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Luzern

Luzerner Musikhochschule verabschiedet sich mit Patrizio Mazzola vom Dreilinden-Charme

Die Musikhochschule Luzern erinnert am Wochenende im letzten Konzert in der Villa im Park an die Konservatoriumstraditionen.
Er setzt sich für Luzerner Traditionen ein: Pianist Patrizio Mazzola (Bild: PD)

Urs Mattenberger

Wir treffen den Pianisten Patrizio Mazzola in der Villa an der Obergrundstrasse 9, in der noch bis zu diesem Wochenende die Musikhochschule Luzern einquartiert ist. Im Unterrichtszimmer im Keller stehen der Flügel und die rohe Steinmauer für Traditionen, während die Kunststoffrohre, die daraus herauswachsen, an ein modernes Umbau-Provisorium erinnern.

Beides steht sinnbildlich für den historischen Schritt, den die Musikhochschule im September mit dem Bezug des eigenen Gebäudes beim Südpol vollzieht: hin zu einer zentralen, modernen Infrastruktur, weg vom historischen Charme des Konservatoriums auf Dreilinden mit seinen Dependancen in der Stadt. Aber genau diese Konservatoriumstradition ruft heute das Konzert in Erinnerung, an dem neben Studenten und Dozenten auch Patrizio Mazzola zum Abschied von Dreilinden auftritt.

Mazzola fördert das Konservatoriumserbe

Mazzola, in Genua geboren, aufgewachsen in Kriens, trat Ende der 60er-Jahre in die Klavierklasse von Hubert Harry (1927-2010) ein, bei dem er das Studium «mit Auszeichnung» abschloss. Ab 16 wurde er Schüler des Komponisten Caspar Diethelm (1926-1997). Der Engländer Harry und der Obwaldner Diethelm prägten als Persönlichkeiten das Konservatorium, bevor es sich durch den Zusammenschluss mit der Jazzschule und der Kirchenmusik-Akademie zur heutigen Musikhochschule wandelte.

Mazzola hält als Konzertpianist die Erinnerung an beide wach: Im Abschiedskonzert auf Dreilinden spielt er Werke, die Harry besonders am Herzen lagen, und Kompositionen von Diethelm. «Die Verbindung schafft Diethelms siebte Klaviersonate», schmunzelt er:

«Harry musste diese, im Auftrag, aufführen. Und obwohl ihm moderne Musik eher fremd war, interpretierte er Diethelms Sonate auf eine wunderbare Art.»

Mazzola hat die Sonate einst bei Harry einstudiert und gibt das quasi weiter. Was fasziniert ihn an diesem Werk und Diethelms Musik? «Als ich mit 16 zu Diethelm in den Musikgeschichtsunterricht kam», räumt er ein, «konnte ich mit solcher ‹Neutöner›-Musik nichts anfangen. Das kam erst, als mich etwa mit 18 neue Musik mit ihren ungewohnten Klängen zu faszinieren begann.» Diethelms Sinfonien, die kürzlich auf CD erschienen sind, stellt Mazzola «auf eine Stufe mit Arthur Honegger». Natürlich habe diese Musik «Stacheln und Dissonanzen», aber das mache sie authentisch und ehrlich:

«Eine Konzertbesucherin, die einen Streit mit ihrem pubertierenden Sohn hinter sich hatte, sagte mir, wie gut ihr Diethelms Musik getan habe: Mozart, meinte sie, wäre in dieser Situation verlogen gewesen.»

Mazzola selber schätzt die siebte Klaviersonate von Diethelm, weil darin wie in Liszts h-Moll-Sonate «überall thematische Bezüge eingewoben» sind. Die archaisch-wilde und mystische Seite von Diethelms Komponieren kommt in den von griechischen Tanzrhythmen inspirierten «Klangfiguren» und einer «Toccata» zum Ausdruck.

Er hinterliess keine Werke, sondern Schüler

Hubert Harry hat als international bekannter Pädagoge Schüler wie Hiroko Sakagami oder Mazzola hinterlassen, die beide an der Musikhochschule Luzern unterrichten. Aber Mazzolas Verehrung gilt mehr noch Harry als «überragendem Interpreten»: «Als solcher hat er nicht die internationale Anerkennung erhalten, die er verdient hätte», sagt Mazzola mit Blick auf die auf CD greifbaren Livemitschnitte der Konzerte, die Harry gab. Die heutigen technisch-digitalen Möglichkeiten könnten Harry einem breiteren Kreis bekannt machen, hofft Mazzola und verweist auf den Livemitschnitt eines Konzerts von 1963 in Luzern, der im Herbst als CD erscheinen wird.

Als Hommage an Harry, der vor zehn Jahren verstorben ist, spielt Mazzola im Wandelkonzert Préludes von Rachmaninow und Debussy sowie eine meditative Sonate von Scarlatti. Eine Art Eigenkomposition ist Harrys Bearbeitung von Richard Strauss’ «Wiegenlied» für Klavier.

Musikhochschule bekommt «Salquin»-Konzertsaal

Mazzola spielt auch zur Eröffnung des neuen Konzertsaals der Musikhochschule beim Südpol – im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten vom 11. bis 13. September. Auch da bietet er lokale Bezüge, etwa mit einem Stück der Krienser Pianistin Hedy Salquin. Nach ihr nämlich wird der neue Konzertsaal der Musikhochschule, der «Salquinsaal», benannt.

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