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Nidwalden

Landeskirchen von Obwalden und Nidwalden hoffen auf Bischofswahl

Zahlreiche empörte Reaktionen erreichten die Kirchenverantwortlichen. Enttäuscht ist man über die Reaktion aus dem Bistum Chur.
Bischofssitz in Chur. 


(Bild: Michel Canonica (3. Mai 2017))
Monika Rebhan Blättler, Präsidentin der Römisch-Katholischen Landeskirche Nidwalden.  (Bild: PD)
Willi Schmidlin, Präsident der Römisch-Katholischen Landeskirche Obwalden. (Bild: Corinne Glanzmann)
Melchior Betschart, Nidwaldner Dekan und Pfarradministrator in Stans.   (Bild: Fotostudio Fischlin)

Martin Uebelhart

Martin Uebelhart

Martin Uebelhart

Martin Uebelhart

«Bei mir ist die Mailbox explodiert», sagt Monika Rebhan Blättler, Präsidentin der Römisch-katholischen Landeskirche Nidwalden, zu den Reaktionen, die sie wegen der Absetzung von Generalvikar Martin Kopp erreicht haben. In der grossen Mehrheit hätten die Menschen ihrer Empörung Ausdruck gegeben, sagt sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Seither habe sie täglich gegen 30 E-Mails verfasst, um den Leuten zu antworten.

In der Landeskirche habe man sehr gut mit Martin Kopp zusammengearbeitet, betont Monika Rebhan Blättler. «Wir hatten etwa bei Anstellungen mit ihm zu tun und er ist auch immer zu den Gesprächen gekommen.» Kopp habe sich immer die Zeit genommen, auch wenn er viel zu tun gehabt habe. «Diese Treffen waren immer sehr konstruktiv», hält sie fest. Natürlich seien nicht immer alle gleicher Meinung gewesen, «doch wir haben immer einen Weg gefunden.»

Auch bei Willi Schmidlin, dem Präsidenten der Obwaldner Landeskirche, sind Reaktionen eingetroffen. «Alle Leute drückten ihr Unverständnis aus, wie diese Angelegenheit abgelaufen ist», hält er fest. Unverständnis gebe es bei allen vier Präsidien der Landeskirchen von Uri, Schwyz, Obwalden und Nidwalden nicht zuletzt deshalb, weil Martin Kopp im Rahmen der regelmässigen Sitzungen informiert habe, dass er auf Mitte Jahr hin seine Funktion aufzugeben gedenke. «Es hat uns sehr befremdet, dass man ihm nun zwei, drei Monate zuvor die Stelle kündigt», hält Schmidlin fest. Kopp habe einen sehr guten Beitrag geleistet, sei es bei Weiterbildungen für Kirchenräte, bei Verbandsversammlungen der Ortskirchen oder – als Personalverantwortlicher – seinerzeit bei der Lösung von Problemen mit den Pfarrern von Kerns und Giswil.

Chur geht auf die Vorwürfe nicht ein

Schmidlin hat auch die Stellungnahme des Apostolischen Administrators Peter Bürcher zur Kenntnis genommen. «Was da geschrieben wurde, hat mit den Briefen, die nach Chur geschickt worden sind, wenig zu tun», meint er. Auf die Problematik und die Vorwürfe werde nicht eingegangen.

Sie habe eine Nacht lang nicht geschlafen nach der Lektüre der Stellungnahme, sagt Monika Rebhan Blättler. «Ich habe mich gefragt: In welcher Zeit leben wir eigentlich?» Es sei auch auf Dokumente Bezug genommen worden, die aus der Zeit vor Bürchers Antritt stammten. Es entstehe deshalb der Eindruck, dass Martin Kopp systematisch abgesägt worden sei.

