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Luzern

Im Luzerner Rok Klub gilt Maskenpflicht – «99,9 Prozent der Gäste halten sich daran»

Masken in Clubs sind für den Luzerner Gesundheitsdirektor Guido Graf «eine Alternative». Doch funktioniert das überhaupt? Ja, wie das Beispiel Rok zeigt. Trotzdem haben die Betreiber ein Problem.

Roman Hodel

Zehn Tage ist es her, seit der Kanton Luzern wegen der steigenden Coronafallzahlen die Schraube beim Nachtleben angezogen hat: Clubs dürfen nur noch 100 Personen einlassen, statt 300 wie zuvor – es sei denn, sie führen eine Maskenpflicht ein. Die härtere Gangart sorgte aus der Clubszene prompt für harsche Kritik an Gesundheitsdirektor Guido Graf (CVP). Dieser sagte am Samstag gegenüber unserer Zeitung, dass die Maskenpflicht eine Alternative sei. Dies bedinge allerdings auch, dass die Besucher diese Maske «auch diszipliniert und korrekt tragen».

Dass sie das tun, zeigt ein Besuch unserer Zeitung inkognito im Rok Klub. Bereits beim Einlass müssen die Gäste die Maske aufsetzen. Wer keine dabei hat, erhält eine gratis. Zusätzlich müssen alle ihre Personalien plus Handynummer auf der App Swissnite hinterlegen. Über diese wird ausserdem der Ein- und Austritt registriert. Dann geht's die Treppe runter, ab auf den Dancefloor:

Und siehe da: Alle sind maskiert. Die Maske unters Kinn ziehen oder anzuheben ist nur beim Trinken erlaubt, oder während einer Zigarette an der Raucherbar. Wer sich grundlos demaskiert, erhält blitzschnell Besuch von einem Security und wird höflich, aber bestimmt zum Masken-Aufsetzten aufgefordert. «Wir müssen so streng sein, das ist eine Auflage des Amts für Gastgewerbe», sagt Rok-Mitbetreiber Piero Achermann.

Vier Partynächte hat der Club im Untergrund des Luzerner Flora-Hotels bislang mit dem neuen Regime ausgerichtet. Nur eine Person musste dabei laut Achermann aus dem Club gewiesen werden, weil sie die Maskenpflicht trotz mehrerer Hinweise verweigert hat:

«Ich bin selber überrascht, dass sich wirklich 99,9 Prozent der Gäste unaufgefordert daran halten und zwar egal ob Electro-, 90er-Jahre- oder Hiphop-/Trap-Party mit jungem Publikum.»

Bei manchen werde das Maskentragen mittlerweile fast schon zelebriert. «Und der soziale Druck ist natürlich gross.» Trotzdem hat Achermann keinen Grund, euphorisch zu sein: «Die Besucherzahlen sind seit Einführung der Maskenpflicht um die Hälfte eingebrochen.» Ein Teil davon seien spontane Clubber, die erst am Eingang von der Pflicht erfahren und deshalb auf einen Besuch verzichten würden. Pro Nacht tanzen noch zwischen 100 und 250 Personen im Rok, vor Corona war diese Zahl um ein Vielfaches höher. «Eigentlich rechnet sich der Clubbetrieb für uns so nicht mehr», sagt Achermann klipp und klar. «Aber niemand kann uns vorwerfen, wir hätten es nicht versucht.» Abgesehen davon habe er eine Verantwortung gegenüber den Angestellten, den DJ's und auch gegenüber dem Publikum. «Viele haben uns während des Lockdowns vermisst und uns Mails geschrieben, wir sollen endlich wieder aufmachen», sagt Achermann.

DJ kam nicht, weil er in Quarantäne musste

Allerdings ist auch ihm klar, dass sich das Nachtleben auf dünnem Eis bewegt. Von der jüngsten Club-Schliessung am Wochenende in Bern war auch das Rok betroffen. «Ein DJ, der am Samstag bei uns auflegen sollte, konnte nicht kommen, weil er in Quarantäne musste, nachdem er einen Gig im Berner Club Kapitel hatte», sagt Achermann und ergänzt: «Es ist eine Frage der Zeit, bis auch in Luzern eine infizierte Person eine Party besucht.» Und was passiert dann? «Im Gegensatz etwa zu Supermärkten oder dem ÖV führen wir neben der Maskenpflicht zusätzlich eine Contact-Tracing-Liste», sagt er. «Weil Letztere jedoch praktisch nur von Betrieben des Nachtlebens angewendet wird, stehen wir leider auch als Einzige am Pranger.» Vor allem aber erwartet er im Fall eines erneuten Lockdowns mehr Solidarität vom Kanton – in Form von Geld. Er sagt:

«Es geht für uns ums Überleben. Darum, die laufenden Kosten zu decken. Das Nachtleben ist schliesslich eine Form von Populärkultur.»

Vorerst aber bleibt es bei der Maskenpflicht, selbst wenn diese für Achermann keinen langfristig gangbaren Weg darstellt – nicht nur wegen der Umsatzverluste: «Mit Masken geht so viel von der non-verbalen Kommunikation verloren, die im Ausgang wichtig ist, das ist mir am letzten Samstag wieder bewusst geworden.»

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