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Luzern

Luzern: Kanti Alpenquai feierte ihr 50-Jahr-Jubiläum

Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Eltern und Ehemalige feierten am Freitag das 50-jährige Bestehen der Kantonsschule Alpenquai. Sie alle blicken optimistisch in die Zukunft der grössten Luzerner Mittelschule.
In der Turnhalle der Kanti Alpenquai gibts eine neue Kletter- und Boulderwand. Sie wurde mit einem Fötzeliregen eingeweiht. (Bild: Dominik Wunderli, 28. September 2018)

Robert Knobel und Hugo Bischof

Das waren noch Zeiten: An der Kantonsschule Luzern Alpenquai wurden einst bis zu 2200 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Nach jahrelangem Rückgang aus demografischen Gründen ist die Schülerzahl jetzt auf dem Tiefpunkt (1520) angelangt. Doch ab nächstem Jahr wird sie wieder ansteigen, sagt Rektor Hans Hirschi. Das Wachstum kommt pünktlich zum grossen Kanti-Jubiläum: Vor 50 Jahren wurde die Schulanlage im Tribschen-Quartier eröffnet. Am Freitag lud die Schule nun zum grossen Jubiläumsfest mit Hunderten von aktiven Gymnasiasten, Lehrpersonen, Eltern und vielen Ehemaligen.

«Die Lage am See ist so cool»

Was bedeutet den heutigen Schülerinnen und Schülern «ihre» Kanti? «Die Lage am See ist so cool», sagt Zaira (13). Auch Salvina (12) anerkennt, dass man schliesslich nicht in jeder Schule über Mittag im See schwimmen gehen kann. «Weil die Schule so gross ist, bleibt man zudem immer in Bewegung.» Die Grösse der Schule ist bei den jüngeren Alpenquai-Schülern ein wichtiges Thema – und dies fast ausschliesslich positiv, etwa, weil man so einfacher Freunde findet. Doch auch in kleineren Annehmlichkeiten äussert sich die stattliche Grösse der Schule – so gibt es «Automaten und Mikrowellen», erwähnt Mara (13). Auch Juri (13) findet es toll, in der Schule essen zu können, wobei Sierre (13) findet, «in der Mensa könnte es schon etwas gesünderes Essen geben».

Dass das «Alpenquai» etwa viermal so alt ist wie die heutigen Schüler selber, erfüllt sie mit Ehrfurcht. «In den 50 Jahren konnten viele Leute schöne Erfahrungen machen, genauso wie wir heute», sagt Amelia (13), die zudem den «interessanten Unterricht und das gute Arbeitsklima» lobt. «Coole Lehrer», bestätigt auch Thivin (13).

Als Lehrerinnen
noch nicht genehm waren

Am Abend hatten die 4. bis 6. Klassen ihren grossen Auftritt. Sie boten den Besuchern ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm: Tanzperformances, Theater, Barbetrieb und viel Musik. Auf einem Chemie-Parcours und mit einem Geografie-Quiz konnte man sein früheres Schulwissen auffrischen. Rund 1000 ehemalige Kantischülerinnen und -schüler sowie aktive und frühere Lehrer, viele vom Verein der Alumni, waren gekommen. Sie hatten ganz nebenbei auch Gelegenheit, Erinnerungen auszutauschen – an eine Zeit, als an der Kanti vieles, aber nicht alles, anders war als heute.

Die heute 79-jährige Anita von Arx erzählt eine spezielle Episode. Vor rund 50 Jahren betrat sie als junge Aushilfslehrerin schüchtern das Lehrerzimmer an der Kanti. «Jo Meitschi, do send nor Lehrer erlaubt», habe sie ein Professor zurechtgewiesen. Aber sie sei doch Lehrerin, habe sie geantwortet. Daraufhin habe der Professor («so nannte man die Lehrer damals noch») die Hände über dem Kopf verworfen. «Au das no!», habe er entsetzt ausgerufen. «Jetz chömid au no Fraue a die Kanti!»

