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Luzern

Landauf, landab: Wildsau

Kabarettist Veri über die häufig missverstandene Landbevölkerung und randalierende Wildsauen.
Thomas Lötscher alias Veri. (Bild: PD)

Thomas Lötscher alias Veri

Unser Regierungspräsident hat sich im Museum mit einer ausgestopften Wildsau fotografieren lassen. Ihm gefalle das Durchsetzungsvermögen dieser Tiere. Ich könnte jetzt hier schreiben, dass die Männchen als Einzelgänger durchs Revier ziehen und sich in «ritualisierten Hierarchiekämpfen» bekriegen. Doch das könnte irgendein Stadtmensch falsch auffassen und behaupten, ich würde auf die rein männliche Regierung anspielen.

Wir, die Landbevölkerung, werden nämlich oft missverstanden, wurden nach der letzten Abstimmung gar mit Pfeife, Ranzen und Giftkanister karikiert in dieser Zeitung. Das mit dem Ranzen mag bei mir persönlich zwar stimmen. Aber Ökosünder? Nein.

Die sympathischen Gegenbeweise sind die Leitenden der Exkursionen der Biosphäre Entlebuch. Koryphäen, die ihr Wissen nicht nur aus Büchern und Hörsälen geschöpft, sondern mit Beobachtungen und Erfahrungen in der Freizeit über Jahrzehnte aufgebaut haben. Der pensionierte Lehrer, der für die Naturpilotin Fledermaus schwärmt. Der Bauer, der begeisternd durch die Karsthöhle unter dem Stall auf der Alp Silwängen lotst. Der Plättlileger, der als anerkannter Ornithologe zum besten Platz für die Observation der Steinadler führt. Der Ladenleiter, der als Ameisenwächter jeden Waldambeissi-Haufen im Tal inventarisiert. Oder der ehemalige Rektor, mit dem man sich zur Hirschbrunft und anschliessendem Trunk anpirscht, wenn der Wildhüter grad anders beschäftigt ist. Zum Beispiel mit noch nicht ausgestopften randalierenden Wildsauen.

Es gibt viel zu lernen: über Tiere, Natur und – wenn man gut hinhört – auch über die Menschen im Entlebuch.

Hinweis: An dieser Stelle äussern sich Gastkolumnisten und Redaktoren unserer Zeitung zu einem frei gewählten Thema.

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