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Verkehr

Kriens: Volk soll über Velowege abstimmen

Der Krienser Stadtrat präsentiert einen Gegenvorschlag zur Initiative «Krienser Velonetz jetzt!». Konkrete Projekte für neue Velowege finden sich darin nicht.

Mit über 71 Prozent sagten die Stadtluzerner Stimmberechtigten im Mai 2022 Ja zur Realisierung eines Netzes von Velohauptrouten quer durch die Stadt. Das geplante Velonetz besteht aus separaten Radspuren, die mindestens 1,8 Meter breit sind. Es soll insgesamt 27 Kilometer umfassen und 2033 fertig sein.

Das Projekt geht auf die Volksinitiative «Luzerner Velonetz jetzt!» zurück. Eine ähnliche Initiative wurde auch in Emmen und Kriens eingereicht, ein Volksentscheid steht dort noch aus.

In Kriens/Emmen sind die Forderungen bescheidener

Die Initiativen «Krienser Velonetz jetzt!» und «Emmer Velonetz jetzt!» sind in ihren Forderungen viel weniger konkret als das Volksbegehren in Luzern. So verzichten sie auf Vorgaben bezüglich Breite der Velospuren und Umfang des Velonetzes. Sie fordern ein Netz von Velohauptrouten, das alle wichtigen Orte für Wohnen, Freizeit, Einkaufen und Arbeit verbindet. Es soll in Form von Radwegen, Velostrassen oder in Ausnahmefällen auch Radstreifen umgesetzt werden. Die Velospuren sollen, wo immer möglich vom übrigen Verkehr getrennt sein. Sie sollen genügend breit sein, damit ein Velo ein anderes überholen kann.

In Kriens stösst die Idee beim Stadtrat auf offene Ohren. Er will die Forderungen der Velonetz-Initiative im Strassenreglement festschreiben. Allerdings ist er mit der Umsetzungszeit von 10 Jahren nicht einverstanden. Das sei viel zu knapp, so der Stadtrat. Er lehnt die Initiative daher ab und präsentiert einen Gegenvorschlag, der eine Frist von 20 Jahren vorsieht.

Schachen-/Amlehnstrasse als Veloroute

Wie der Krienser Stadtrat die Initiative im Detail umsetzen würde, lässt er offen. In seinem Bericht und Antrag an den Einwohnerrat erwähnt er lediglich, was in Sachen Veloverkehr ohnehin schon in Kriens geplant ist: Das Gesamtverkehrskonzept sieht vor, mehrere Verbindungen als Velohauptrouten zu definieren – so etwa die Achse Schachen-/Amlehn-/Obernauerstrasse und die Horwer- und Schlundstrasse.

Eine Velofahrerin auf der Amlehnstrasse.
Bild: Bild: Dominik Wunderli (Kriens, 18. November 2022)

Wo es allenfalls weitere Velohauptrouten geben könnte, sagt der Stadtrat nicht. Mit dem Gegenvorschlag gehe es erst einmal darum, Verbindlichkeit zu schaffen, sagt der Krienser Bauvorsteher Maurus Frey (Grüne). «Er sichert eine verbindliche Umsetzung des Hauptroutennetzes mit der gleichen Frist, wie sie vom neuen nationalen Veloweggesetz festgeschrieben steht.»

Krienser Stadtrat lobt Kanton

Offen sind auch die baulichen Anforderungen an das künftige Velonetz in Kriens. Während die Stadt Luzern kürzlich verbindliche Standards etwa bezüglich Mindestbreite definiert hat, gibt es in Kriens noch nichts dergleichen. Der Gegenvorschlag des Stadtrats sieht zwar vor, dass man sich an den kantonalen Normen orientiert – doch selbst diese müssen erst noch erarbeitet werden. Eine Studie im Auftrag des Kantons empfiehlt für Velospuren eine Breite von 1,5 bis 3,2 Metern. Konkrete Vorschriften wird es aber erst mit dem geplanten kantonalen Radroutenkonzept geben.

Maurus Frey findet trotzdem lobende Worte für den Kanton, der jetzt wirklich zügig vorwärtsmache. Gleichzeitig warnt er davor, dass die Suche nach verbindlichen Normen den Ausbau des Velonetzes bremsen könnte. Denn entscheidend sei weder die exakte Breite eines Velowegs, noch dessen farbliche Beschilderung. Das wichtigste sei, sicher von A nach B zu kommen.

Pro Velo zeigt Krienser Mängelliste

Bei den Initianten der Velonetz-Initiative reagiert man erfreut auf die Pläne des Krienser Stadtrats, wie Korintha Bärtsch, Co-Präsidentin von Pro Velo, sagt. «Was uns aber noch fehlt, ist ein Massnahmenplan, der auch Prioritäten festlegt und vor allem die Sicherstellung der Finanzierung.» Handlungsbedarf sieht Pro Velo vor allem bei der Schachen-/Amlehnstrasse: Diese sei «in keiner Weise den Anforderungen einer Velohauptroute gewachsen», so Bärtsch. Zu dieser Strecke erhalte Pro Velo die meisten Fragen und negativen Rückmeldungen von Mitgliedern. Dringend sei auch der Anschluss des Freigleis ans Gebiet Kleinfeld/Zentrum sowie die Weiterführung vom Mattenhof Richtung Pilatusmarkt/Horw.

Der Krienser Einwohnerrat wird im Dezember über die Velo-Initiative und den Gegenvorschlag diskutieren. Eine Abstimmung ist für 2023 geplant.

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