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Luzern

Bei der Mathematik hapert’s – vor allem in Luzern

Eine Erhebung vergleicht schweizweit, wie gut Schüler die Bildungsziele erreichen. In Luzern wurden die Fächer Deutsch, Mathe und Englisch unter die Lupe genommen. Kein gutes Zeugnis gibt es beim Rechnen.
Mathematik-Unterricht in der Sekundarschule. (Bild: Boris Bürgisser, Willisau, 27. März 2018)

Roseline Troxler

Roseline Troxler

Die Schulsysteme der Kantone sollen sich mit dem Lehrplan 21 angleichen. Um den Stand der Harmonisierung zu zeigen, haben die kantonalen Erziehungsdirektoren die Kenntnisse der Schüler überprüft. Nun liegen erstmals Zahlen vor (mehr Informationen auf Seite 5). Überprüft wurden 2016 bei Schülern Ende der obligatorischen Schulzeit Kompetenzen im Fach Mathematik. Im Jahr 2017 wurden die Fächer Deutsch und Englisch Ende der 6. Klasse getestet. Teilgenommen haben je rund 1300 Luzerner Schüler.

Am Freitag stellten Noch-Bildungsdirektor Reto Wyss (CVP) und Charles Vincent, Leiter der Dienststelle Volksschulbildung, die Ergebnisse für den Kanton Luzern vor. Laut Wyss sind diese im Fach Deutsch zufriedenstellend. Beim Lesen erreichen 88 Prozent die Grundkenntnisse – genau so viele wie im Durchschnitt –, bei der Rechtschreibung sind es 86 Prozent. Gut fällt das Zeugnis im Englisch aus. Beim Leseverständnis sind die Schüler mit 86 Prozent durchschnittlich, beim Hörverständnis erreichen gar 96 Prozent die Bildungsziele. Ganz anders in der Mathematik.

Luzerner hatten deutlich weniger Mathelektionen

Nur gerade 56 Prozent der Luzerner Schüler verfügen beim Rechnen über die Grundkompetenzen. Schweizweit sind es 62 Prozent. Reto Wyss kommentiert: «Die Ergebnisse Ende der dritten Sek sind unbefriedigend. Obwohl das Niveau der Aufgaben hoch ist, genügen die Leistungen der Luzerner Lernenden nicht.» Sie liegen unter jenen der Nachbarkantone.

Laut dem Bildungsdirektor sind auf der Sekundarstufe bereits Massnahmen ergriffen worden – darunter eine leichte Erhöhung der Lektionenzahl. Denn Fakt ist: Im untersuchten Zeitraum wies Luzern eine deutlich tiefere Lektionenzahl bei der Mathematik auf als andere Kantone – nämlich 400 auf der Sekundarstufe I. St. Gallen und Glarus sind mit gut 550 Lektionen Spitzenreiter.

Die Frage, ob die Resultate eine Folge der Sparmassnahmen sind, verneint Wyss. «Diese Erklärung würde zu kurz greifen. Es handelt sich um langfristige Trends.» Die Resultate beziehen sich denn auch auf Schüler, welche bereits im Jahr 2005 mit der Schule begonnen haben. «Matchentscheidend war wohl eher, dass die Lektionenzahl gesenkt wurde, was bereits im Jahr 2006 geschah.» Dies war noch vor dem Schnüren mehrerer Sparpakete.

Ausgewertet wurde auch, welchen Einfluss die soziale Schicht, der Migrationsstatus und die Muttersprache auf die Ergebnisse haben. «Es überrascht, wie gross die Unterschiede je nach sozialer Herkunft oder Sprache sind», sagt Charles Vincent. Bei Schülern mit deutscher Muttersprache erreichen 65 Prozent die Ziele in Mathe, bei fremdsprachigen Kindern sind es mit 30 Prozent deutlich weniger. «Die Sprache hat also einen wichtigen Einfluss auf die Kompetenzen in der Mathematik», sagt Wyss und verweist auf den «relativ hohen Anteil fremdsprachiger Lernender» im Kanton. Mit 21 Prozent liegt dieser aber unter dem Schweizer Schnitt von rund 30 Prozent.

Erstaunen mag, dass im Fach Deutsch die zu Hause gesprochene Sprache einen geringeren Einfluss aufs Ergebnis hat als in Mathe. So erreichen in Orthografie und Leseverständnis auch bei Kindern mit anderer Muttersprache 76 Prozent die Grundkompetenzen, bei solchen mit Deutsch als Muttersprache sind es rund 90 Prozent. Die Grundkenntnisse bei der Mathematik stehen auch mit dem Migrationshintergrund im Zusammenhang.

«Chancengerechtigkeit ist nicht mehr gegeben»

Reto Wyss hofft mit zusätzlichen Lektionen im Lehrplan 21 auf Verbesserungen in Mathe und Deutsch, wenn 2020 und 2022 die nächsten Überprüfungen folgen. Der Bildungsdirektor betont aber, dass es auch bei der frühen Sprachförderung Massnahmen braucht. «Fremdsprachige Kinder müssen wir früher abholen.» Er unterstreicht, dass die Regierung mit der Revision des Volksschulbildungsgesetztes eine obligatorische frühe Sprachförderung gesetzlich verankern wollte. «Der Kantonsrat ist leider nicht darauf eingegangen.» Laut Wyss gebe es aber verschiedene Gemeinden, welche auf freiwilliger Basis Vorschulkinder sprachlich fördern.

Alex Messerli, Präsident des Luzerner Lehrerinnen- und Lehrerverbands, zeigt sich überrascht über den Einfluss des Migrationshintergrunds auf die Mathekompetenzen. «Das ist ein Warnsignal. Die Chancengerechtigkeit ist hier klar nicht mehr gegeben.» Messerli betont, dass sich bei den Ergebnissen zeige, welche Rolle die Anzahl der zur Verfügung stehenden Lektionen spiele. Grossmehrheitlich sei er erfreut über die Resultate, ergänzt aber: «Man darf die anderen Bereiche, welche nicht getestet wurden, nicht vergessen.»

Hinweis: Die detaillierten Luzerner Resultate im Überblick

Gute und zufriedenstellende Ergebnisse bei den Sprachen, Handlungsbedarf gibt es bei Mathematik:

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