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Amsteg

«Kühnste Erwartungen übertroffen»: Strahler präsentieren Jahrhundertfund

Die beiden Urner Berufsstrahler Franz von Arx und Elio Müller haben der Öffentlichkeit den dritten Jahrhundertfund vom Planggenstock präsentiert. Sie lockten damit rund 2100 Besucher nach Amsteg.

«Mystisch!», «unglaublich!», «unbeschreiblich!», «weltweit einzigartig!», «von einem anderen Planeten!». Das Publikum, unter ihnen auch Berufsstrahler und weltweit tätige Kristallhändler, hielt sich am Samstag und Sonntag nach dem Besuch der Mineralienausstellung in Amsteg mit Superlativen nicht zurück. In einem Punkt waren sich alle einig: Was Franz von Arx und Elio Müller im Jahr 2019 im Innern der Nordostwand des Planggenstocks auf rund 2500 Metern über Meer hoch über dem Göscheneralp-Stausee gefunden haben, übertreffe alles bisher Gesehene.

Zahlreiche Besucher kamen zur Ausstellung.
Bild: Bild: Angel Sanchez/PD

Diesmal sind es nicht Riesenkristalle wie bei den Funden von 2005 und 2008, sondern tiefrote Rosafluorite in einer unglaublichen Menge, von ausserordentlicher Grösse, enormer Qualität und unbeschreiblicher Perfektion. Die beiden Urner Berufsstrahler haben nach eigenen Angaben «ein paar Hundert Kilogramm» dieses äusserst seltenen Minerals gefunden. Am Wochenende waren die glänzenden Naturwunder in der neuen Werkstatt von Franz von Arx und Elio Müller im Grund in Amsteg zu bewundern.

Strahler findet keine Worte mehr

«Allein schon der Fund eines einzigen kleinen Rosafluorits stellt für mich das höchste aller Gefühle dar», meinte ein tief beeindruckter Hobbystrahler beim Verlassen der Ausstellung. «Aber das, was ich hier gesehen habe, übertrifft alle Erwartungen. Ich finde keine Worte mehr.» Experten sprechen bereits beim Fund eines Rosafluorits in der Grösse eines Apfels von einer Sensation.

Die schwerste Stufe, die Franz von Arx und Elio Müller 2019 am Planggenstock geborgen haben, wiegt jedoch über 100 Kilogramm. «Diese Rosafluorite sind wie von einem anderen Planeten», erklärte die Bündner Strahlerlegende Dosi Venzin – mit feuchten Augen. «Mein Strahlerherz zerspringt fast vor Freude.» Und er liess dieser Aussage mehrere mächtige und unüberhörbare Jauchzer folgen.

Die grösste, rund 100 Kilogramm schwere Rosafluoritstufe, die am Planggenstock gefunden wurde.
Bild: Bild: Angel Sanchez/PD

Auch Nichtstrahler zeigten sich von der mystischen Ausstrahlung der professionell platzierten und optimal ins Licht gesetzten Mineralien beeindruckt. Nicht wenige Besucher zogen gleich mehrmals an den Glasvitrinen vorbei, in denen neben den einzigartigen Rosafluoriten auch mehrere prächtige Bergkristalle ausgestellt sind.

Vergleich mit Picasso

Die Frage nach dem materiellen Wert des Planggenstock-Sensationsfundes wurde am Wochenende immer wieder gestellt. Sie blieb allerdings unbeantwortet. «Unschätzbar», sagte etwa Marcus Budil, ein weltweit tätiger deutscher Kristallhändler. Der in Monaco wohnhafte Experte zog allerdings einen vielsagenden Vergleich: «Die Prunkstücke, die Franz von Arx und Elio Müller hier präsentieren, sind bezüglich Stellenwert des Fundes vergleichbar mit der Möglichkeit eines Kunstsammlers, ein Gemälde von Picasso oder van Gogh zu erwerben.»

Die Präsentation des neusten Jahrhundertfunds vom Planggenstock stiess auf reges Publikumsinteresse.
Bild: Bild: Angel Sanchez/PD

Der Planggenstock hat bereits vor bald 20 Jahren weltweit Berühmtheit erlangt. Franz von Arx fand dort im Jahr 2005 zusammen mit seinem Berner Kollegen Paul von Känel jene Riesenkristalle, die als erster Jahrhundertfund in die Geschichte eingegangen sind. Sie haben über 140’000 Besucher zur Ausstellung in die Alte Kirche in Flüelen gelockt und können heute im Naturhistorischen Museum bewundert werden.

2008 machte von Arx mit seinem neuen Partner Elio Müller im riesigen Kluftsystem des Berges einen noch grösseren Fund. Die beiden Strahler konnten gut 2,5 Tonnen erlesenster Kristalle – mit einer Länge von bis zu 1,2 Metern und Stufen mit einem Gewicht von bis zu 500 Kilogramm – ans Tageslicht befördern. Dieser zweite Jahrhundertfund ist im Besitz einer Privatperson und war ab 2015 und bis 2022 im Museum Sasso da Pigna auf dem Gotthardpass zu bestaunen.

«Was wir 2019 gefunden haben, hat jedoch sogar unsere kühnsten Erwartungen übertroffen», sagte Franz von Arx am Freitagabend vor den geladenen Gästen. Und Elio Müller betonte: «Dass wir beide Sommer für Sommer die knochenharte Arbeit im Bergesinnern auf uns nehmen, hat nichts mit Sucht zu tun.» Es gehe auch nicht darum, die bisherigen Funde zu toppen, sondern es sei einzig und allein die echte Leidenschaft, die sie immer wieder an den Planggenstock ziehe. «Es scheint unsere gemeinsame Aufgabe zu sein, diese Kostbarkeiten und Wunderwerke der Natur ans Tageslicht zu bringen.» Dass der Berg noch eine vierte Weltsensation bereithalten könnte, schliessen die beiden Urner nicht aus.

Am liebsten gemeinsam präsentieren

Und was geschieht nun mit dem dritten Jahrhundertfund? «Schön wäre es, wenn die beiden Funde von 2008 und 2019 der Öffentlichkeit gemeinsam und dauerhaft präsentiert werden könnten – am liebsten natürlich im Urnerland», äusserten sich von Arx und Müller auf eine entsprechende Frage. Wie in Amsteg zu erfahren war, hat der Besitzer des Jahrhundertfunds von 2008 seine Bereitschaft signalisiert, die Kristalle als Leihgabe zur Verfügung zu stellen. Kurt Schuler, der Präsident der Korporation Uri, rief dazu auf, «diese riesige Chance für den Kanton Uri» gemeinsam zu nutzen. (pd/lur)

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