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Luzern

Die SGV-Landungsbrücke zeigt sich nach der Renovierung wieder durchsichtig und offen

Die SGV-Landungsbrücke 1 beim Bahnhofplatz ist nach dem Umbau seit Mittwoch  wieder offen. Durch diesen wurde die «Meilihalle» von Ballast befreit – entstanden ist ein Bijou.
Aussenansicht der frisch sanierten und nun transparenten «Meilihalle». Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 17. April 2019)
Besucher fotografieren die Meilihalle an der Wiedereröffnung. Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 17. April 2019)
So sieht die Halle von innen aus. Bild: Dominik Wunderli (Luzern, 17. April 2019)

Pirmin Bossart

Pirmin Bossart

Pirmin Bossart

Da ging man jahrelang an der Landungsbrücke 1 der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) vorbei und verkannte den spezifischen Charakter, den Architekt Armin Meili 1935 diesem schlichten Bauwerk im Ursprung gegeben hatte. Kunststück: Im Lauf der Jahrzehnte ist der gläserne Bau immer mehr von Plakatwänden, Infotafeln, Containern und alltäglichen Kleinstnutzungen zugekleistert worden. Die Durchsichtigkeit und Ausstrahlung des Bauwerks ging verloren.

Doch nach einem Umbau ist das wieder anders.

Am Mittwochabend ist die Meilihalle nach mehreren Monaten wieder eröffnet worden. «Das Ergebnis gefällt sehr», sagte Hansruedi Schurter, Verwaltungsratspräsident der SGV. Der Landungssteg 1 sei für die SGV von grosser Bedeutung. Als Abfahrtsort für die Schiffe nach Flüelen sei er der grösste Kundenzubringer und das «Tor zur Innerschweiz». Baudirektorin Manuela Jost zeigte sich begeistert:

«Solche hervorragenden Bauten machen die Attraktivität der Stadt Luzern aus. Der Stadtrat schätzt es sehr, dass die SGV bereit war, soviel Geld und Engagement zu investieren.»

Die kantonale Denkmalpflegerin Cony Grünenfelder bezeichnete das erneuerte Gebäude als ein «aufpoliertes Juwel». Sie verhehlte nicht, dass die Wertschätzung dieser Architektur über eine längere Periode «diskutiert und erschaffen werden musste». Denn: «Die Meilihalle ist ein Landungssteg, wie es ihn in der ganzen Schweiz nicht gibt.»

1998 wurden Pläne erstmals besprochen

1998, auf einer Bootsfahrt des Innerschweizer Heimatschutzes Sektion Luzern, wurde erstmals öffentlich die Sorge über den Zustand der Meilihalle zum Ausdruck gebracht und die Hoffnung geäussert, dass mit der Fertigstellung des KKL der Landungssteg wieder seinen ursprünglichen Charakter finden werde. «Andernfalls ist vielleicht zu überlegen, das Gebäude unter Denkmalschutz zu stellen», sagte damals Architekt Eugen Mugglin gegenüber der Luzerner Zeitung.

Fast 20 Jahre später packte die SGV das Vorhaben an. 2013 wurde der Landungssteg unter Denkmalschutz gestellt. Mugglin erhielt den Auftrag, den Umbau gestalterisch und ästhetisch zu konzipieren und mit den Jägeregli Architekten umzusetzen.

«Wichtiger Zeitzeuge der frühen Moderne»

Das Bauwerk ist laut Mugglin «ein wichtiger Zeitzeuge der frühen Moderne in der Stadt Luzern». Inspiriert durch die filigranen transparenten Hallenbauten des 19. Jahrhunderts habe Meili dem Zeitgeist entsprechend eine einfache und auf das Wesentliche reduzierte Architektur konzipiert. «Eine gläsern-kühle Durchsichtigkeit war das Ergebnis. Ein allseitig vorspringendes, schwebendes Dach in Holz, getragen durch schlanke Stahlstützen, bestimmt zusammen mit der feingliedrigen verglasten Hülle den Charakter der Meilihalle.»

Mit dem Umbau hat Mugglin den Spagat geschafft, den ursprünglichen Charakter des Gebäudes wieder zum Vorschein zu bringen und andererseits mit gezielten Ergänzungen auf die Forderungen von heute zu reagieren. «Ich wollte vor allem die Offenheit und Transparenz wiederherstellen – und damit verbunden auch die Leichtigkeit und Klarheit der ursprünglichen Architektur», sagt Mugglin. Er hat die Fassaden von allem Schnickschnack befreit und alles ausgeräumt, was die Durchsichtigkeit dieses feingliedrigen Baus verstellte. Damit kann der Raum wieder als Ganzes wahrgenommen werden.

Zum anderen hat Mugglin die Objekte der Alltagsnutzungen, wie sie durch den Schiffsverkehr gegeben sind (Infotafeln, Fahrplan-Monitor, Container, Materialdepot, Lautsprecher, Strom-Schalttafel), auf zwei schlichte Quader und ein Zylinder-Objekt konzentriert. Auch die Absperrgitter und die mobilen Abschrankungen wurden neu und praktikabel gestaltet. Eine Verbindung zwischen alt und neu schafft die Farbe, die wieder im originalen Blau gehalten ist.

Ein guter Kenner der Architektur von Armin Meili (1892-1981) ist der Luzerner Architekt und Dozent Dieter Geissbühler. Die Sanierung des SGV-Landungsstegs bezeichnet er als äusserst gelungen. «Mugglin hat in einer Art Seelenverwandtschaft die Quintessenz dessen herausgeholt und ins Heute übersetzt, was Meili mit seinem Landungssteg meinte. Das braucht es, um für einen Umbau eine schlüssige Architektur zu realisieren.» Mugglin hat im Übrigen auch den Warteraum beim Landungssteg 3 konzipiert, der seit einigen Wochen am Ende des Europaplatzes steht: Dieser kleine Glasbau verweist mit seiner Materialität und seinem schwungvoll gehobenen Dach ebenfalls auf die Transparenz, die an diesem Standort unbedingt geboten ist.

KKL-Dach als Referenz an die Meilihalle?

Geissbühler bringt bei seinen Überlegungen zur Meilihalle auch den KKL-Architekten Jean Nouvel ins Spiel. Nouvel habe bei der Konzipierung des KKL die Umgebung sehr genau wahrgenommen, ist er sich sicher. «Seine Dachkonstruktion kann man in der Materialität und im Hinblick auf die Wirkung des Horizonts als Referenz an die Meilihalle lesen. Da gibt es eine Verwandtschaft.» Ein weiterer Bezug scheint auch in der Wahrnehmung der städtischen Silhouette auf. Dank der Transparenz des umgebauten Stegs ist – wie nebenbei – eine Aussichtsplattform entstanden. Sie ermöglicht einen Panoramablick vom Gütsch über die Hotelmeile am See bis zur Rigi, wie dieser, ein paar Etagen höher, auch vom KKL aus zu erleben ist. Die SGV hat für den Umbau 1,3 Millionen Franken investiert (Ausgabe vom 24. Januar). «Das Vorhaben, wie es in der jetzigen Konsequenz angegangen wurde, war seit etwa acht Jahren bei unseren Investitionsprojekten ein Thema. Aufgrund der Kosten ist es längere Zeit für uns nicht topprioritär gewesen», sagt Hans Zwahlen, Leiter Unternehmensentwicklung SGV und Projektleiter. Aber nun ist auch die SGV stolz. «Meili hätte sicher sehr Freude», sagt Zwahlen. «Ich bin sicher, dass auch die Bevölkerung das Werk als sehr schön wahrnehmen wird.»

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