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Langlauf in Ursern, ein touristisches Stiefkind?

Wieso kann man in Unterschächen Langlauf betreiben und in Andermatt nicht?

Über Weihnachten und Neujahr gab es schweizweit mindestens zwei Phasen mit Tauwetter und Starkregen. Die spärliche Schneedecke - falls überhaupt vorhanden - schmolz weg, bis gegen 2000 Meter über Meer. So war im Urserntal nicht mehr an Langlauf zu denken. Die Loipen sind auch am 10. Januar noch geschlossen. Da kann man nichts machen, alles eine Folge der globalen Klimaerwärmung!

Aber: Warum kann man im 400 Meter tiefer gelegenen Unterschächen etwas leisten, was in Andermatt und im Biathlon-Leistungszentrum Realp anscheinend unmöglich ist: eine Loipe mit technischem Schnee ab Anfang Dezember? Mit dem gleichen Aufwand, den es braucht, um einen einzigen Kilometer Skipiste künstlich zu beschneien, könnte man in Andermatt und Realp eine Langlauf-Infrastruktur sicherstellen, welche auch längere Tauphasen übersteht. Wenn man im Konzert der grossen Winter-Resorts mitspielen will, kann man nicht nur auf den Alpinbereich setzen. Wie das funktioniert, zeigen Regionen wie Engadin, Davos oder Lenzerheide.

Auch die Infrastruktur für Langläufer, Schneeschuhläufer und Wanderer ist in Andermatt eher bescheiden. Das Nordic House Andermatt ist kein Langlaufzentrum, sondern ein Restaurant mit Sportgeschäft im Untergeschoss. Das Baustellen-WC beim Einstieg der Loipen und Wanderwege zeigt, dass man in Andermatt nicht bereit ist, viel Geld in diese Bereiche zu investieren.

Zwischen Weihnachten und Neujahr trainierte nicht nur Nadine Fähndrich in Unterschächen, sondern auch die Juniorinnen und Junioren des Skiklubs Gotthard Andermatt. Schön für Unterschächen, aber eher peinlich für Andermatt.

Eigentlich hätte das Urserntal die besten Voraussetzungen für ein tolles Langlaufgebiet. Offensichtlich hat man aber eine andere Strategie und schaut lieber zu, wie zahlreiche Langläufer gerne in Andermatt parkieren, aber lieber in den Zug steigen und ins Goms fahren.

Bis sich das ändert, werde ich als gebürtiger «Urschner» weiterhin meinen Loipenpass in Unterschächen kaufen und meine Winterferien weiterhin im Goms, im Engadin oder in der Region Seefeld/Leutasch verbringen. Und ich weiss, dass viele Leute im Urner Unterland es auch so machen.

An dieser Stelle möchte ich mich bei den Verantwortlichen des Langlaufzentrums Unterschächen herzlich bedanken. Was hier für den Langlaufsport und die Juniorenförderung geleistet wird, verdient höchste Anerkennung.

Sepp Renner, Schattdorf

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