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Luzern

Kindheitserinnerungen an das Restaurant Maihöfli in Luzern

Der Eigentümer des Wirtshauses Maihöfli in der Stadt Luzern hat ein Buch mit Texten und Zeichnungen verfasst – über eine Zeit, als es in Luzern noch Trams gab und und das Bier mit Ross und Wagen herangefuhrt wurde.
Das waren noch Zeiten in Luzern, als die Brauerei das Bier mit Ross und Wagen zur Beiz brachte. Vorne der Pöstler.                                                       Zeichnung: Charles Baumann

Hugo Bischof

Ein kleiner Bub sitzt mit einem Teddybären auf einem Jassteppich am Boden. Um ihn herum sind Frauen in Schürzen am Arbeiten. Eine wäscht ab, eine bereitet etwas zu, eine trägt auf einem Tablett vier gefüllte Biergläser und ein Kaffeeglas zur Tür hinaus. Eine Frau, seine Mutter, beugt sich zum Buben hinunter und reicht ihm ein Guetzli. Es ist ganz offensichtlich eine Szene aus einer Wirtshaus-Küche. Sie ist mit einfachen Strichzeichnungen wunderbar lebendig dargestellt und Teil eines speziellen Bild- und Textbuchs.

Gezeichnet und geschrieben hat das Buch Charles Baumann. Der heute 67-Jährige zeigt darin auf liebenswerte Weise einige Stationen aus seinem Leben in der Stadt Luzern. Charles Baumann ist Besitzer der Liegenschaft mit dem Restaurant Maihöfli an der Maihofstrasse 70. Sein Grossvater übernahm das Haus 1920. Es blieb bis heute in Familienbesitz. Charles Baumanns Mutter wohnt noch immer dort. Das Restaurant ist aber seit 20 Jahren verpachtet. Im Mai dieses Jahres hat ein junges kreatives Viererteam dieses übernommen.

Seine Enkel nennen ihn «Papus»

Das «Maihöfli» ist eine Quartierbeiz im besten Sinn des Worts. Charles Baumann hat hier grosse Teile seiner Kindheit und Jugendzeit verbracht. Davon erzählt er in seinem Buch auf 48 Seiten mit 24 ganzseitigen Zeichnungen. Baumann war bis zu seiner Pensionierung Zeichenlehrer an der Kantonsschule Reussbühl. Er hat drei Kinder und vier Enkelkinder. «Mit meinem Buch will ich ihnen etwas über meine eigene Kindheit erzählen», sagt er. Seine Enkel nennen ihn «Papus». Daher der Titel des Buchs: «Als Papus ein kleiner Bub war».

Das Buch enthält einen Fundus spannender Erinnerungen und Anekdoten, die viele Luzerner interessieren dürften. Baumann erzählt nicht nur von der Beiz, sondern auch vom sonstigen Alltagsleben. Etwa von der Primarschulzeit. Es gab damals noch reine Buben- und Mädchenklassen. Streng in Zweierreihen angeordnet, sitzen die Schüler und lauschen mehr oder weniger aufmerksam dem Lehrer an der Wandtafel vorn. Was für ein Unterschied zu heute, wo der Frontalunterricht individuellerem Lehren Platz gemacht hat!

Im Seitenwagen im rotlackierten Indian-Töff

«Indianerlis» im Wald ist eine weitere Szene. Zu sehen ist auch, wie die Buben damals im Tram auf heute nostalgisch wirkenden hölzernen Hochbänken mitfahren – ja, Trams gabs damals noch in Luzern. Dann gibts auch den Schwimmunterricht im Seebad, bei dem der nasse Korkgürtel von Schüler zu Schüler weitergereicht wird. Dazu eine Zeichnung von Papus im Seitenwagen «im rot lackierten Indian-Töff des stadtbekannten John Stauffer». Und Brauereimänner, die mit Ross und Wagen bei der Beiz anhalten. Oder Buben, die in einer langen Kolonne die Quartierstrasse bis zum Rotsee und auf diesen hinaus schlitteln.

Charles Baumann realisierte das Buch im Eigenverlag. Zuerst druckte er zehn Exemplare, die er seiner Familie zu Weihnachten schenkte. Das Buch kam so gut an, dass er weitere 300 Exemplare druckte. Interessierte können es demnächst an einer Vernissage im «Maihöfli» kaufen.

Charles Baumann: Als Papus ein kleiner Bub war. Buchvernissage Samstag, 8. September, 14 bis 17.30 Uhr im «Maihöfli». Ab dann kann man das Buch kaufen. Preis: 30 Franken. Nicht im Buchhandel erhältlich.

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