An der Abendkasse des Theaters Uri standen am Samstagabend auch noch kurz vor Spielbeginn Wartende an, die eines der letzten Tickets ergattern wollten. Der Saal war bis auf wenige letzte Plätze ausverkauft. Die Altersgruppenverteilung konnte breiter nicht gefasst sein, sodass von Crop-Top-Trägerinnen mit Energy-Dose in der Hand bis hin zur Altherrenschaft in eleganter Abendgarderobe in Altdorf alles vertreten war.
Und während sich das bunt gemischte Publikum auf den Plätzen einfand, füllte sich der Saal langsam mit Rauch –ganz nach Plan dank Nebelmaschine und umso mehr in Rockstar-Manier. Die Setlist war für die Besucherinnen und Besucher übrigens eine Überraschung, denn ein Programmheft gab es nicht. Stattdessen wurde der Abend von einem sympathischen Ansager geleitet, der die Jugendlichen von «Embrace the Passion» treffend als «junge Ferraris» bezeichnete, die, wie sich herausstellte, keineswegs nur die Vorband der «alten Porsches», dem Theater Uri Hausorchester, waren.
Den ersten Teil des Abends übernahm die jüngere Generation und startete mit einem Stück, das für sich selbst sprach: «Let me entertain you» von Robbie Williams. Das Ensemble leitete Claudio Einhorn, und auch wenn die Musikerinnen und Musiker klassisch in Schwarz die Bühne betraten, war ein Hauch von Trotz und Revolution nicht zu übersehen. Hier eine rote Krawatte, da die roten Socken und auch eine leuchtend rote E-Gitarre strahlten von der Bühne.
Das Highlight war eine ausgezeichnet arrangierte Darbietung des Bond-Titelsongs «Skyfall», das im Original von Adele gesungen wird. Neben Adaptionen von Songs aus der Moderne, wie von Bruno Mars, und Klassikern, wie «Eye of the Tiger», standen auch Überraschungen, wie «Shudder before the Beautiful» der Symphonic-Metalband Nightwish auf dem Programm. Nach Elton Johns «I’m still standing» konnten sich die Zuschauer nicht mehr halten und bedankten sich mit Standing Ovations für die tolle Show.
Die Leidenschaft, gemeinsam zu musizieren
Doch die «alten Oldtimer-Porsche» nahmen den Fehdehandschuh nach der Pause gekonnt auf und verteidigten ihren Platz mit formidabler Bühnenleistung. Dabei war die jahrelange Übung nicht überhörbar und die Programmauswahl unter der Leitung von Michel Truniger weder eingefahren noch monoton.
Die Darbietung begann erst recht nostalgisch mit dem «Oldie but Goldie» «Sussudio» von Phil Collins und einem eher lang gezogenen Bigband-Arrangement. Doch im krassen Gegensatz dazu folgte ein beschwingtes «Beggin» des Eurovision-Song-Contest-Gewinners 2021 Måneskin. Der Urner Sänger Daniel Beltrametti präsentierte auch einen eigenen Song «October 19», bei dem vor lauter Herzschmerz nicht nur einer oder eine gerne das Feuerzeug zum Mitschunkeln gezückt hätte. Abwechslung brachte bekannte Filmmusik aus dem Brad-Pitt-Klassiker «Meet Joe Black», die fliessend und völlig mühelos in einen Remix des Titels «Still D.R.E.» der Rapper-Ikone Dr. Dre überging.
Die Stimmung während der gesamten Veranstaltung war fantastisch und auch die Lasershow mit kreativer Bühnenbeleuchtung sorgten für eine unterhaltsame Alternative zum «Couchpotating» am Samstagabend. Die jungen Wilden sind den etwas weniger jungen Hasen musikalisch definitiv auf der Spur, aber zusammen haben sie es geschafft zu zeigen, wie cool klassische Musik sein kann, wenn man bei einer mannigfaltigen Programmauswahl den richtigen Ton trifft.
Kommentare
Zu diesem Thema wurden noch keine Kommentare geschrieben.