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Luzern

CKW speckt Wasserkraftwerk-Projekt im Entlebuch ab – Verbänden reicht das nicht

Seit Jahren plant die CKW, an der Waldemme bei Flühli ein Kleinwasserkraftwerk zu bauen. Nun wurde das Projekt verkleinert, vom umstrittenen Teil bei der schützenswerten Lammschlucht wird abgesehen. Im Trockenen ist das 13-Millionen-Vorhaben damit aber nicht.
War umstritten: Die Lammschlucht zwischen Flühli und Schüpfheim ist nicht mehr Teil des neuen Kraftwerkprojekts.
(Bild: Manuela Jans-Koch (18. November 2016))
Hier bei der Chrutacherbrücke soll die neue Kraftwerkzentrale errichtet werden. (Bild: PD/CKW)

Niels Jost

Niels Jost

CO2-freier Strom für etwa jeden fünften Haushalt im Entlebuch – das soll ein neues Kleinwasserkraftwerk an der Waldemme in Flühli möglich machen. Die Idee ist nicht neu: Seit 2008 verfolgt die Centralschweizerische Kraftwerke AG (CKW) dieses Vorhaben. Nach Einsprachen von Umweltschutzverbänden und einem Urteil des Luzerner Kantonsgerichts von 2018 hat die CKW das Projekt nun überarbeitet.

Am augenfälligsten ist, dass die Lammschlucht unberührt bleibt. Der dortige Eingriff wurde von den Verbänden scharf kritisiert. Auch das Kantonsgericht erachtete die Schlucht als «schutzwürdiges Naturobjekt».

Durch den Wegfall der Lammschlucht wird das ganze Projekt kleiner. Die Druckleitung misst nur noch 2,1 Kilometer. Ursprünglich hätte sie zusätzlich durch einen unterirdischen Stollen führen sollen. Die Leitung führt zur Kraftwerkzentrale, welche neu direkt vor der Lammschlucht bei der frisch gebauten Chrutacherbrücke zu stehen kommt. Die Zentrale wird im Vergleich zum ersten Projekt massiv kleiner. Vom geplanten Show-Room, von welchem aus die Turbinen hätten bestaunt werden können, hat die CKW abgesehen.

Angepasst wurde weiter die Wasserfassung. Beim alten Projekt war vorgesehen, das Wasser durch ein sogenanntes Tiroler Wehr von der Waldemme in die Druckleitung zu führen. Neu geschieht dies mit einer seitlich an die bestehende Hochwasserschwelle angebauten Wasserfassung. «Die entnommene Wassermenge wird laufend dem Wasserstand der Waldemme angepasst», sagt Projektleiter Jost Bucher. Es verbleibe damit immer genügend Wasser im Fluss. «Die Restwassermenge liegt sogar über dem gesetzlich vorgeschriebenen Minimum», so Bucher. Die natürliche Dynamik des Gewässers bleibe somit erhalten.

Auch für die Fische habe die nun vorgesehene Seitenfassung Vorteile: Ein in der Wasserfassung installierter feiner Rechen soll verhindern, dass Fische in die Druckleitung geraten. Zudem werden– wie schon beim alten Projekt – ein Auf- und Abstieg für die Fische errichtet.

Fast drei Mal weniger Leistung

Die Redimensionierung hat allerdings Auswirkungen auf die Leistung des Kleinwasserkraftwerks. Diese liegt noch bei 1,4 Megawatt. Damit können gut 6,5 Gigawattstunden Strom produziert werden, was in etwa dem Jahresverbrauch von rund 1500 durchschnittlichen Vierpersonen-Haushalten entspricht. Ursprünglich lag die Leistung bei 3,9 Megawatt, womit 3800 Haushalte hätten versorgt werden können.

Ist die Wirtschaftlichkeit damit noch gegeben? Schliesslich hatte diese das Kantonsgericht gerügt; gemessen am Eingriff in die Umwelt wäre das erste Projekt unverhältnismässig gewesen. Bucher versichert: «Das Kraftwerk ist rentabel.» Mittlerweile habe man auch die Zusage für die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV) erhalten, mit welcher der Bund die Erzeugung von Ökostrom fördert. Zudem fällt der teure Untertagebau des Stollens weg. Das widerspiegelt sich in den Kosten: Während die CKW ursprünglich 32 Millionen investieren wollte, sind es jetzt noch 13 Millionen Franken.

Umweltverbände: «Jedes neue Wasserkraftwerk ist eines zu viel»

Bei den Umweltverbänden kommt auch das abgespeckte Projekt nicht gut an. Zwar begrüssen sie, dass die CKW nochmals über die Bücher ging, die Lammschlucht nun unberührt bleibt und das Wasser seitlich gefasst wird. Aber: «Grundsätzlich ist jedes neue Wasserkraftwerk eines zu viel für die Schweizer Gewässer», sagt Urs Brütsch. Er ist Gewässerexperte beim WWF Zentralschweiz und bei diesem Projekt auch Wortführer für Pro Natura, Aqua Viva und für den kantonalen Fischereiverband. Alles Verbände, die Einsprache gegen die erste Variante erhoben hatten.

Im Detail konnte Brütsch die jetzige Variante noch nicht studieren. Ob die Verbände erneut rechtlich gegen das Bauprojekt vorgehen, kläre man daher noch ab. So oder so: «Wir halten uns offen, noch Verbesserungen am Vorhaben vorzubringen.» Dies beispielsweise bei den Ersatzmassnahmen für die Natur. Eine nächste Sitzung mit der CKW und auch mit dem Kanton Luzern stehe bereits Ende Monat an. Dass die Umweltverbände an dieser teilnehmen können, wertet Brütsch positiv.

Ende 2020 wird Baugesuch eingereicht

In den kommenden Monaten wird die CKW das Projekt weiter ausarbeiten. Geplant ist, das Konzessions- und Baugesuch Ende 2020 beim Kanton Luzern einzureichen. Anschliessend muss es der Regierungsrat bewilligen – was er übrigens schon bei der vorherigen Variante tat, bis das Kantonsgericht den Beschluss rückgängig machte. Liegt eine rechtskräftige Bewilligung vor, wird der rund einjährige Bau in Angriff genommen.

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