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Luzern

Hingeschaut: Torf statt Holz und Kohle – diese Ruswiler Scheune erinnert an vergangene Zeiten

So unscheinbar sie aussieht – die Torfscheune von Peter Achermann in Ruswil diente vor mehr als achtzig Jahren einem wichtigen Nebenverdienst der Bevölkerung. Aus Mangel an Holz und Kohle war Torf ein verbreitetes Brennmaterial.
Blick auf die Torfscheune in Ruswil. (Bild: Pius Amrein (Ruswil, 31. August 2020))
Dieser Hügel im Vordergrund erinnert an vergangene Zeiten. Er entstand, weil dort der Torf nicht abgebaut wurde. (Bild: Pius Amrein (Ruswil, 9. September 2020))

Salome Erni

Salome Erni

Salome Erni

Eine winzige Scheune aus groben Holzläden liegt an der Strasse Bruederwinkel im Rüediswiler Moos. Sie erscheint heute wie ein gewöhnlicher kleiner Speicher, doch erbaut wurde sie für die Lagerung von Torf. Auf Holzregalen wurden damals die noch feuchten Torfziegel im Innern aufgeschichtet und so getrocknet.

Der Grossvater des heutigen Besitzers Peter Achermann baute sie wahrscheinlich in den 1940er Jahren. Damals war die Bretterverschalung absichtlich noch nicht so dicht wie heute. Um für die Trocknung eine gute Luftzirkulation zu ermöglichen, wurden zwischen den Holzläden jeweils zehn Zentimeter breite Lücken ausgespart.

Mehr Kohle bedeutet weniger Torf

Mit dem Stechen von Torf wurde in Ruswil bereits im 19. Jahrhundert begonnen. Dies hängt damit zusammen, dass in der Schweiz der Bedarf nach Brennholz nicht mehr gedeckt werden konnte. Der Torf oder "Torbe", wie man in Ruswil sagt, wurde als preiswerter Brennstoff geschätzt. Besonders in ärmeren Wohnungen nutzte man den Torf für das wärmende Feuer, der charakteristische Geruch wurde dafür in Kauf genommen.

Für die lokalen Bauern war der Torfstich ein willkommener Nebenverdienst. Dabei war er von Hand, wie der Abbau in Ruswil vonstattenging, eine mühsame und anstrengende Arbeit. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts verdrängte die importierte, billigere Kohle den Torf als Brennstoff.

Zu einer letzten Blüte als Heizmaterial kam das organische Sediment während des Zweiten Weltkriegs aufgrund des damals herrschenden Kohle-Engpasses. Auch im Rüediswiler Moos wurde nochmals gestochen, was das Zeug hält. Achermann schildert, dass der Torf mit Pferden nach Wolhusen gebracht und dort auf die Eisenbahn verladen worden sei.

Wenig Kohle bedeutet mehr Torf

Nach dem Krieg wurden die Ruswiler Torfscheunen als solche nicht mehr genutzt, denn das Rüediswiler Moos wurde zu fruchtbarem Land. Bereits Achermanns Vater schloss daher die vormals lockere Bretterverschalung, um seinen Schuppen als Unterstand für die Rinder nutzen zu können.

Achermann kann sich erinnern, als die Wege im Rüediswiler Moos von ähnlichen Torfscheunen gesäumt waren. Heute sind sie fast alle verschwunden. Auch sein Schuppen erfüllt keinen wirtschaftlichen Zweck mehr. Das kleine Gebäude ist Achermann, der das Land in vierter Generation bewirtschaftet, aber spürbar ans Herz gewachsen. So sagt er: «Arbeitstechnisch hindert die Scheune mich bei den Arbeiten auf dem Feld, doch ich sehe die Geschichte dahinter. Mir ist es wichtig, sie als Zeitzeuge stehen zu lassen.»

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