notifications
Luzern

Luzerner Lehrlinge in Schanghai: Berufserfahrung, Bunker-Feeling und Frösche in Fernost

Noch bis am Samstag weilen sieben Luzerner Lehrlinge in Schanghai. Während eines dreiwöchigen Praktikums tauchen sie in die Welt der Informatik ein, staunen über die chinesischen Gastgeber und lassen sich zu kulinarischen Abenteuern verführen.
Die Schweizer ICT-Lehrlinge sind in Schanghai angekommen. (Bild: PD)
Iman Lünsmann und Thomas Gassmann an ihrem Arbeitsplatz. (Bild: PD)
Qualifizierten sich für den Austausch: Nadja Stadelmann und Luca Zweifel. (Bild: PD)
Lehrling Elias Christen aus Beckenried vor der Skyline von Schanghai. (Bild: PD)
Die Luzerner Lehrlinge probieren in Schanghai allerhand exotische Gerichte. (Bild: PD)

Evelyne Fischer

Evelyne Fischer

Evelyne Fischer

Evelyne Fischer

Evelyne Fischer

Vom 400'000-Einwohner-Kanton in die 24-Millionen-Metropole: Für sieben Luzerner Lehrlinge der Informations- und Kommunikationstechnologie – kurz ICT – ist dieser Kontrast Alltag geworden. Sie haben sich für den Austausch «Route2China» qualifiziert und verbringen drei Wochen in Schanghai.

Insgesamt konnten 27 angehende Berufskräfte im 3. oder 4. Lehrjahr aus Luzern, Zug, Zürich und Schaffhausen nach China fliegen. Finanziert wird das Projekt von der Stiftung Movetia, einer nationalen Agentur für Austausch und Mobilität.

Von der Nasa-Simulation bis zur Gesichtserkennung

Die Luzerner Talente arbeiten als Freelancer in einer lokalen Firma an fünf IT-Projekten, treten also als selbstständige IT-Fachkräfte auf. Die einen tüfteln am «Toky Rover» herum, einem Roboter aus Karton, Sensoren und einem Mikrocomputer. Er ist der Prototyp eines Games für Grundschulen, mit dem Schüler später eine Nasa-Mission simulieren können. Andere arbeiten am «Advertising Kiosk», einer Tablet-App, auf der sich Werbevideo schalten lassen. Die App soll mittels Gesichtserkennung statistisch erfassen, wann das Video von wie vielen Menschen wie lange angeschaut wird.

Nebst der Arbeit erhalten die Lehrlinge einen Einblick in die chinesische Kultur. Zum einen in einem Sprach-Crashkurs, zum anderen durch ihre Zimmer auf Zeit im Hotel der Universität, in denen bis zu acht Personen gemeinsam untergebracht sind.

Wo sie arbeiten

«Der Arbeitsplatz hat uns am meisten überrascht. Wir programmieren in einem Bunker, der viel Licht und gute Luftqualität hat und recht gemütlich ist, so etwas haben wir noch nie gesehen. Gestaunt haben wir auch über die Arbeitszeiten: Der durchschnittliche Arbeitstag eines Informatikers beginnt erst um 9.30 und dauert bis 18 Uhr. In Schanghai gilt die 9/6-Regel. Heisst: 9 Stunden arbeiten an 6 Tagen.»

Wie sie ticken

«Der ‹Maker Space›, in dem wir arbeiten, wird durch Freiwillige betrieben und finanziert sich durch Mitgliederbeiträge. Vorhandenes Material darf jedes Mitglied frei verwenden, das letzte Stück wird selbstverständlich wieder von ihm ersetzt. Einen Chef, der kontrolliert, gibt es nicht. In Schanghai gilt die Mentalität: Jeder achtet auf den anderen. Dies zeigt sich auch auf der Strasse. Für uns ist der Verkehr ein einziges Gewusel, total ungeordnet. Wir haben aber noch keine einzige Kollision miterlebt.»

Was abfärbt

«Chinesen legen keinen grossen Wert auf Pünktlichkeit. Dass man 15 Minuten zu spät kommt, ist hier ganz normal – in der Schweiz ein klares No-Go. Lustig ist: Das Verhalten hat schon in der ersten Woche auf uns abgefärbt. Aufgefallen ist uns ausserdem, dass Chinesen häufig recht komplex und weitläufig denken, nicht so zielstrebig wie wir Schweizer.»

Wie sie leben

«Überrascht hat uns die Luftqualität. Diese ist zwar ziemlich übel. Wegen der vielen Vorurteile hätten wir damit gerechnet, dass es noch um einiges schlimmer ist. Beeindruckt sind wir vom ‹The Bund›, der bekannten Uferpromenade in Schanghai. Von hier aus hat man eine tolle Aussicht auf die Skyline der Mega-Metropole über dem Hangpu Fluss.»

Was hier mundet

«Ein chinesisches Restaurant in Schanghai hat wenig mit dem Asiaten in Luzern gemein. Die erste Challenge ist es, herauszufinden, was man da eigentlich bestellt. Das Essen ist ein Abenteuer: Wir haben bereits Käfer, Frösche und Entenköpfe gekostet. Besonders überzeugt haben uns frittierte Insekten und Skorpione. Und nie hätten wir damit gerechnet, dass Kuhmagen hässlicher klingt als er schmeckt.»

Was sie trinken

«Neben dem Essen ist das Trinken ein sehr wichtiger Teil der kulinarischen Erfahrung in China. In der Tianshan Tea City in Schanghai, wo riesige Mengen an Tee weltweit gehandelt werden, erlebten wir eine interessante Tee-Degustation. Wenig Freude machen hier die übersüssten Süssgetränke und der Kaffee. Ausserdem trinken die Chinesen häufig warmes Wasser zum Essen, was uns gar nicht schmeckt.»

Kommentare (0)