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Luzern

Kroaten in Luzern: «In zwei Jahren wirds besser laufen»

Im Kroaten-Treff in Luzern fieberten dutzende Fussballfans mit ihrer National-Elf mit. Unterstützung erhielten sie dabei auch von ausserhalb des Balkans.
Spannung während des WM-Finals im Lokal des kroatisch-schweizerischen Wirtschaftsclubs an der St. Karli-Strasse in Luzern. Bild: Jakob Ineichen (15. Juli 2018)
Ein Kroate in Feierlaune (Bild: Jakob Ineichen)
Die Fans posieren vor dem Kulturzentrum Zrinski (Bild: Jakob Ineichen) 
Blick ins Kroatische Kulturzentrum Zrinski Luzern (Bild: Jakob Ineichen)

Chiara Zgraggen

Chiara Zgraggen

Chiara Zgraggen

Chiara Zgraggen

Nervös mache ich mich auf den Weg ins Lokal des kroatisch-schweizerischen Wirtschaftsclubs in Luzern. Sogleich werde ich von einer freundlich lächelnden älteren Dame empfangen. «Suchst du jemanden?» will sie von mir wissen. Als ich mich als Reporterin zu erkennen gebe, führt sie mich sogleich zu einem Tisch. «Das ist Miroslav und seine Frau. Sie können gut Deutsch. Setz Dich nur hin!» Und schon sitze ich mit einem Bier in der Hand in einem Saal mit über 30 Kroatien-Fans. Sie freuen sich unglaublich, ihre Mannschaft erstmalig im WM-Finale zu sehen. Die Spannung wächst jede Sekunde bis zum Anpfiff zusätzlich an.

Als die kroatische Nationalmannschaft ihre Landeshymne anstimmt, stehen alle Anwesenden auf, um mit ihren Spielern mitzusingen. Noch bevor das Spiel beginnt, klärt mich Mirsolav über den kroatischen Trainer auf, der erst seit kurzem im Amt ist. «Diese Geschichte kannst du in der Zeitung schreiben!» meint er lachend. Denn der Nationaltrainer Zlatko Dalic wurde erst kurz vor der WM wie ein Spieler auf dem Feld eingetauscht.
Alle singen

«Hrvatska! Hrvatska!»

Mittlerweile hat das Spiel begonnen. Als Frankreich das erste Goal schiesst, wird es still im Raum. Umso lauter feuern die Kroaten ihre Mannschaft auf dem Weg zu ihrem ersten Treffer an. Als es dann so weit ist, springen alle von ihrem Stuhl und singen «Hrvatska! Hrvatska!» Beim zweiten Tor der französischen Mannschaft ist es nicht mehr so leise wie beim ersten; die Leute beginnen sich zu ärgern, waren sie doch zuvor noch so voller Hoffnung.

In der Halbzeit setze ich mich zu einem jungen Mann. Ich frage ihn, wie sehr er an einen Sieg Kroatiens glaube. «Ich bin Italiener» entgegnet er lachend. So ergibt sich ein Gespräch zur italienischen Nationalmannschaft. In seinen Augen hat sie ihren Glanz verloren. Vorbei die Zeit, als Italiener als Fussballgötter verehrt wurden. Ohnehin gibt sich der junge Mann schliesslich als Fan der schweizerischen Nationalmannschaft zu erkennen. Auf die Frage, mit wem er denn nach dem Ausscheiden der Schweizer Mannschaft mitfieberte, entgegnet er: «Danach glaubte ich an einen Sieg Belgiens. Jetzt drücke ich den Kroaten die Daumen».

Die Spannung steigt zur zweiten Halbzeit. Das dritte Goal Frankreichs lässt die Emotionen richtig hochkochen. Während ich mich umsehe, lächelt mir eine Frau entgegen. Sie sagt: «Der zweite Platz ist auch gut. Ich bin stolz. Sie sind die Könige Kroatiens». Auch beim vierten Goal Frankreichs scheint sie, im Gegensatz zu den meisten Anwesenden, glücklich über die Situation zu sein.

Jetzt muss der Rosenkranz helfen

Bei den meisten anderen ist die Hoffnung jetzt aber verloren. Viele holen ihre Rosenkränze hervor. Man hat sich bereits damit abgefunden, dass der Pokal wohl eher mit der französischen Nationalmannschaft nach Frankreich reisen würde. Doch dann plötzlich ein weiterer unerwarteter Hoffnungsschimmer: Durch den Fehler des französischen Torwarts gelingt das 4:2. Auch wenn die Ausgangslage von 20 Minuten Restzeit für mindestens zwei Tore auswegslos scheint, hofft man auf ein wundersames Ereignis.
Gegen 19 Uhr steht der Weltmeister Frankreich fest. Trotzdem blicke ich nur in lachende Gesichter. Alle sind glücklich, dass Kroatien überhaupt im Finale mitspielen durfte. «Die EM in zwei Jahren wird besser laufen» meint Miroslav.

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