Als eine einzige Enttäuschung bezeichnet Melchior Betschart, Stanser Pfarradministrator und Nidwaldner Dekan, die Stellungnahme aus Chur. Lange Zeit habe er gute Miene zum bösen Spiel gemacht, sagt Betschart, doch nun könne er nicht mehr schweigen. «Martin Kopp wird unterstellt, er habe mit seiner Stellungnahme Unruhe in Kirche und Staat gebracht.» Die Bistumsleitung schaffe es sehr gut selber, Unruhe zu generieren. Dazu brauche es keine weiteren Personen. Auch der Vorwurf aus Chur, die Instrumentalisierung der Medien, des Staates und der öffentlichen Meinung zur Durchsetzung der eigenen Position im Bistum Chur stelle seit den Zeiten von Bischof Wolfgang Haas eine unselige Tradition dar, verfange nicht, betont Betschart. «Das betreiben sie mindestens so sehr. Regelmässig verfasst der Mediensprecher des Bistums eine Auflistung, was die Medien falsch oder schlecht berichtet haben – und lobt jene Medien, die in ihrem Sinne berichten.

Martin Kopps Stimme wurde nicht gehört

Der Höhepunkt des Briefes sei jedoch die Passage, es sei jederzeit möglich – auch über die Mitglieder des Bischofsrats – direkt an den Bischof zu gelangen. «Das haben wir jetzt 17 Jahre lang versucht», sagt Betschart. «Martin Kopp war unsere Stimme im Bischofsrat. Gehört wurde sie nicht. Das Ganze läuft darauf hinaus, dass man uns ein geduldiges Schweigen auferlegt», hält er fest. Doch wir können nicht länger schweigen. «Es geht um unser Wohl, den Glauben und die Kirche.»

Mit einem Blick in die Zukunft meint Willi Schmidlin: «Wir möchten vor allem verhindern, dass Martin Grichting Bischof wird.» Mit der Art und Weise, wie er auftrete, komme Grichting nicht an. «Er ist auch ein totaler Gegner des gesamtschweizerisch anerkannten dualen Systems mit einer pastoralen und einer staatskirchenrechtlichen Seite.» Würde man ihn wählen, könnte das einen zweiten Fall Haas auslösen, befürchtet er. Oder, wie es Monika Rebhan Blättler ausdrückt: «Dann brennt das Bistum.» In dem Aufschrei, der jetzt durch die Urschweizer Bistumskantone gegangen sei, ortet sie auch die einzige gute Seite der ganzen Geschichte. «Das ist nur ein Vorgeschmack dessen, was dann kommen würde», ist sie überzeugt. Allenfalls könne man auch über die Finanzen ein Zeichen setzen. «Das Generalvikariat wird von den Urschweizer Landeskirchen bezahlt. Und wir werden nicht einmal angefragt, wenn es um die Absetzung des Generalvikars geht.»

Je nachdem, was passiere, wäre es auch für die Obwaldner Landeskirche ein mögliches Szenario, den Bistumsbeitrag zu stornieren, sagt Willi Schmidlin. Er wünscht sich jemanden an der Bistumsspitze, der guten Kontakt zu allen Beteiligten findet, sowohl zu den Seelsorgern wie auch zum Kirchenvolk. Erstaunt ist er über das Vorgehen Roms: «Ein Jahr geschieht nichts, dann kommt eine Übergangslösung – und wie es weitergehen soll, zeichnet sich noch nicht ab.

Betschart hofft auf einen Brückenbauer

Melchior Betschart hofft, dass es mit der Bischofswahl nach dem Durchstehen der Coronakrise in Rom vorwärtsgeht. «Ich hoffe, dass auf der Dreierliste wählbare Namen stehen. Brückenbauer, die vermitteln können zwischen den verschiedenen Positionen. Und ich wünsche mir, dass der neue Mann die Kraft hat, in Chur einmal auszumisten. Sonst haben wir das gleiche Problem mit einem neuen Gesicht an der Spitze.» In den Apostolischen Administrator setzt er wenig Hoffnung: «Ich glaube nicht, dass Peter Bürcher etwas bewegt.»

Sie habe Bürcher dreimal getroffen, erzählt Monika Rebhan Blättler. Bei diesen Gelegenheiten sei er auf die Leute zugegangen, habe keine Berührungsängste an den Tag gelegt. «Ich dachte mir, einen solchen Bischof brauchen wir.» Umso mehr sei sie nun konsterniert. «Ich denke, er hat auch Leute um sich, die ihn schlecht beraten», meint sie. Die vier Urschweizer Landeskirchen müssten nun zusammenstehen und überlegen, was zu machen sei. «Damit es nicht nur heisst: Wir sind die Bösen und in Chur machen sie alles richtig.»

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