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Luzern

Drei Generationen Mundhaas: Alle im selben Boot – und Schuld daran ist Grossvater Alfred

In dieser Luzerner Familie wurde das Ruder-Gen sprichwörtlich mit der Muttermilch weitergegeben. Im Seeclub Luzern nehmen gleich mehrere aus der Familie das Ruder in die Hand.
Drei Generationen stark am Ruder: v.l. Ivo, Beat, Nicole Limacher-Mundhaas und Marco. (Patrick Huerlimann
(Luzern, 29. Juli 2020))
Grossvater Alfred im Jahr 1956 zusammen mit Sohn Rolf auf dem Vierwaldstättersee. (Bild: Privatbesitz)
Gerda Mundhaas-Spoerri mit Annemarie Brechbühl auf dem Vierwaldstättersee aufgenommen 1955.  (Bild: Privatbesitz)

Raphael Zemp

Raphael Zemp

Raphael Zemp

Rudern ist des Mundhaas’ Lust: Der Ausdauer- und Koordinationssport fesselt nicht weniger als vier Generationen dieser Luzerner Familie. Und eine nächste rückt womöglich bald schon nach.

«Wir sind wohl mit Ruder-Genen auf die Welt gekommen». Anders kann es sich Beat Mundhaas nicht erklären, das Fieber für den Sport und «seinen» See-Club-Luzern. Und auch die anderen Anwesenden, die sich an diesem lauschigen Sommerabend auf dem Balkon des See-Club-Bootshaus direkt am Vierwaldstättersee eingefunden haben, scheinen diese Einschätzung zu teilen.

Engagiert zu Wasser und auf Land

Weder Bruder Ivo Mundhaas, noch die Kinder Nicole und Marco widersprechen. Die zustimmende Stille wird lediglich von einer Kreischer-«Pflatsch»-Kombi unterbrochen: Eben hat sich von der nahen Brücke zur Ufschötti ein Wagemutiger ins Wasser gestürzt.

Seit seinem 12 Lebensjahr schon gibt das Rudern Beat Mundhaas den Takt vor. Erst sass er als Athlet im Boot, dann verlagerte er sein Engagement zunehmend an Land. Erst coachte er den Nachwuchs, dann übernahm er bald jene, dann diese Vereinsfunktion, bis er schliesslich während sieben Jahre – bis 2012 – dem Verein als Präsident vorstand.

Schuld ist «Grossvater Alfred»

Der 61-jährige Swisscom-Mitarbeiter aus Buchrain ist aber beileibe nicht das einzige Familienmitglied, das eng mit dem Rudersport und dem Luzerner See-Club verbunden ist. Die Leidenschaft Rudern hat bis dato nicht weniger als vier Generationen in ihren Bann gezogen – und seinen Anfang genommen mit Beat und Ivo Mundhaas Grossvater Alfred, der nicht nur aktiv ruderte, sondern den See-Club auch zwischen 1935 und 1938 präsidierte.

Die Ruder nahm in der Folge auch seine Tochter Gerda in die Hand, die Mutter von Beat und Ivo Mundhaas. Sie konnte am Treffen nicht teilnehmen weil sie sich vor kurzem einer Operation unterziehen musste. Und sie – Gerda – wiederum war es, die ihren Ehegatten Franz Mundhaas mit ins Boot holte. Allerdings nur im übertragenen Sinn.

Denn Franz, der unlängst verstorbene Senior Mundhaas ruderte selber nicht aktiv, engagierte sich aber umso eifriger im Vereinsleben, im Vorstand etwa oder während Jahrzehnte in der Organisation der Rotsee-Regatta. Mal war er dabei zuständig für die Betreuung des DDR-Ruderteams, dann wieder für sämtliches Bagage und Gepäck der Teilnehmer.

Grossvater und Vater, und nicht zuletzt Onkel Ivo Mundhaas, der seit seinem 13 Lebensjahr ununterbrochen aktiv rudert und auch bei den Grossevents am Rotsee jeweils kräftig zupackt: Das ist eine geballte Ladung Ruderbegeisterung, die ihre Wirkung nicht verfehlt hat.

So erstaunt es kaum, dass auch Beats Nachwuchs in den Bann gezogen wurde. Tochter Nicole (26) war während fünf Jahre im Jugend- und Breitensport aktiv, bis sie die Schichtarbeit als Pflegefachfrau zur Passivmitgliedschaft zwang.

Sohn Marco (31) ruderte fünf Jahre lang bei den Junioren im Leistungssport, bis er schliesslich beim Übertritt in den Elitebereich, der noch mehr Trainingsaufwand bedeutet hätte, die Ruder in den Rechen stellt. «Eine strenge Zeit, aber auch eine unglaublich schöne.»

Billiger als ein Fitness-Abo

Und eine mit vielen Vorteilen. Denn eine Mitgliedschaft im Ruderverein bietet laut Beat Mundhaas nicht nur eine «sinnvolle Freizeitstrukturierung» – besonders für Jugendliche. Sie ist entgegen weitläufiger Meinungen auch keiner Elite vorenthalten und erstaunlich günstig. Für Junioren kostet es im Jahr rund dreihundert Franken und auch für erwachsene Breitensportler ist eine Mitgliedschaft «billiger als ein Fitness-Abo», so Beat Mundhaas. Und obendrauf gibt’s erst noch die «Ruderfamilie». Eine eingeschworene Gemeinschaft, die allen Unterschieden zum Trotz für ein und dieselbe Sache brennt.

Das Miteinander ist auf dem Boot zentral und enorm wichtig. Denn Rudern, ist mehr als das repetitive Abspulen von langwierig eingeübten Bewegungsabläufen, darin ist sich Familie Mundhaas einig. «Es geht darum, einander zu spüren, ums Miteinander», sagt Beat Mundhaas. Nur so gleite das Boot scheinbar widerstandslos übers Wasser.

Eins mit der Natur

Und dann sei der Sport vor allem auch ein Naturerlebnis der Sonderklasse. War bei der Herleitung der Ruder-Dynastie vor allem Beat Mundhaas Wortführer, so hat sich die Runde spätestens jetzt geöffnet: Von allen Seiten werden «unglaublich schöne» Ruder-Szenarien zum Besten gegeben. «Bei Sonnenaufgang mitten auf dem spiegelglatten, ruhenden See», Oder: «Im Winter, wenn alles rundum mit Schnee bepudert ist, die Atemluft zu Wölkchen kondensiert.» Oder:

«Wenn fette Regentropfen eines Sommergewitters auf den Bootsrumpf klatschen.»

Erst macht sich Wehmütigkeit breit, dann aber werden an Ort und Stelle mehr oder minder handfeste Absichtserklärungen geschmiedet. Wieder regelmässiger aufs Boot. «Das wär’s», findet nicht nur Marco, sondern auch Nicole. Als dann aber Beat Mundhaas seine neu aufgeflammten Ruderambitionen gesteht, da reagiert die Runde zuerst ziemlich überrascht und ungläubig. «Wirklich?»

Selbst wenn sein Wiedereinstieg Wunschdenken bleiben sollte, könnten doch künftig wieder vermehrt Vertreter der Familie Mundhaas mit den Rudern schlagen. Denn sowohl Nicole wie auch Marco haben Nachwuchs. Gut möglich, dass auch dieser Ruder-Gene geerbt hat.

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