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Luzern

Le Coq sans Vin

Das Handwerk des Kochs will verstanden sein. Unser Reporter hat beim Zubereiten eines Geflügelgerichts für einmal gegen seine Überzeugung gehandelt und wollte es den Profis gleichtun. Die Sache geriet aus dem Ruder.

Schuster, bleib bei deinen Leisten. Den Rat sollte ich mir zu Herzen nehmen. Aber man hat ja Ziele. Eines, das weit oben auf meiner Liste steht, ist die Zubereitung des Coq au Vin. Und zwar sollte der ähnlich brillant daherkommen wie jener, den Kollegin Brige jeweils einkocht. Sollte!

Es war ein Freitag im Januar, als ich einen Vogel zerlegte, in den Schmortopf gab und reichlich Wein darübergoss. Ein paar frische Zweige und Blätter dazu und dann die Zeit arbeiten lassen. Die Warterei überbrückten wir mit einem Apéro. «Wir» sind die zwei Gastgeber und ein befreundetes Paar, das derzeit ihre Küche umbauen lässt.

Hier sei erwähnt, dass ich nicht ganz klar damit komme, dass Köche ihre Saucen passieren. Für mich macht gerade der Gerümpel im Bräter die Speise exzellent. Für einmal habe ich mich aber dazu hinreissen lassen. Nämlich, weil ich Lorbeerblätter und Thymian etwas dominant verwendet habe. Ich schnappte den Topf, kippte die Geschichte ins Küchensieb und realisierte zeitgleich, dass die Sache aus dem Ruder läuft. Ich hatte vergessen, ein Auffanggefäss unter das Sieb zu stellen.

Der Wein floss dahin. Interessanterweise beobachteten mich die drei Anwesenden mit grossen Augen und geschlossenen Lippen. Als ich ihnen meine Tat gestand, lachten sie in der Annahme, ich scherze. Tat ich nicht. Dafür ist mein Standpunkt gefestigt, aufs Passieren zu verzichten. Mein Mädchen rettete die Situation mit einer schnell zubereiteten Sauce. Mir fehlten dazu die Nerven. Aber: Auch der Coq sans Vin war hervorragend. Trotzdem freuen wir uns auf die nächste Einladung. Brige?

Hinweis: An dieser Stelle äussern sich jeweils Gastkolumnisten und Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.

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