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Luzern

Sperrung des Bahnhofs Luzern: Fahrgemeinschaften sollen Verkehrschaos verhindern

Just wenn der Bahnhof Luzern in einem Monat gesperrt wird, finden mehrere Grossanlässe statt. Um ein Verkehrschaos abzuwenden, setzt eine Luzerner Firma aufs «Stöpple» – und stösst damit auf Anklang.
Möglichst viele Mitfahrer pro Auto anstelle von mehr Autos: das ist das Ziel einer Luzerner Fahrgemeinschaftsplattform. (Symbolbild: Alexandra Wey/Keystone)

Raphael Zemp

Das Lucerne Blues Festival feiert seinen Abschluss, die Schweizer Fussball-Nati kickt auf der Allmend gegen Belgien und auch das Lucerne Festival wartet mit Konzerten auf – mit dem Zug nach Luzern reisen, können allerdings einzig Passagiere der Zentralbahn. Für alle anderen bleibt der Bahnhof Luzern von Samstag, 17. November um 4 Uhr bis am Montag, 19. November, 4 Uhr, komplett gesperrt. Am Freitag, 16. November ab 21:30 Uhr, fallen die S3 und der Voralpenexpress zwischen Luzern und Luzern Verkehrshaus aus. Der Grund: Sieben Weichen werden ersetzt. Sie stehen im Verdacht, die Zugentgleisung des Trenitalia-Eurocity im März 2017 und das darauf folgende Pendlerchaos im Raum Luzern mitverursacht zu haben.

Zwar haben die SBB bereits Ersatzbusse angekündigt (siehe Box). Trotz zahlreicher Ersatzangebote rechnen die SBB aber mit «grossen Einschränkungen». Den Bahnhof Luzern frequentieren gemäss Angaben der SBB täglich rund 160000 Leute.

Das hat die Luzerner Firma Hitchhike (Englisch für autostoppen) auf den Plan gerufen, eine Fahrgemeinschaftsplattform, die 2011 von vier Ingenieuren der Hochschule Luzern gegründet wurde und heute sechs Mitarbeiter beschäftigt. Sie will mit ihrer «cleveren Ergänzung zu den öffentlichen Verkehrsmitteln» mithelfen, das «riesigen Verkehrsaufkommen» zu bändigen.

Hitchhike richtet spezielle Luzern-Plattform ein

Dazu hat sie eigens für dieses Wochenende unter luzern.hitchhike.ch ein Plattform lanciert, wo sich eintragen kann, wer nach Luzern fährt und Mitfahrgelegenheiten hat. So können sich Fussballfans und Konzertbesucher gleichermassen zu Fahrgemeinschaften zusammenschliessen, um ins Stadion oder in den Konzertsaal zu gelangen.

Die Nutzung der Plattform ist kostenlos, für die Fahrt empfiehlt Hitchhike einen Unkostenbeitrag. Eine «Win-Win-Situation für alle Beteiligten», findet Jean-Francois Schnyder, Geschäftsführer von Hitchhike. So würden die Park- und Benzinkosten auf mehr Leute verteilt, neue Bekanntschaften geschlossen – und erst noch das Verkehrsaufkommen in Luzern verringert.

Noch ist unklar, ob dereinst ein längerfristiges Angebot aufgeschaltet wird. «Aufgrund der angespannten Verkehrssituation in Luzern würde sich dies aber anbieten», glaubt Schnyder. Seit 2014 tausche man sich regelmässigen aus mit Stadt und Kanton.

Lucerne Blues Festival: Eine Idee für die Zukunft

«Eine sinnvolle Sache, ganz unabhängig von der Bahnhofssperrung», findet auch Martin Bründler, Präsident des Lucerne Blues Festival. Es würden nie alle Festival-Besucher mit dem ÖV anreisen. Zudem seien die Parkmöglichkeiten im Zentrum begrenzt. Auch das Lucerne Festival und der Schweizerische Fussballverband wissen von Hitchhike und prüfen derzeit das Angebot.

Einen Schritt weiter ist das Lucerne Blues Festival, das Hitchhike bereits offiziell unterstützt. Will heissen: Es weist auf all seinen Kanälen auf die Luzerner Mitfahr-Plattform hin. Gelder hingegen würden keine fliessen, beteuert Martin Bründler.

Wie viele Besucher dieses Angebot wohl nutzen werden? Das lasse sich kaum abschätzten, sagt Bründler. Aber: «Erste positive Rückmeldungen habe ich schon bekommen.» Bis ein solches Angebot im grossen Stil Anklang findet, dürfe es aber noch dauern, glaubt Bründler. Man werde deshalb auch im nächsten Jahr mit Hitchhike zusammenarbeiten – auch ohne Bahnhofssperrung.

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