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Luzern

Grünes Licht fürs Grossprojekt: Nur 4 von 80 Luzerner Gemeinden lehnen die AG für den Campus Horw ab

Der Ausbau des Hochschulstandortes in Horw kommt bei der Luzerner Bevölkerung gut an. Am höchsten ist der Ja-Stimmenanteil in der Standortgemeinde Horw.
Reto Wyss (links) und Marcel Schwerzmann auf dem Gelände der Hochschule in Horw.  (Bild: Pius Amrein (26. Februar 2021))
Luftaufnahme des Campus Horw mit angrenzendem Wiesland.
(Bild: Pius Amrein (10. Januar 2021))

Lukas Nussbaumer

Lukas Nussbaumer

Selten hat eine Volksabstimmung im Vorfeld so wenig Wellen geworfen wie die vom Sonntag über die Gründung einer Aktiengesellschaft (AG) für den Hochschulcampus Horw. Die Grünen, die als einzige Partei die Nein-Parole beschlossen, haben nicht einmal ein Nein-Komitee gegründet.

Dennoch ist die mit einem Ja-Stimmen-Anteil von 64,8 Prozent deutliche Zustimmung zum Finanzierungsmodell via AG eine sehr bedeutende. Schliesslich soll in Horw, wo das Departement Technik & Architektur der Hochschule beheimatet ist, das grösste je vom Kanton geplante Bauprojekt entstehen. Die mehr als 40-jährigen Gebäude sollen für 365 Millionen Franken saniert und erweitert werden. Dazu soll die derzeit auf acht Standorte in der Stadt Luzern verteilte Pädagogische Hochschule (PH) nach Horw ziehen.

Knapp Nein sagten mit Alberswil, Fischbach, Hergiswil und Luthern nur vier Gemeinden. Sie alle gehören zum Wahlkreis Willisau, in dem mit 57,7 Prozent der tiefste Ja-Anteil registriert wurde. Am deutlichsten war die Zustimmung im Wahlkreis Luzern Land - der Ja-Anteil belief sich auf 67,9 Prozent. Am höchsten war der Ja-Anteil mit 77,8 Prozent in der Standortgemeinde Horw, die zum Wahlkreis Luzern Land zählt.

Die Resultate aus den einzelnen Gemeinden:

Für 32 Millionen wird ein 365-Millionen-Projekt realisiert

Finanziert wird der Campus nicht vom Kanton, sondern von einer AG, an der sich der Kanton zu 100 Prozent beteiligt. Damit wird die Schuldenbremse nicht belastet, die öffentliche Hand muss nur 32,1 Millionen Franken für die Planung locker machen. Dazu steuert der Kanton die Grundstücke und Gebäude im Buchwert von 72 Millionen bei. Der Bund subventioniert den Bau mit 21,4 Millionen.

Auf dem Campus sollen dereinst über 4000 Studenten von rund 1000 Dozenten und weiteren Mitarbeitern betreut werden – doppelt so viele wie heute. Läuft alles rund und wird das Projekt 2023 auch von der Gemeinde Horw abgesegnet, kann der Campus ab 2025 realisiert und ab 2029 etappenweise bezogen werden.

Regierungspräsident Wyss ist zufrieden mit dem Ja-Stimmenanteil

Bildungsdirektor Marcel Schwerzmann und Finanzdirektor Reto Wyss zeigten sich am Sonntagnachmittag erfreut über das klare Ja zu ihren Plänen. Pläne, die neben den Grünen nur noch von Teilen der SP, die Stimmfreigabe beschlossen hatte, bekämpft wurden. Der parteilose Schwerzmann sprach von «künftig besten Rahmenbedingungen für die beiden Hochschulen» und betonte das betriebswirtschaftliche Synergiepotenzial genauso wie die inhaltliche Kräftebündelung. Auch die Uni Luzern könne profitieren, da sie sich dank dem Auszug der PH entwickeln könne.

CVP-Politiker Wyss sieht mit dem Ja zur AG-Gründung die von Regierung und Kantonsrat verfolgte Politik bestätigt. Das sei mitten in der Pandemie ein hoffnungsvoller Punkt. Auf die Frage, ob er aufgrund des fast nicht vorhandenen Widerstands nicht einen etwas höheren Ja-Stimmenanteil erwartet hätte, antwortete der aktuelle Regierungspräsident mit einem Nein. «Ein Ja-Anteil von fast 65 Prozent ist ein schönes Resultat, zumal der Kanton Luzern mit der Finanzierung via AG einen neuen Weg beschreitet.» Wyss versprach den Gegnern, ihre Bedenken ernst zu nehmen und über alle künftigen Schritte weiterhin transparent zu informieren.

Bedauern bei den Grünen, Freude bei anderen Parteien und der Hochschule

Die Grünen bedauern das Ja zur AG. Damit liege die Steuerung dieses wichtigen Grossprojekts nicht direkt in der Hand der demokratisch gewählten Organe, sondern bei einer AG. «Der Ausbau einer öffentlichen Hochschule sollte von der öffentlichen Hand realisiert werden. Schliesslich trägt die Verantwortung am Ende nicht der Verwaltungsrat der AG, sondern die Luzerner Politik,» lässt sich Grüne-Co-Präsident Raoul Niederberger in einer Mitteilung zitieren.

Höchst erfreut reagierte das breit zusammengesetzte Pro-Komitee. Für Jacqueline Theiler, FDP-Präsidentin und Co-Sprecherin des Komitees, trägt der Campus zur Attraktivität und zur Wettbewerbsfähigkeit des Kantons als Bildungs- und Wirtschaftskanton bei. Für CVP-Präsident und ebenfalls Co-Komitee-Sprecher Christian Ineichen kann die Raumsituation der Hochschule mit dem Ja zur AG nachhaltig verbessert werden. Ebenso positiv kommentierte PH-Rektorin Kathrin Krammer das Resultat. Die PH werde «in absehbarer Zeit eine zukunftsfähige Infrastruktur erhalten, die unseren spezifischen Bedürfnissen gerecht wird».

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