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Luzern

Kollektiv Dionysos und der verstörende Blick hinter die Kellertüre

Das Kollektiv Dionysos präsentiert als zweite Produktion ein Kammerspiel, das Züge eines Psychothrillers aufweist.
Das Ensemble des Kollektivs Dionysos bei der Generalprobe zum Stück «Du Teufel». (Bild: Manuela Jans-Koch (Luzern, 9. Januar 2020))

Yvonne Imbach

Der Spielort «im Kulturkeller Winkel» an der Winkelriedstrasse 12 in Luzern kann als Glücksgriff für die zweite Produktion des jungen Theaterkollektivs Dionysos gewertet werden. «Wir haben das Stück ‹Du Teufel› aus der Feder von Martin Kroissenbrunner auf Schweizerdeutsch übersetzt und als Spielstätte einen Keller gewählt», erklärt Regisseur Noah Beeler. «Das Ambiente eines Kellers ist düster und beengend. Dies entspricht unserem Bühnenkonzept», so Beeler.

In der Tat schluckt man zuerst leer, wenn man im Kellerlokal Platz genommen und einen ersten Blick auf das Setting erhascht hat. Zentrales Element ist ein grosses Holzkreuz. Eine Jesusfigur, Kerzen, alte Teppiche und Möbel sowie eine wirr verkritzelte Wand lösen unweigerlich ein ungutes Gefühl aus.

Man vergisst beinahe, zu atmen

Schon in der ersten Szene geschieht Heftiges: Ein Mann schleppt eine gefesselte und geknebelte Frau in den Raum, streut weisses Pulver kreisförmig um sie und lauert schweigend auf ihre Reaktion. Wie in einem Psychothriller steigt die Anspannung: Was passiert mit der armen Frau? Man kann nicht wegsehen und vergisst dabei beinahe, zu atmen.

Es stellt sich heraus, dass die Frau mit Namen Sandy mit ihrem Freund Gautschi dessen Bruder Roman besucht, der alleine im Elternhaus lebt. Sie gerät mitten in ein dunkles Kapitel Familiengeschichte einer katholischen Exorzistenfamilie. Gautschi befreit zwar seine Freundin, ist aber hin- und hergerissen, ob er seinen Bruder wegen dessen Psychose einweisen lassen soll. «Unsere Mutter sah schon in allen Menschen den Teufel. Dies wurde uns von klein auf eingetrichtert!» Sandy erklärt sich schliesslich bereit, sich Prüfungen zu stellen, um zu beweisen, dass sie «rein» ist. Catherine Claessen, Roman Hostettler und Raphael Schmitz zeigen ein hochambitioniertes Spiel, in dem sie auch körperlich sehr weit gehen. Es wird gekämpft, gespuckt, gefesselt und geflucht. Keine leichte Kost, aber höchst beeindruckend.

Premiere Freitag 10. Januar 2020 um 20 Uhr, weitere Aufführungen am 11. und 17. Januar je um 20 Uhr. Im Kulturkeller Winkel. Reservation unter www.winkel.lu

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