Arztbesuche ein oder zwei Monate hinausschieben. «Aber viele Krankheiten oder offene Wunden brauchen regelmässige Kontrollen. Diese Probleme verschwinden nicht einfach so», sagt Kramis.

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