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Luzern

Nachhaltige Mode: Konsumenten und Modelabels stehen in der Verantwortung

Das Luzerner Label LU Couture thematisiert an seiner Modeschau am Montag das Thema Nachhaltigkeit.
Claudine Tanner (links) vom Schweizer Modelabel Moya Kala wohnt der Anprobe ihrer nachhaltig produzierten Kollektion bei. (Bild: PD)
So sieht die Mode von Moya Kala aus. (Bild: PD)

Beatrice Vogel

Beatrice Vogel

Die Modeindustrie ist einer der grössten Umweltverschmutzer. Pestizide und Chemikalien, hoher Wasserverbrauch und weite Transportwege sorgen für die schlechte Umweltbilanz. Die Arbeitsbedingungen in den Herstellungsländern sind oft miserabel. Gleichzeitig werden die Kleider günstig gekauft und kaum getragen wieder entsorgt.

Doch Nachhaltigkeit und Ökologie werden immer wichtiger, wenn es um Kleidung geht. Ein hiesiges Label, das nach Möglichkeit nachhaltig produziert, ist LU Couture. Am Montag lädt es zur Modeschau und veranstaltet eine Podiumsdiskussion zum Thema «Nachhaltigkeit und Ethik in der Mode» (siehe Box unten).

«Bewusstsein für den Konsum schärfen»

«Der erste Schritt zur Nachhaltigkeit ist, das Bewusstsein für den Konsum und die Herstellungsprozesse von Mode zu schärfen sowie den Nachwuchs entsprechend auszubilden», sagt Rufina Hümmer, Geschäftsleiterin von LU Couture. Das Label produziert sowohl Haute Couture als auch Prêt-à-porter-Mode nur auf Bestellung und bietet einen Änderungs- und Reparaturservice an. Alle Kleidungsstücke werden lokal hergestellt, in Luzern oder in der Manufaktur in Willisau. Bei den Stoffen – die aus der Schweiz oder dem benachbarten Ausland stammen – achtet das Label auf eine transparente Lieferkette und Umweltzertifikate. Doch LU-Couture-Mode hat ihren Preis. Hümmer:

«Natürlich kann sich nicht jeder massgeschneiderte Kleider vom Schneideratelier leisten. Aber auch grosse Unternehmen haben erkannt, dass es nicht weitergehen kann wie bisher.»

Klar ist für sie, dass die Modeindustrie zu einer Kreislaufwirtschaft werden müsse, um nachhaltig zu sein. Konkret: Recycling, Flicken, Ändern oder Secondhand.

Das junge Wäschelabel Moya Kala aus Sarnen, das an der Modeschau auftritt, hat sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben. Gemäss Geschäftsleiterin Claudine Tanner stehen dabei zwei Aspekte im Vordergrund: Umweltfreundliche Materialien und Sozialverträglichkeit. Die Loungewear von Moya Kala wird in der Schweiz von LU Couture, die Lingerie von einem Familienbetrieb in Bulgarien hergestellt. «Zu diesem Betrieb haben wir persönlichen Kontakt, kennen die Arbeitsbedingungen und wissen, dass die Näherinnen von ihrem Lohn leben können», sagt Tanner.

Bei den Materialien setzt Moya Kala einerseits auf das Recycling synthetischer Textilien, etwa auf Stoff aus Industrieabfall. Andererseits arbeitet das Label mit Cupro, einem kurzfasrigen Nebenprodukt aus der Baumwollproduktion. Claudine Tanner betont: «Die Stoffe sind qualitativ hochwertig, Cupro wird auch als vegane Seide bezeichnet.»

«Im ökologischen Bereich besteht in der Textilbranche grosser Nachholbedarf, genauso bei den menschenrechtlichen Fragen. Nach wie vor gibt es Kinderarbeit, in den Fabriken herrschen oft sklavereiähnliche Zustände», sagt Peter G. Kirchschläger, Ethikprofessor an der Uni Luzern und Podiumsteilnehmer.

Kaufentscheidung als politisches Statement

Doch trotz der vielen ethischen Probleme der Modeindustrie ist Kirchschläger optimistisch. «Ich vertraue darauf, dass die Konsumenten ihre Kaufentscheidungen zunehmend als politische Stimmabgabe wahrnehmen und sich für nachhaltige Produkte entscheiden.» Gleichzeitig müssen aber auch die Unternehmen nachhaltiger werden, so Kirchschläger. Da viele Firmen bis jetzt wenig Anstalten dazu machen, sei der Staat gefordert, ihnen auf die Finger zu schauen. Kirchschläger:

«Oft wird geltendes Recht – seien es Umweltschutz oder Menschenrechte – nicht eingehalten, da es nicht geahndet wird, wenn das Vergehen im Ausland passiert.»

Wenn Firmen in der Schweiz dafür zur Rechenschaft gezogen werden könnten, würde das viel bringen, ist Kirchschläger überzeugt. Diesen Punkt greift etwa die Konzernverantwortungsinitiative auf.

Der Ethikprofessor betont zudem, dass fair hergestellte Mode nicht unbedingt teuer sei. Er vergleicht: «Viele Luxusmarken scheren sich nicht um ökologische oder soziale Standards.» Der Konsument könne ökologische und sozial verträgliche Mode einfordern. «Doch Unternehmen und Staaten haben mehr Macht und deshalb mehr Verantwortung, etwas zu verändern», so sein Fazit.

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