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Kultur

«Läbid, und machid um Himmels willä Gschichtä!» – Elisabeth Zurgilgen erhält den Obwaldner Kulturpreis

Elisabeth Zurgilgen erhielt von Regierungsrat Christian Schäli den mit 5000 Franken dotierten Obwaldner Kulturpreis 2022. Damit bekommt das umfangreiche Werk der Sarner Autorin die verdiente Anerkennung.

Regierungsrat Christian Schäli übergibt den Obwaldner Kulturpreis 2022 an Elisabeth Zurgilgen. 
Bild: Bild: Felix Wannemacher/PD (Sarnen, 29. 4. 2023)

Dieser Kulturpreis war überfällig. Nicht, weil er schon im vergangenen Juli zugesprochen worden war. Sondern viel eher, weil der Preis, der seit 1969 17-mal vergeben worden ist, nach 1983 mit Zita Wirz erst zum zweiten Mal an eine Frau ging. Überfällig war er aber vor allem, weil das Werk von Elisabeth Zurgilgen schon lange einen Umfang und eine Tiefe hat, die in Obwalden seinesgleichen sucht.

Schreiben ist für Elisabeth Zurgilgen eine unausweichliche Form der Lebensbewältigung. Seit über 40 Jahren verfasst sie fortwährend Texte, die gedruckt und gesprochen werden. Anfänglich als Journalistin mit Reportagen, Kolumnen, Besprechungen gestartet, veröffentlichte sie 1988 mit der Gedichtreihe «Lengiziiti» ihr erstes lyrisches Werk. Es war der Auftakt für ein umfangreiches literarisches Schaffen, das seine Kraft stets auch daraus schöpfte, zu neuen Horizonten aufzubrechen.

Wie eine Decke, die Schutz und Wärme bietet

Im alten Theater des Kollegiums Sarnen ehrte nun am Samstag der Kanton Obwalden «seine» Schriftstellerin mit dem verdienten Kulturpreis. Vor über 100 Gästen – unter ihnen auch Ständerat Erich Ettlin, Regierungsrat Daniel Wyler, Kantonsratspräsidentin Regula Gerig und viele frühere Kulturpreisträger und Kulturschaffende – zog Regierungsrat Christian Schäli stellvertretend für die Regierung den Hut vor Zurgilgens Werk. «In der Gesamtschau besticht es durch eine unbändige Liebe zum Erzählen und durch eine schnörkellose Sprache.» Die literarischen Qualitäten ihrer Texte seien in Fachkreisen breit anerkannt, und sie habe einen Bekanntheitsgrad erreicht, der weit über die regionale Literatur und Kulturszene hinausreiche.

Würdigung durch Regierungsrat Christian Schäli, Bildungs- und Kulturdirektor. 
Bild: Bild: Felix Wannemacher/PD (Sarnen, 29. 4. 2023)

Sehr persönlich würdigte Jacqueline Holzer, Direktorin Design & Kunst an der Hochschule Luzern, das Schaffen ihrer Kollegin und Freundin Elisabeth Zurgilgen. Elisabeth sei für sie die Verkörperung von Heimat und Sehnsucht zugleich. «Ihre Schilderungen beinhalten immer einen Hauch von Entlarvung von uns Menschen. Ihr Schreibstil zeichnet sich durch ihre Menschlichkeit und Humor aus.» Elisabeth Zurgilgens Texte fühlten sich an, als würde man in eine Decke eingehüllt, die Wärme und Schutz bietet.

Die Würdigung von Jacqueline Holzer, Direktorin Departement Design & Kunst, Hochschule Luzern, traf Elisabeth Zurgilgen «mitten ins Herz».
Bild: Bild: Felix Wannemacher/PD (Sarnen, 29. 4. 2023)

Zwischen den Reden gab es immer wieder musikalische Beiträge. Was Max Lässer an der Gitarre und Markus Flückiger an den Schwyzerörgeli boten, war weit mehr als nur eine musikalische «Umrahmung». Kein Wunder, erhielten sie für ihre hochstehenden Beiträge jeweils lang anhaltenden Applaus.

Max Lässer (links) und Markus Flückiger boten musikalische Glanzleistungen. 
Bild: Bild: Felix Wannemacher/PD (Sarnen, 29. 4. 2023)

Kultur braucht Unterstützung

Ein umfangreiches Werk brauche Zeit, meinte Elisabeth Zurgilgen selber in ihrer Dankesrede, die sie in ihrem schönen Sarner Dialekt hielt. Deshalb seien die Preisträgerinnen und -träger zwangsläufig älter, was eben auch heikel sei. Bis man sie würdigen könne, seien sie vielleicht schon nicht mehr da, hätten ihre letzte Geschichte schon geschrieben und sich verabschiedet. Bei ihr sei man ja noch rechtzeitig gekommen. «Und ich herä nid uif, solang as mii Chopf und miis Härz nu mitmachid.»

Elisabeth Zurgilgen bedankte sich bei allen, die ihre Geschichten lesen, hören und weitergeben würden – und so den Strom der Geschichten am Fliessen halten würden. Es sei wichtig, dass die Geschichten und Werke aller Preisträgerinnen und -träger über Obwalden hinaus verbreitet würden. «Wil, wemmä z'lang imenä gnau uiszirkletä Gäärtli hocked und anänand diä eignigä Gschichtä verzelld, de verschtickid diä Gschichtä.»

Elisabeth Zurgilgen bedankt sich und wünscht sich, dass das Obwaldner Kulturschaffen vermehrt lokale Grenzen überschreiten kann.
Bild: Bild: Felix Wannemacher/PD (Sarnen, 29. 4. 2023)

Um den Sprung in die Welt hinaus zu schaffen, brauche es Hilfe und die Unterstützung der Kultur durch die öffentliche Hand. Elisabeth Zurgilgen appellierte denn auch an die Obwaldner in den Gremien im Kulturbereich, laut, energisch, überzeugt und selbstbewusst aufzutreten. Es müssten die Grenzen überschritten werden, nur so finde man heraus, was uns nicht nur lokal, sondern regional und auch national verbinde. Wir brauchten das Bewusstsein einer gemeinsamen Identität. Wenn wir nicht wüssten, wer wir sind, könnten wir allem anderen, dem Fremden und Neuen nicht ohne Angst und Abwehr begegnen.

Alle von uns würden Geschichten erzählen, weil ja das Leben Geschichten schreibe, meinte Elisabeth Zurgilgen zum Schluss. Aber es sollten doch aufregende Geschichten sein, von Angst und Mut, von Erfolg und Misserfolg, von Hoffnung und nicht zuletzt von Liebe. Und etwas Humor schade auch nicht. «Churz und guäd: Läbid, und machid um Himmels willä Gschichtä!»

Dürfen nach der gediegenen Feier strahlen: Jacquelin Holzern, Hochschule Luzern, Preisträgerin Elisabeth Zurgilgen, Regierungsrat Christian Schäli, Kulturbeauftragter Marius Risi (von links). 
Bild: Bild: Felix Wannemacher/PD (Sarnen, 29. 4. 2023)

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