notifications
Luzern

Josef Wyss – ein Mann des strammen Schrittes

CVP-Politiker Josef Wyss (50) aus Eschenbach wird am Montag zum höchsten Luzerner gewählt. Nicht nur aufgrund der neuen Aufgabe ist seine Agenda in den nächsten Monaten prallvoll.
Wird nun ein Jahr lang den Ratsbetrieb leiten: Josef Wyss. (Bild: Nadia Schärli, Eschenbach, 7. Juni 2019)

Evelyne Fischer

So schnell schaffen es die Wenigsten an die Spitze: 2015 gelang Josef Wyss der Sprung in den Kantonsrat, aller Voraussicht nach dürfte der 50-jährige CVP-Politiker am Montag zum höchsten Luzerner gewählt werden. Der Eschenbacher hat vor einem Jahr die parteiinterne Ausmarchung um das Vizepräsidium für sich entschieden. «Solche Chancen muss man packen», sagt Wyss.

«Diese Aufgabe ist eine grosse Ehre und wird das Highlight meiner bisherigen Politkarriere.»

Unter dem Slogan «Gutes besser machen» will er Luzerns Pluspunkte nach aussen tragen. «Die letzten vier Jahre waren von der Finanzpolitik geprägt. Das hat das Image des Kantons nicht gestärkt.» Doch die Sparpakete seien richtig und wichtig gewesen. «Nun kommen wir in ruhigere Fahrwasser.» Dass die Finanzen bald in CVP-Hand seien («diese Rochaden haben mich extrem überrascht»), werde kaum etwas am bisherigen strategischen Kurs ändern. Allerdings werde der neue Finanzdirektor Reto Wyss (CVP) gegenüber seinem Vorgänger Marcel Schwerzmann (parteilos) einen Vorteil haben: «Das Politisieren mit einer Fraktion im Rücken wird sicher einfacher.»

Guter Zuhörer, gradliniger Politiker

Josef «Seppi» Wyss politisiert am rechten Flügel der CVP, gehört weder zu den Vorstoss-Turbos, noch greift er oft zum Mikrofon. Er sei kein Mann der lauten Töne, sondern einer der Taten, sagt Ylfete Fanaj aus Luzern, designierte Kantonsratsvizepräsidentin von der SP. Wyss sei ein guter Zuhörer und engagiert. «Er nutzt jede Gelegenheit, um sein Lean-Management-Konzept zur Effizienzsteigerung in der Verwaltung anzupreisen. Ideen, die wir politisch eher nicht teilen.» Mit einem Schmunzeln fügt sie an: «Betreffend der Effizienz im Rat hat unsere Fraktion hohe Erwartungen an ihn.» Als «lösungsorientiert», «loyal» und «zuverlässig» beschreibt ihn SVP-Kantonsrat Daniel Keller (Udligenswil). «Er vertritt eine gradlinige, wirtschaftsfreundliche KMU- und Verkehrspolitik. Sepp Wyss ist überlegt und platziert klare Aussagen.» Das Stichwort «gradlinig» fällt auch bei alt FDP-Kantonsrat Herbert Widmer (Luzern), der wie Keller und Wyss in der Kommission Verkehr und Bau sass. «Josef Wyss strahlt Empathie aus und ist differenziert. Wie praktisch alle Mitglieder der CVP-Fraktion ist er sehr parteitreu.» Er würde sich wünschen, Wyss würde manchmal über seinen Schatten springen.

Zum Gespräch lädt Wyss in seine Attika-Wohnung in Eschenbach, wo er seit 2006 mit Partnerin Liliane Schürch lebt, kinderlos. Aufgewachsen ist er in Sempach-Station, beruflich seit jeher im «weissen Gewerbe» zuhause: 1987 Fähigkeitszeugnis als Käser, 1992 Abschluss Molkereifachschule, 1995 Diplom als Lebensmittelingenieur. Nach fast einem Jahrzehnt bei Hochdorf Nutritec und einem kurzen Abstecher in die Pharma-Branche wechselte er zur Emmi. Seit 2014 leitet er dort den Geschäftsbereich Käse, 550 Leute sind ihm unterstellt. Sie werden ihn nun häufig entbehren müssen: Inklusive Kommissionssitzungen und Sessionen kommen rund 200 Termine auf den höchsten Luzerner zu. Darunter die morgige Feier in Eschenbach mit dem Regierungspräsidenten Paul Winiker (SVP), und unzählige Grussworte an Diplomfeiern.

Im Rennen um einen Nationalratssitz

Parallel dazu läuft sich Wyss, der dreimal wöchentlich die Joggingschuhe schnürt, für den Nationalratswahlkampf warm. «Jetzt wäre der Zeitpunkt günstig für einen Wechsel. So könnte ich noch einige Legislaturen bestreiten.» Wyss weiss: Dieses Rennen gewinnt man nicht in den letzten vier Monaten. Er hat vorgespurt: Seit 2016 präsidiert er die CVP-nahe Arbeitsgemeinschaft für Wirtschaft und Gesellschaft, 2017 sass er im OK des Nationalturntags in Eschenbach, 2018 war er OK-Präsident des hiesigen Kantonal-Musiktags. Seinen Bekanntheitsgrad steigern zudem Verwaltungsratsmandate, auch ausserhalb der Käsebranche. 2011 wollte Wyss schon einmal ins Bundeshaus – ohne politisches Mandat, mit 50 000 Franken Budget. Laut Experten ist für eine erfolgreiche Kampagne das Dreifache nötig. Emmi werde sich nicht beteiligen, betont Wyss.

Im «Seetaler Boten» sagte Wyss, er habe aus Neugier die Sessionsdaten der beiden Räte verglichen. «Es gibt praktisch keine Überschneidungen.» Rechnet er sich wirklich Chancen aus? Prognosen seien immer schwierig, sagt Wyss.

«Es lässt sich nicht ausschliessen, dass die CVP ihren dritten Sitz verliert.»

Josef Wyss hofft auf den ersten Ersatzplatz. «Es könnte während der Legislatur zu Veränderungen kommen.» Überdies gelte für ihn auch hier: «Wer sich nicht zur Verfügung stellt, wird auch garantiert nicht gewählt.»

Kommentare (0)