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Luzern

Dreckige Luzerner Seen – Kanton ist ratlos

Aus überdüngten Böden gelangt durch die Bäche zu viel Phosphor in die Luzerner Mittelland-Seen. Die bisherigen Massnahmen bringen keine Verbesserung mehr und müssen angepasst werden. Kanton und Gemeinden hoffen nun auf eine Studie.
Der Baldeggersee scheint gesund – doch weiterhin gelangt zu viel Phosphor in das Gewässer. Bild: Pius Amrein (11. Juli 2018)

Urs-Ueli Schorno

Wer einen Blick auf den Sempachersee oder den Baldeggersee wirft, könnte zum Schluss kommen, den Mittellandseen ginge es gut. Die Seen liegen idyllisch in der Landschaft und laden zum Bade, die Badewasserqualität ist gut (Artikel vom 24. Mai). Doch der Schein trügt: «Nachdem wir die Phosphorkonzentration im See während Jahren kontinuierlich senken konnten, ist sie im Baldegger- und Hallwilersee nun seit geraumer Zeit gleich bleibend», sagt Werner Göggel, Leiter der Abteilung Gewässer & Boden der Dienststelle für Umwelt und Energie des Kantons Luzern. Im Sempachersee stieg die Konzentration in den vergangenen Jahren gar wieder deutlich an. Dort liegt sie aktuell bei 24 Milligramm pro Kubikmeter, ebenso im Baldeggersee. Im Hallwilersee sind es 12 Milligramm.

Für eine langfristige Gesundung ist eine Phosphorkonzentration von weniger als 15 bis 25 Milligramm Phosphor pro Kubikmeter erforderlich. Also eine deutliche Reduktion der aktuellen Werte. Das Ziel bleibe, die künstliche Belüftung, wie sie die im Baldegger- und im Sempachersee installiert ist, abstellen zu können, sagt Göggel. «Dies bedingt weitere Massnahmen zur Reduktion der Phosphoreinträge, hauptsächlich aus landwirtschaftlich genutzten Flächen.»

Bisherige Massnahmen greifen nicht

Das heisst aber auch: Die bisherigen Massnahmen reichen nicht aus. Im laufenden Phosphorprojekt werden Landwirte entschädigt: Mit 12 Franken pro Kilogramm Phosphor, das gegenüber der herkömmlichen Bewirtschaftung eingespart wird. Zudem wurde der Mindestabstand zu den Bächen auf mindestens sechs Meter vergrössert. In diesem Bereich darf nicht gedüngt werden. Trotzdem gelangt immer noch viel zu viel Phosphor über die Fliessgewässer in die Seen.

Doch die genaue Herkunft des Nährstoffs ist nicht bekannt. «Die Massnahmen, die die Phosphoreinträge in die Seen reduzieren sollen, müssen überdacht und weitere geprüft werden», sagt Werner Göggel. Zurzeit läuft eine Studie, die neue Lösungsansätze bringen soll. Das Projekt, das der Kanton und das Bundesamt für Landwirschaft 2016 initiiert haben, will in einem ersten Schritt die genaue Herkunft des Phosphors identifizieren. In einem weiteren Schritt sollen Massnahmen vorgeschlagen werden.

Ergebnisse sollten ursprünglich bereits in diesem Jahr publiziert werden. Doch die erwähnte Studie ist noch nicht abgeschlossen. «Damit der Kanton Luzern bei der Erneuerung des Phosphorprojektes die Forschungsresultate einbeziehen kann, haben wir das laufende Projekt um ein Jahr verlängert», sagt Ruth Badertscher vom Bundesamt für Landwirtschaft auf Anfrage. Vorgesehen sei die Publikation in der ersten Hälfte 2019.

Zurzeit werden nur Symptome behandelt

Solange Ergebnisse der Studie offen sind, bleibt nur die Behandlung der Symptome. Dafür ist der Gemeindeverband Baldegger- und Hallwilersee zuständig, der die seeinternen Massnahmen managt – sprich: Die künstliche Sauerstoffzufuhr. Dessen Präsident Roland Moser sagt: «Ausserhalb des Sees können wird selbst nicht aktiv werden. Das Problem muss aber extern, vor allem in der Landwirtschaft gelöst werden. Das kann nur politisch passieren.»

Solange es nicht gelinge, die Werte drastisch zu minimieren – Moser geht von einer Halbierung der Phosphorwerte aus –, hängten die Seen «am Tropf des Reinsauerstoffs». Dadurch erscheine der See zwar gesund, was er aber tatsächlich nicht sei. Moser geht davon aus, dass es Jahre dauern wird, bis künftige Massnahmen greifen – selbst wenn die Studie verwertbare Resultate bringe. Die Böden seien seit vielen Jahren überdüngt. «Intern besprechen wir sehr wohl intensiv, wie die natürliche Gesundung des Sees vorangetrieben werden kann.» Für Gespräche mit dem Kanton sei man jederzeit offen, sagt Roland Moser. «Auch wir hoffen, dass die Studie Ergebnisse bringen wird.»

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