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Luzern

Private wollen drei Windräder auf dem Stierenberg in Rickenbach realisieren – und sind auf Kurs

Auf dem Stierenberg sollen drei Windräder aufgestellt werden. Die privaten Initianten haben bereits einige Hürden übersprungen. Nun braucht es neben Geld auch Überzeugungsarbeit.
Mit den geplanten Windrädern auf dem Stierenberg sollen rund 3900 Haushalte mit Strom versorgt werden. (Symbolbild: Benjamin Manser/TBM)

Ernesto Piazza

Auf dem Rickenbacher Stierenberg sollen sich dereinst drei Windräder drehen. Die Initiative dazu haben Roland und Priska Wismer-Felder (Kantonsrätin, CVP) ergriffen. «Hier oben haben wir immer Wind», sagt Roland Wismer zu seinen Beweggründen für das ambitionierte Projekt. Die maximale Höhe der Räder dürfte rund 180 Metern betragen. Die Initianten rechnen mit einem Stromertrag von 1700 Volllaststunden pro Jahr. Das entspricht ungefähr 17 Gigawatt. Damit sollen rund 3900 Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Initianten rechnen mit Investitionskosten von 15 bis 20 Millionen Franken.

Das viel Geld. Doch Wismers sind optimistisch. Windmessungen auf dem Stierenberg hätten gezeigt: «Die für eine Wirtschaftlichkeit benötigten fünf Meter pro Sekunde sind gegeben.» Sie beschäftigen sich intensiv mit grüner Energie. Vor rund zehn Jahren haben sie beispielsweise auch Solarpanels auf dem Scheunendach montiert. Mittlerweile haben die Initianten diverse Hürden übersprungen. So hat der Regionale Entwicklungsträger Sursee-Mittelland keine Ausschlusskriterien festgestellt. Er ist gemäss Richtplan dafür verantwortlich, zu beurteilen, ob sich Gebiete für die Windkraftnutzung eignen.

Kanton erwartet nun Hauptbericht

Für die Prüfung der Umweltverträglichkeit ist die Dienststelle Umwelt und Energie (UWE) des Bau-, Umwelt- und Wirtschaftsdepartements zuständig. Man habe momentan die Stellungnahme zur Voruntersuchung abgeschlossen und die Anforderungen für eine positive Beurteilung der Umweltverträglichkeit formuliert, sagt Ruedi Gubler, Abteilungsleiter beim UWE. «Wir gehen davon aus, dass die Initianten nun den Hauptuntersuchungsbericht erstellen.»

Auch die Schweizerische Vogelwarte Sempach ist involviert: «Der geplante Windpark dürfte sich insbesondere auf die lokalen Vorkommen des Rotmilans und des Mäusebussards auswirken», sagt der diplomierte Biologe Michael Schaad. Er nimmt Bezug auf die Untersuchungen vom vergangenen Jahr. Beim lokal brütenden Rotmilan sei die Wahrscheinlichkeit gross, dass er mit den Windenergieanlagen kollidieren könnte. Aufgrund des weltweit kleinen Verbreitungsgebiets habe die Schweiz eine hohe Verantwortung für ihn. Immerhin existiert im Umkreis von fünf Kilometern um den Stierenberg kein Rotmilanschlafplatz. «Das Gebiet ist kein Korridor für Zugvögel», sagt Landwirt Wismer. Drei Viertel der Thermikflieger würden den Stierenberg umfliegen.

Auch die Schweizer Flugsicherung Skyguide steht dem Projekt «grundsätzlich positiv gegenüber», wie Mediensprecher Vladi Barrosa erklärt. Zurzeit laufen die bei solchen Vorhaben nötigen Abklärungen und Prüfungen. Zu möglichen Auswirkungen auf das Projekt könne man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage machen.

Wie steht die Bevölkerung zum Projekt?

Der Windpark soll auf Landwirtschafts- und Waldgebiet gebaut werden – inmitten einer rund 500 Hektar grossen, nicht bewohnten Fläche. Während Ruedi Gubler die Projektrisiken bei solchen Anlagen weniger bei der Einhaltung der Umweltvorschriften als bei möglichen Widerständen aus der Bevölkerung sieht, beurteilen die Initianten die Gefahr von Einsprachen als «nicht unbedingt problematisch». Unter anderem, weil niemand von einem Schattenwurf betroffen sei. Beim ersten Standort geht es um das Land von Wismers Nachbar Peter Affolter. Die beiden anderen Anlagen sind auf Flächen der Realkorporation Pfeffikon geplant.

Die bisherigen Vorabklärungen inklusive Windmessungen haben rund 200 000 Franken gekostet. Dafür haben Wismers auch Erträge aus der eigenen Photovoltaik-Anlage verwendet. Weiter flossen finanzielle Mittel von Darlehensgebern ein. Die Kosten für die weiteren Vorabklärungen sind mit zusätzlich 100 000 Franken veranschlagt. «Wir planen, die Windräder mit einer Bürgerbeteiligung zu realisieren», erklärt Wismer.

Gemeinde will keine keine Hindernisse in den Weg legen

Daher werden über die Homepage «Visionäre» gesucht, die sich mit einem variabel verzinsten Darlehen beteiligen. Vorgesehen ist, das Windpark-Projekt rechtlich später in eine Aktiengesellschaft zu überführen. Am 12. September wollen die Initianten die Bevölkerung an einem Infoanlass über den aktuellen Stand informieren. Dem von der Familie Wismer initiierten, privaten Projekt stehe die Exekutive zum jetzigen Zeitpunkt neutral gegenüber, sagt der Rickenbacher Gemeindepräsident Roland Häfeli (FDP). Er betont: «Wir werden den Initianten von unserer Seite keine Hindernisse in den Weg legen.» Das letzte Wort hat indes der Stimmbürger.

Zur Realisierung des Projekts ist eine Zonenplanänderung nötig. Konkret: Es muss eine der Landwirtschaftszone überlagerte Sonderzone «Windenergie» definiert werden. Auf Antrag der Projektinitianten hat der Gemeinderat in Absprache mit dem Ortsplaner und dem Kanton das Verfahren lanciert.

Den Umzonungsentscheid erwartet die Familie Wismer frühestens in einem Jahr. Dieser fällt im Rahmen einer Gemeindeversammlung. Die Initianten erhoffen sich, die Windparkanlage im Herbst 2020 in Betrieb zu nehmen. Dies immer vorausgesetzt: Die Finanzierung ist sichergestellt und eventuelle Einsprachen können zeitnah erledigt werden.

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