notifications
Luzern

Maskenpflicht in Läden? – für den Luzerner Detaillistenverband «eine Katastrophe», gemäss Gewerkschaft «sinnvoll»

Der Leiter des Luzerner Detaillistenverbands sieht in einer generellen Maskenpflicht im öffentlichen Raum eine Gefahr für die Läden. Agron Gjuraj von der Gewerkschaft Syna betont hingegen die Wichtigkeit, einen nächsten Lockdown mit allen Mitteln zu verhindern.
Ob bald auch in Läden eine Maskenpflicht eingeführt wird, ist noch unklar. So oder so sind die Artikel sehr gefragt. Christian Meister, Inhaber der Drogerie Meister, berät eine Kundin beim Einkauf von Schutzmasken.
(Bild Eveline Beerkircher (Emmenbrücke, 2. Juli 2020))

Salome Erni

Die Worte, die Rolf Bossart für eine Maskenpflicht in Schweizer Läden wählt, sind deutlich. «Eine Katastrophe» sei es, sagt der Geschäftsführer des Luzerner Detaillistenverbands. Wie SRF berichtet, fordert Rudolf Hauri, Zuger Kantonsarzt und Präsident der Vereinigung der Kantonsärzte und Kantonsärztinnen der Schweiz, eine Maskenpflicht im gesamten öffentlichen Raum. Bei Bossart stösst dieses Anliegen auf Unverständnis.

Der Luzerner Detaillistenverband zeigt sich überrascht über das Anliegen der generellen Maskenpflicht. Bossart ist überzeugt: «Die Ansteckungsgefahr in einem Laden ist nicht mit dem öffentlichen Verkehr gleichzusetzen.» Mit Hilfe von Abstandslinien, Plexiglasscheiben und Desinfektionsmittel habe der Detailhandel laut Bossart bereits unter Beweis stellen können, dass er ein funktionierendes Schutzkonzept habe. Der Mindestabstand werde nur selten unterschritten, sagt er. Daher sei Maskentragen in Läden «übertrieben». Er ärgert sich: «Wegen Einzelnen, die sich nicht daran halten, sollen nun flächendeckende Massnahmen eingeführt werden.»

Mögliche Maskenpflicht löst Verunsicherung aus

Bossart erhielt am Morgen nach den Aussagen des Zuger Kantonsarztes zahlreiche Telefonate und E-Mails von Detaillistinnen und Kunden, die ihren Frust über diese neu diskutierte Massnahme kundtaten. «Was ist los in unserer Schweiz?», hätten sie sich gefragt. Der Geschäftsführer des Detaillistenverbands ist überzeugt:

«Das Maskentragen wird sich bei uns nie normal anfühlen.»

Er befürchtet, dass die Kunden und Kundinnen durch die Maske abgeschreckt werden. «Mit einer Maske Kleider anzuprobieren ist nicht lustig», sagt Bossart. Deshalb würden bei einer Maskenpflicht wohl viele Kunden und Kundinnen eine Online-Bestellung nach Hause einem Bummel durch die Stadt vorziehen, so der Geschäftsführer. Die Leidtragenden dieser Entwicklung wären die Detaillisten, das Lädelisterben würde laut Bossart intensiviert werden. Gleichzeitig führt er aus, dass gerade grössere Läden Angst hätten, dass die Kunden sich nur noch in kleinere Geschäfte wagen würden, wo weniger Personen zu erwarten seien.

Bossart ist gespannt, was die Coronagespräche am nächsten Montag ergeben werden. Dann sitzt der Luzerner Regierungsrat mit den betroffenen Verbänden zusammen und diskutiert allfällige weitere Schritte. Der Luzerner Kantonsarzt stand am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zur Verfügung.

Verständnis bei der Gewerkschaft Syna

Ganz anders sieht Agron Gjuraj, Leiter des Regionalsekretariats der Gewerkschaft Syna Luzern, die Lage. Er würde eine generelle Maskenpflicht sehr begrüssen. Jede weitere Massnahme bedeute einen zusätzlichen Schutz und mache deshalb Sinn, so Gjuraj. Auch wenn eine Maske vielleicht nicht sämtliche Viren filtere, so könne sie doch das Risiko einer Infektion verkleinern.

Die in Läden angewandten Massnahmen reichen laut Gjuraj nicht aus. Im Alltag sei es enorm schwierig, die Abstände einzuhalten. Die Unterschreitungen würden oft unbewusst passieren – mit einer Maske könne diese Problematik aber etwas abgefangen werden.

Die Diskussion über eine generelle Maskenpflicht im öffentlichen Raum ist für Gjuraj keine Überraschung. Die Nachbarländer machten es vor, es sei nun ein logischer Schritt auch für die Schweiz. Befürchtungen oder negative Reaktionen deswegen habe der Syna-Leiter keine erhalten. Für Gjuraj ist es am wichtigsten, dass sich der Lockdown nicht wiederholt. Er sagt:

«Das Tragen einer Maske ist einfacher als ein erneuter Stillstand der Wirtschaft.»

Der Syna-Leiter bezweifelt, dass die Wirtschaft einen zweiten Lockdown verkraften würde.

Kommentare (0)