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Luzern

«Gurken müssen nicht gerade sein. Daran müssen wir uns gewöhnen»: Die Jugend debattiert in Luzern

An der Universität Luzern sind am Samstag 32 Zentralschweizer Jugendliche an einem Debattier-Wettbewerb gegeneinander angetreten. Die Schüler bewiesen Durchsetzungsvermögen – und überzeugten, dass sich gestandene Politiker eine Scheibe von ihnen abschneiden sollten.
Politiker der Zukunft? Die Jugend debattiert an der Uni Luzern.
(Bild: Philipp Schmidli, 25. Januar 2020)

Chiara Zgraggen

Das Format hat kürzlich ein Fernsehgesicht hervorgebracht, das sogar Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga in die Ecke drängte. Die Rede ist von Jonas Lüthy, einem der Teilnehmer der Jugend-«Arena». Der
16-Jährige gewann im vergangenen Jahr den regionalen Debattier-Wettbewerb des Vereins «Yes» (Young Enterprise Switzerland). Nun ist die Organisation daran, einen neuen Sieger zu finden. Ein Schritt in diese Richtung wurde am Samstag gemacht: An der Universität Luzern fanden die Regionalmeisterschaften der Zentralschweizer Jugendlichen statt.

Hier ein Ausschnitt aus der Jugend-Arena mit Jonas Lüthy:

Den Finalisten wird die Ehre zuteil, an den nationalen Meisterschaften im März um den Titel des «besten Debattierers» zu kämpfen. Doch zurück zum eigentlichen Wettbewerb der Zentralschweizer vom Samstag.

Sind Jugendliche politikfaul?

Bereits Goethe soll gesagt haben, dass das Schicksal jedes Volkes von den Menschen unter 25 Jahren abhängig sei. Hört man den Jugendlichen beim debattieren zu, wägt man sich in guten Händen. So wird durch Argumente wie «Ich sehe in einem Mindestlohn eine Gefahr für die Schweizer Wirtschaft» aus dem Mund eines zwölfjährigen klar, dass nicht alle Heranwachsenden «politikfaul» sind. Sie differenzieren und lauschen ihren Gegnern, um dann wie eine Viper zurückzubeissen.

Doch bei einer Frage unserer Reporterin sind sich fast alle einig. Und zwar bei jener, ob das Stimmrechtsalter auf 16 Jahre gesenkt werden soll. Das «Nein» zieht sich meist durch wie ein roter Faden. Die Argumente dagegen variieren: «Mit 18 Jahren sind wir besser informiert und wissen mehr» oder «Abstimmen, mit dem könnte ich mich anfreunden. Aber Wählen? Nein danke.» Eine Urnerin sagt etwa auch:

«Ich finde das Stimmrechtsalter 18 gut. Schliesslich zahlen wir auch erst ab dann Steuern.»

Letzteres Argument beeindruckt denn auch die Jury. «Das zeigt, dass die Jugendlichen ihren Rechten und Pflichten wie auch ihrer Verantwortung bewusst sind», heisst es auf Rückfrage.

Frauen setzen sich durch

Zum Schluss des Wettbewerbs treffen sich sich die Schüler im
Hörsaal 10. Trotz weniger Zuschauer argumentieren sie um die Wette. Das Thema: «Soll das geltende Moratorium für gentechnisch veränderte Pflanzen und Tiere in der Schweizer Landwirtschaft 2021 aufgehoben werden?» Wenngleich die Thematik eine schwere ist, ist die Diskussion eine rege. So argumentiert der Zuger Nils Jacobi etwa, dass wir uns daran gewöhnen sollten, dass Gurken nicht gerade sein müssen.

Bei der Debatte sticht jedoch eine andere Kandidatin hervor: Lia Blättler aus Morgarten (ZG). Die Gymnasiastin ist keine Unbekannte, denn: Bereits im vergangenen Jahr stand sie im Finale der Zentralschweizer Meisterschaft. Nach der Debatte wird sie einer Journalistin dieser Zeitung erklären, dass sie es cool fände, sich im Rahmen solcher Veranstaltungen auszutauschen und Menschen aus verschiedenen Regionen zu begegnen.

Als während der Diskussion plötzlich Stille einkehrt, sagt die Jury, dass noch eine Minute Zeit bleibe. «Also, dann mache ich weiter», verkündet sie und spricht über die abzuschätzenden Risiken bezüglich genveränderten Pflanzen. Und gelangt schliesslich zum Schlussatz:

«Wir sind uns einig, dass wir Lösungen brauchen.»

Mit diesem und weiteren Argumenten gewinnt die 17-Jährige die Alterskategorie Sek zwei. Auch in der Alterskategorie der Jüngeren argumentiert sich eine Frau an die Spitze der Rangliste: Sina Meyer.

Das nationale Finale findet am 27. und 28. März in Bern statt. Mehr Informationen unter www.yes.swiss.

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