Für drei Wochen konnten acht Informatiklernende des Berufsbildungszentrums Wirtschaft, Informatik und Technik (BBZW) Sursee in die Arbeitswelt des Silicon Valley eintauchen. Die Informatik-Projektwochen wurden vom Kanton Luzern organisiert und fanden bereits zweimal in Schanghai statt.
Pandemiebedingt musste dieses Jahr ein neuer Standort gesucht werden – die Wahl fiel auf San Francisco. «Im Silicon Valley finden sich mit namhaften Firmen wie Google, Apple oder Meta die globalen Player der Tech-Industrie», sagt Daniel Preckel von der kantonalen Dienststelle für Berufs- und Weiterbildung. «Die amerikanische Arbeitskultur ist sehr dynamisch, zukunftsorientiert und, gerade was Informatik betrifft, offen für Innovation.»
Aufträge von Start-ups aus dem Silicon Valley
Dies sollten die Lernenden des BBZW während des Praktikums selbst erleben. Neben dem Erwerb neuer technischer Fähigkeiten und der Verbesserung ihrer Teamfähigkeit soll der Kontakt mit lokalen Auftraggebern ihren Horizont erweitern, so Preckel. In der Freizeit konnten die Lernenden San Francisco entdecken.
Mit dabei waren auch Leandra Schegg (23) aus Stans und Silvan Heini (18) aus Oberkirch. In einem Co-Working-Space zu arbeiten, gefiel Heini sehr gut: «Man ist sehr flexibel und kommt mit anderen Leuten in Kontakt.» Von Start-ups aus dem Silicon Valley erhielten die Lernenden die Idee für ein Programm, das sie dann in Gruppen selbstständig umsetzten.
So entwickelte die Gruppe von Heini eine Plattform, auf der spielerisch Englisch gelernt werden kann, wobei die Antworten durch künstliche Intelligenz ausgewertet werden. «In der Umsetzung waren wir ziemlich frei, das finde ich cool», sagt Heini. Der 18-Jährige ist im vierten Lehrjahr zum Informatiker mit Fachrichtung Applikationsentwickler.
Möglichst schnell möglichst gross werden
Im Team mussten die Teilnehmenden die Aufgaben nach ihren Fachrichtungen untereinander aufteilen und zeitlich so planen, dass das Projekt rechtzeitig fertig wird. Schegg, die im vierten Jahr ihrer Ausbildung zur Systemtechnikerin IT ist, sagt: «Im Bereich des Projektmanagements lernte ich einiges, was mir auch im Lehrbetrieb nützlich sein wird.» Bei Fragen konnten sich die Lernenden an die Auftraggeber wenden und ein- bis zweimal wöchentlich präsentierten sie diesen ihre Fortschritte.
Im Silicon Valley, das für seine Vielzahl an Start-ups bekannt ist, werde ganz anders gearbeitet als in der Schweiz, sagt Schegg. «Man merkt, dass die Start-ups unter viel Druck stehen. Hier ist das Ziel, möglichst schnell möglichst gross zu werden, während man in der Schweiz ja nichts überstürzen und kein Risiko eingehen möchte.»
Wertschätzung für gute Leistungen
Auslandsprojekte gebe es zwar oft an Kantonsschulen, an Berufsschulen seien diese jedoch noch selten, so Preckel. «Mit den ICT-Projektwochen zeigen wir Lernenden, deren Leistungen überzeugen, unsere Wertschätzung.» Diese hätten die Teilnehmenden auch von den amerikanischen Start-ups erfahren. «Sie haben uns alle Log-ins sowie den Einblick in die Firmendaten gegeben und uns sehr viel Vertrauen geschenkt», sagt Schegg.
Das Praktikum gab den Informatiklernenden einen Motivationsschub. «Die Projektwochen haben mir gezeigt, wie vielseitig die Informatik und was in meinem Beruf alles möglich ist», sagt Heini. Die Zusammenarbeit im Team und mit dem Auftraggeber, sowie die Verantwortung für ein Projekt zu übernehmen, machte den Lernenden Spass. Beide könnten sich vorstellen, zukünftig für eine Weile im Silicon Valley zu arbeiten. Schegg:
«Jetzt haben wir hier ja schon einen Fuss in der Tür.»