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Luzern

Abstimmung zur Sagenmatt Ebikon: Projekt ist nicht perfekt, enthält aber viel Gutes

Der Bebauungsplan Sagenmatt ermöglicht auf dem Areal der ehemaligen Amag-Garage in Ebikon ein neues Quartier mit 241 Wohnungen. Es gibt gute Gründe, am 27. September Ja zu stimmen.
Roman Hodel.
Eine Visualisierung der Bauherrschaft, gesehen von der Luzernerstrasse aus. (Visualisierung: Moyreal)

Roman Hodel

Roman Hodel

Die Ebikoner entscheiden am 27. September über den Bebauungsplan Sagenmatt. Auf dem Areal der früheren Amag-Garage an der Luzernerstrasse soll ein neues Quartier mit 241 Wohnungen entstehen. Entwickelt wird das Projekt von der Moyreal Immobilien AG, welche Eva Maria Bucher-Haefner gehört. Deren Vater hatte die Amag gegründet.

Lange sah es nach einem Spaziergang an der Urne aus. Warum? Anders als beim 2019 von der Bevölkerung deutlich abgeschmetterten Bebauungsplan Weichle (ex MParc) hat diese Bauherrschaft im Vorfeld die Befindlichkeiten der Ebikoner abgecheckt und in das Projekt einfliessen lassen. Auch der Gemeinderat hat aus dem MParc-Debakel gelernt und sich die Investoren zur Brust genommen. Daraus resultierten etwa die 67 Eigentumswohnungen, die ursprünglich nicht vorgesehen waren. Diese sollen insbesondere einheimische Käufer ansprechen.

Selbst bei den Parteien stösst die Sagenmatt auf Wohlwollen, ausgenommen die SVP. Und: Das Areal ist im Unterschied zur Weichle nicht kontaminiert. Es geht nicht um einen beliebten MParc, den die Bevölkerung quasi gegen die weniger beliebte Mall eintauschen musste. Es gibt auch kein 60-Meter-Hochhaus.

Und trotzdem tauchten in den letzten Wochen polemische Plakate auf, welche die geplanten Wohnblöcke zu schwarzen Ungeheuern hochstilisieren. Den Gegnern sind die beiden Gebäuderiegel zu hoch und voluminös. Zudem kritisieren sie die Bauherrschaft, aber auch den Gemeinderat. Es werde viel beschönigt.

In der Tat hätte der Gemeinderat bei der Botschaft zur Abstimmung etwa die Höhenangaben transparenter angeben können. Erst recht, weil er seit der MParc-Abstimmung darauf sensibilisiert sein müsste. Und man fragt sich, wieso die Stimmberechtigten per Post nur die Kurzversion der Botschaft erhalten. Auch wenn beizufügen ist, dass selbst die Kurzversion 48 Seiten umfasst. Doch sonst laufen viele der gegnerischen Vorwürfe ins Leere. Beispiel Höhe: Ein Grossteil der Mehrfamilienhäuser, die an die Sagenmatt grenzen, sind fast gleich hoch. Nicht dazu zählen drei Mehrfamilienhäuser an der Luzernerstrasse. Sie gehören – wen wundert’s – einem Mitglied der gegnerischen IG.

Überhaupt zeigt ein Blick auf die Mitgliederliste der IG, dass es sich meist um Anwohner oder benachbarte Grundstückbesitzer handelt. Entsprechend nimmt man es ihnen nicht ab, wenn sie behaupten, es ginge ihnen nicht «in erster Linie» um Eigeninteressen. Die einen befürchten wohl eine Wertverminderung, andere bedauern den Verlust der Aussicht, weil sich auf dem Amag-Areal niedrige Bauten befinden. Das ist zugegebenermassen bitter. Doch die Sagenmatt grenzt nun mal nicht an eine Landwirtschaftszone, sondern liegt mitten im Siedlungsgebiet. Wo, wenn nicht hier, soll verdichtet werden, wie dies das vom Volk abgesegnete Raumplanungsgesetz vorgibt?

Es ist ja nicht so, dass hier eine Betonwüste entsteht. Gewiss, die beiden Gebäuderiegel sind imposant, aber sie sind nur gut zur Hälfte acht Etagen hoch, der Rest zählt fünf Etagen. Dank dieser Konzentration entstehen dazwischen grosszügige Grünflächen. Auch architektonisch dürfte die Sagenmatt einen neuen Massstab setzen – immerhin handelt es sich um das Siegerprojekt eines Architekturwettbewerbs.

Die Sagenmatt ist nicht perfekt. Aber sie enthält mit Blick beispielsweise auf das Mobilitätskonzept mit eigenen Sharing-Autos viel, was ein gutes Projekt ausmacht. Hört man sich im Dorf um, können sich viele Ebikoner vorstellen, hier zu wohnen. Das hat man bei der Weichle selten gehört. Und wenn die Gemeinde gute Steuerzahler anziehen oder behalten will, braucht es entsprechende Angebote. Die Sagenmatt spricht gerade auch Leute an, die Ebikon bislang nicht auf dem Radar haben.

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