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Luzern

Sie hat im Garten über Gentechnik-Fragen gehirnt

Zaïra Zihlmann aus Kriens hat an der gestrigen Diplomfeier der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern die Abschlussrede gehalten. Als Nächstes will sie eine Doktorarbeit schreiben – und den Blick auf neue Technologien richten.
Zaira Zihlmann (26) befasste sich in ihrer Masterarbeit mit Gentechnik. Bild: Boris Bürgisser (Luzern, 21. März 2019)

Natalie Ehrenzweig

Zaïra Zihlmann ist gerne im Garten. «Unser Garten hat etwas Magisches. Ich jäte manchmal gern, pflanze etwas oder mähe den Rasen», erzählt die 26-Jährige. Aber auch wenn es auf den ersten Blick so aussieht, hat das Thema ihrer Masterarbeit nur wenig mit ihrem Garten zu tun. «Regulierung neuer Technologien – eine Untersuchung am Beispiel des Genome Editing bei Pflanzen» lautet der Titel. Darin klärt die Krienserin, ob das Schweizer Gentechnikrecht den Herausforderungen gerecht wird, die das neue molekularbiologische Verfahren des Genome Editing hervorbringt. Dabei geht es um die zielgerichtete Veränderung von DNA.

Mit ihrer Studienwahl hat Zaïra Zihlmann ihre Familie und ihre Klasse damals überrascht. «Ich wollte eigentlich Philosophie oder Literaturwissenschaften studieren. Denn ich lese sehr gerne, mag Sprache und setze mich gern mit Grundsatzfragen auseinander», sagt sie. Deshalb habe sie an der Uni Zürich Schnuppervorlesungen der beiden Fächer besucht. «Dazwischen hatte ich ein Zeitfenster. Ich setzte mich in eine Jus-Vorlesung und merkte sofort, dass sich hier meine Interessen verbanden: Sprache, Lesen und Antworten finden.»

Thematische Vielfalt hat den Ausschlag gegeben

Mit den beruflichen Möglichkeiten ihres Studiums hat sie sich damals nicht befasst. «Was mich vor allem faszinierte, war die thematische Breite des Studiums. Ich war schon als Kind sehr vielseitig interessiert. Und später, an der Kanti Musegg, fiel es mir schwer, mich festzulegen, weshalb ich das Schwerpunktfach Psychologie, Pädagogik und Philosophie wählte. Doch spätestens jetzt muss ich mich bei meiner Doktorarbeit für ein Thema entscheiden. Ich hoffe, das gelingt mir.»

Am Studium gefiel ihr besonders das wissenschaftliche Arbeiten. Während die Vorlesungen am Anfang mit Familien- oder Strafrecht noch sehr praxisorientiert waren, kamen die Fächer Rechtsphilosophie, -geschichte und -soziologie später. «Im Bachelorstudium sind die Wahlmöglichkeiten nicht so gross, da ist der Stundenplan recht fix», erklärt sie. Das ermöglichte ihr aber, vom Job als Putzfrau zur Stelle als Assistentin einer körperlich behinderten Mitstudentin zu wechseln. «Meine Studienkollegin sitzt im Rollstuhl und ist in einigen Dingen auf Hilfe angewiesen. Da wir die gleichen Vorlesungen hatten, konnten wir sogar am Schluss zusammen unsere Bachelordiplome entgegennehmen.» Als Assistentin der Mitstudentin habe sie viel gelernt und sehe die Welt heute mit etwas anderen Augen: «Menschen mit einem Handicap werden oft unterschätzt.»

Neue Technologien halten Juristen auf Trab

Im Master wurde das Abstimmen der Stundenpläne schwieriger: Die Studienkollegin spezialisierte sich auf Sozialversicherungsrecht, Zaïra Zihlmann hingegen zog es in eine andere Richtung. «Mich faszinieren die Fragen, die die neuen Technologien für das Recht aufwerfen. Ich hoffe, dass es uns jungen Juristen gelingt, kreative Lösungen für diese Fragen zu finden», sagt sie. Es sei spannend zu sehen, wie Theorie und Praxis zusammenspielten.

Wenn Zihlmann nicht im Garten ist, lüftet sie den Kopf leidenschaftlich gern auf dem Rennvelo. Der viele Stoff habe ihr am Anfang des Studiums zu schaffen gemacht. Mut zur Lücke zu haben, sei ihr schwergefallen, sagt die angehende Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin. «Inzwischen weiss ich langsam, wie das geht», sagt Zaïra Zihlmann und lacht.

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