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Luzern

Kunst im Dunkeln unter dem Boden: Das neue Kunsthaus Sursee überrascht

Nur wer ganz genau hinschaut, sieht die Werke des dritten Kunsthauses Sursee. Offizieller Start der Ausstellung ist der 7. August.
Künstler Wetz und die Museumsdirektorin vom Kunsthaus Sursee Marlene Jost im Wald vor der Ausstellung.
(Bild: Eveline Beerkircher (Sursee, 4. August 2020))

Livia Fischer

Eigenartig, gruselig, furchterregend. Unter anderem mit diesen Worten wird das neue Kunsthaus Sursee in der Medienmitteilung beschrieben. Eigenartig, weil es nicht etwa im Stadtzentrum, sondern im Surseer Wald steht. Gruselig, weil es sich in einem grossen Betonschacht befindet, «in den man auf keinen Fall hineinfallen möchte». Furchterregend, weil aus den Raumeinheiten unterschiedliche «eigenwillige» Geräusche ertönen. Und trotzdem wird versprochen: Es ist ein Erlebnis – wenn man sich nur darauf einlässt. Von vorne.

Dienstag, 16 Uhr. Künstler Wetz, der auch Leiter des Gesamtkunstwerks Kunst und Kultur im Landessender Beromünster (KKLB) ist, und Museumsdirektorin vom Kunsthaus Sursee Marlene Jost laden zu einem Medienrundgang ein. Der Weg zum Kunsthaus führt vom Surseer Industriegebiet her über die Bananenbrücke «Im Venedig» und anschliessend fünf Minuten durch den Wald.

Da, wo die Kunstwerke sind, lag früher mal eine Leiche

Zunächst sieht es aus wie eine von vielen Waldverzweigungen. So mag der rotbraune Pfosten, auf dem «Kunsthaus Sursee» geschrieben steht, auf den ersten Blick eher verwirren als aufklären. Denn von Kunst ist nichts zu sehen; und von einem Haus erst recht nicht. Alles, was es in diesem Stück Wald hat, sind Wege, Bäume und einen langen Schacht. Und ausgerechnet in diesem sind die Kunstwerke angebracht. Im Freien, vor Nässe nur durch Lack, Folien und Imprägnierspray geschützt.

Angesichts dessen ist die Formulierung «Das Kunsthaus Sursee Drei ist ab 7. August 2020 Tag und Nacht immer offen», wie sie auf der Website zu finden ist, fast ein bisschen ironisch. Denn strenggenommen ist das Kunsthaus ja immer offen – und die Kunstwerke können schon seit einigen Tagen angeschaut werden, wie Wetz erzählt. Die Idee für dieses «Untergrund-Haus», wie er es nennt, stammt von ihm. Es sei ein Geistesblitz gewesen, mitten in der Nacht. Die Vorgeschichte, warum er diesen Schacht schon lange auf dem Radar hat, ist lang.

Kurz – oder zumindest so kurz wie möglich – zusammengefasst: 1991 recherchierte Wetz für eine Ausstellung nach spannenden Ereignissen im Surseer Wald. Ein Freund erzählte ihm, dass in diesem Schacht mal eine Leiche gefunden wurde. «Sie soll hier, im fünften Fach, gelegen haben», gibt Wetz heute weiter und zeigt auf die besagte Stelle. Der Wolhusener glaubt fest daran, dass die Geschichte stimmt.

Irrsinn, der die Leute Staunen lässt

2003 hatte Wetz wieder mit dem Schacht zu tun. Weil er den verstorbenen deutschen Künstler Martin Kippenberger verehrte – und noch immer tut –, widmete er ihm den Schacht. Denn Kippenberger war bekannt für seine fiktiven U-Bahn-Lüftungsschachte. Die Standortwahl des aktuellen Kunsthauses Sursee fiel nicht willkürlich auf diesen Schacht. Was die ausgestellten Kunstwerke mit der Hommage von vor 17 Jahren zu tun haben, ist die Vernetztheit, welche sie wie Kippenbergers Projekte vermitteln wollen. Und die Weite.

Die Bündner Künstlerin Marina Lutz drückt dies in Form eines gezeichneten Wasserfalls aus, Wetz mittels einer eigens gebauten Miniseilbahn. Ebenfalls ausgestellt: «Langeweile» von Silas Kreienbühl. Die Fotos von Museumswächtern sollen die anderen beiden Kunstwerke im übertragenen Sinn bewachen. Die ganzen Geschichten dahinter können Besucher ab Freitag vor Ort via QR-Code auf dem Bänkli neben dem Schacht abrufen. «Mein Wunsch für die Zukunft und auch das, was ich mit Ausstellungen wie diesen erreichen will, ist, dass sich immer mehr Leute auch von Irrsinn faszinieren lassen», sagt Wetz und lächelt schalkhaft.

Video: Tele 1

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