Sie sei damals eine von ganz wenigen Frauen an der Kanti gewesen, erzählt von Arx. Der damalige Rektor habe sie angerufen und gefragt, ob sie für ein paar Wochen eine Stellvertretung übernähme. Fest angestellt wurde dann aber ein Mann. Allerdings nicht für lange, denn der Mann wurde krank und dann war halt doch wieder die Frau gefragt. Die Matura machte Anita von Arx 1959 am Hirschengraben, noch am alten Standort der Kanti vor dem Umzug an den Alpenquai. Sie unterrichtete später am städtischen Lehrerseminar. Von 1983 bis 1999 war sie FDP-Kantonsrätin. Mit der Kanti Alpenquai blieb sie verbunden. Als Mitglied und später Präsidentin der Aufsichtskommission machte sie häufig Schulbesuche. Unterschiede zu damals gebe es viele, sagt sie: «Die Kanti ist heute viel grösser und der Mädchenanteil beträgt über 50 Prozent.» Auch habe es damals noch keine Mensa gegeben, «und wir mussten am Samstagmorgen noch zur Schule geben». Dass es neuerdings Angebote wie Projektwochen gibt, findet Anita von Arx gut: «Übertreiben sollte man damit aber nicht.»

Die Schüler sind heute selbständiger

Armin Auf der Maur (81) machte 1956 die Matura, ebenfalls noch am Hir-schengraben. Auch er gehört dem Verein Alumni an. Dessen Mitglieder treffen sich regelmässig, unterstützen Schulanlässe, organisieren Reisen. Dass die Schüler heute ganz anders als früher sind, glaubt er nicht: «Wir haben uns früher auch mal daneben benommen und Blödsinn gemacht», meint er und schmunzelt. Auf der Maur studierte nach der Matura an der ETH Zürich und war danach in der Forschung tätig – zehn Jahre auf Weissfluhjoch-Davos, fünf Jahre in Locarno-Monti (Hagelbildung, Wolkenphysik, Gewitterelektrizität), dann fast 25 Jahre bei der Suva in Luzern (Strahlenschutz, Arbeitssicherheit). Das Interesse an der wissenschaftlichen Arbeit habe er bis heute nicht verloren.

Sepp Huber (76) kam 1967 als 25-jähriger Turnlehrer noch während seines Geschichtsstudiums an den Alpenquai (das erste Schuljahr war 1967/68). «Ein Unterschied ist, dass die Schüler heute selbstständiger sind», sagt er. Und damals seien die Abteilungen Untergymnasium, Literargymnasium, Realgymnasium und Wirtschaftsgymnasium strikt getrennt gewesen und hätten je einen eigenen Rektor gehabt. Das sei längst vorbei: «Heute ist alles viel durchlässiger.» Auch der Abstand zwischen Professoren und Schülern sei damals aus Autoritätsgründen grösser gewesen als heute: «Aber im Grunde sind die Schüler immer die gleichen geblieben. Es gibt fleissige und weniger fleissige Schüler, es gibt die Minimalisten und die Ambitionierten und solche, die ruhig sind und solche, die gern auffallen.»

Früher wurde innen und aussen geraucht

Lucia Steffen Elliott hat die Matura 1990 gemacht. Auch ihr ist aufgefallen, dass die räumliche Aufteilung zwischen Ober- und Untergymi nun aufgehoben ist: «Man geht den Fächern nach und überall sind gemischte Zonen.» Der Druck auf die Schüler sei gestiegen: «Heute zählen fast alle Fächer für die Promotion, Mangelpunkte kann man sich nicht leisten.» Lucia Steffen hat eine Tochter, die ebenfalls an die Kanti Alpenquai geht. «Wenn ich ihr Fotos aus meiner eigenen Kantizeit zeige, fällt ihr als Erstes auf, dass damals überall geraucht wurde – innen und aussen.» Heute undenkbar.

Die jüngste Lehrerin an der Kanti Alpenquai heute ist mit 24 Jahren Kathrin Burkart (Mathematik, Geografie). Sie machte die Matura 2012. «Der Wechsel vom Schüler zum Lehrer, vom Konsumenten zum Lieferanten, ist eine spannende, tolle Herausforderung», sagt sie.

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