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Sarnen

Kurzweil mit klassischer Musik – der Orchesterverein Sarnen spielt sein Frühlingskonzert

Ein Frühlingskonzert soll aus erfrischender Musik bestehen. Diese Vorgabe erfüllte der Orchesterverein Sarnen vollends.

Sarnen hat das Privileg, über verschiedene Konzerträume, welche für unterschiedliche Besetzungen geeignet sind, zu verfügen. Für eine Grossformation in klassischer Besetzung ist die Aula im alten Gymnasium schlichtweg ideal. An der Matinee des Orchestervereins Sarnen (OVS) wirkten unter der Leitung von Luca Fiorini am vergangenen Sonntag rund 20 Streicher, 10 Bläser und zuweilen ein Paukist mit. Dieses Verhältnis der Register erfrischte das Publikum in der voll besetzten Aula sowohl mit orchestrale Imposanz als auch mit kammermusikalischer Transparenz. Vor allem die vergleichsweise geringe Zahl der Streicherinnen und Streicher profitierte von einem Raumklang, welcher es ermöglichte, der exakt definierten Menge an Bläserinnen und Bläsern «Paroli zu bieten».

Das Fagott, ein Instrument welchem man gemeinhin eher wenig Eigendynamik zubilligt, entpuppte sich in «Mozarts Konzert in B-Dur KV 191» in der überwältigenden Interpretation von Federico Loy als ein wahrer Ausbund von klanglicher Konstanz und Spielfreude. Wie leichtfüssig, mit höchster Präzision und einer faszinierenden Körpersprache sich der in Sardinien geborene und hauptsächlich in der Schweiz und Italien wirkende Solist durch die Sätze Allegro, Andante und Rondo bewegte, war verblüffend. In Kombination mit der subtilen Begleitung durch das Orchester geriet bereits dieses Eröffnungsstück zu einem Höhepunkt der Matinee.

Federico Loy am Fagott, subtil begleitete vom Orchester.
Bild: Bild: Primus Camenzind, (Sarnen, 7. 5. 2023)

Ein Werk aus Londoner Zeiten

Josef Haydns «Sinfonie Nr. 93 in D-Dur» entstand im Rahmen der ersten Londoner Reise des Komponisten und wurde 1792 uraufgeführt. Beim OVS-Dirigenten Luca Fiorini fällt das Fehlen eines Dirigierstockes wohl niemandem auf. Seine Zeichengebung für das Ensemble bleibt auch so animierend und deutlich. Die Kompaktheit des Orchesters im einleitenden Tutti des Adagio-Satzes war dafür bezeichnend.

Der tänzerische Dreivierteltakt ist geprägt von Kontrasten zwischen lieblich und monumental. Das Largo des zweiten Satzes liess unter anderem der gefühlvollen Ausdrucksweise der Solistin an der Oboe und dem Solofagottisten freien Lauf, während das Höfische eines Gesellschaftstanzes dem nachfolgenden Menuett Farbe verlieh. Im finalen Presto nahm der OVS so richtig Fahrt auf und überzeugte durch spielerische Präzision und Rhythmik. Haydns Werk in der Vollbesetzung quittierte das Publikum mit anhaltendem Applaus.

Der Orchesterverein Sarnen mit Dirigent Luca Fiorini.
Bild: Bild: Primus Camenzind, (Sarnen, 7. 5. 2023)

Dirigent, Komponist und Musiker

Luca Fiorini zeichnet sich auch immer wieder als Komponist und Instrumentalist aus. Seine kurzweilige und filigrane «Petite Valse» mit einem Hauch von Freude und Wehmut interpretierte er an der Viola zusammen mit Konzertmeister Jonathan Gaus an der Violine und Elodie Thiery am Cello. Fiorini erwähnte in seiner Moderation die Ruhe dieses Tänzchens und kündigte bei der Gelegenheit seine zweite Komposition «Cercle limousine» an. «Da geht's wieder hektischer und mit Überraschungen voran.» In der Tat, im letzten Stück durfte der Orchesterverein Sarnen nochmals aus dem Vollen schöpfen. Originell, mit Humorvollem, Unerwartetem mit wirkungsvollen Bläsersequenzen, laufend wechselnden Tempi und sogar mit Streichermelodien von orientalischem Einschlag - so verabschiedete sich das Orchester von seinem dankbaren Publikum.

Das Trio der Solisten von links: Jonathan Gaus (Konzertmeister, Violine), Luca Fiorini (Dirigent, Viola) und Elodie Thiery (Cello).
Bild: Bild: Primus Camenzind, (Sarnen, 7. 5. 2023)

Die Entwicklung des OVS macht Spass. Seit Fiorini das Ensemble leitet und die Streicher in ihren Registern von kompetenten Stimmführerinnen und Stimmführern geformt werden, hat das Orchester enorm an Ausdruckskraft, Spielfreude und Präzision gewonnen. Ausserdem erweist sich die Zusammenarbeit unter anderem mit Instrumentalisten der Feldmusik Sarnen als Glücksfall. Es bleibt zu hoffen, dass der musikalische Nachwuchs - seien es Streicher oder Bläser - an einem Orchester mit diesen positiven Eigenschaften Gefallen findet.

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